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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Lächeln in mein Gesicht.
    Die eine war jung wie Eis am Stiel und blond mit violetten, hellgrünen und gelben Spangen im Haar, glitzernd lackierten Fingernägeln und hellgrünem T-Shirt, das die muskelarmen Schultern und ein Paar bombiger Brüste und breite Hüften betonte. Die andere war die Gefährlichere. Sie bekämpfte die ungünstigen Auswirkungen der Menopause auf die Figur mit einer Tupperschüssel voller Müsli.
    »Nerz«, verbeugte ich mich und wedelte mit meinem bläulichen Judoausweis, »Buchprüfer des Finanzamts Reutlingen. Ich komme wegen der Umsatzsteuernachschau.«
    Das Eis am Stiel schaute groß.
    »Aber der Chef ist nicht da«, antwortete die Menopau se. »Wieso rufen Sie nicht vorher an?« Sie hatte offenbar schon einmal in einem Büro gearbeitet.
    »Aber Sie wissen doch, Frau äh …«
    »Bentle.«
    »Angenehm, Frau Bentle. Sie wissen doch, seit drei Jahren haben die Prüfer des Finanzamts die Möglichkeit, ohne Vorankündigung während der Geschäftszeiten die Räume und Grundstücke des Steuerpflichtigen aufzusuchen und Einblick in die Unterlagen zur Umsatzsteuer zu nehmen.«
    »Das muss der Chef entscheiden.« Sie langte nach dem Telefon.
    »Rufen Sie ihn ruhig an, Frau Bentle, aber Ihr Chef kann da nichts entscheiden. Die Umsatzsteuernachschau ist keine Außenprüfung im Sinne der Abgabenordnung. Festgestellt werden nur umsatzsteuerliche Sachverhalte hinsichtlich der Unternehmensexistenz und des Vorhandenseins von Anlage- und Umlaufvermögen.« Ich wurde gemütlich. »Schauen Sie, Frau Bentle, ich sollte halt einfach feststellen, ob die Natra existiert und ob es die Möbel und Einrichtungen gibt, für die Sie sich die Umsatzsteuer haben zurückerstatten lassen. Es gibt leider eine Menge schwarzer Schafe, die wo Fantasierechnungen ausstellen, gell.«
    Das Eis am Stiel hing gläubig an meinen Lippen. Vor ihm auf dem Tisch lagen diverse zuckerbunte Zeitschriften. Frau Bentle hingegen vertrieb sich die Zeit mit der Lektüre eines Buchs über Trennkost. Sie griff nach dem Telefon und tippte eine Nummer mit 0 und 1 davor, also eine Handynummer.
    »Guten Tag, Herr Schorstel«, begann sie routiniert ein Band zu besprechen, »hier spricht Frau Bentle. Es ist jetzt elf Uhr zwanzig. Da ist ein Herr …«
    »Nerz.«
    »… vom Finanzamt Reutlingen. Der will eine … äh …«
    »Umsatzsteuernachschau.«
    »… eine Umsatzsteuerbeschau durchfuhren. Ich weiß jetzt gar nicht, was ich da tun soll. Wenn Sie vielleicht schnellstmöglich zurückrufen könnten. Danke.« Sie legte auf und blickte mich mit ihren vorstehenden Dachsaugen an. »Das könnte jetzt eine Weile dauern. Vielleicht haben Sie woanders noch etwas zu erledigen.«
    »Frau Bentle, noch einmal«, sagte ich leicht ungehalten. »Ich werde nicht auf Ihren Chef warten. Die Umsatzsteuernachschau erfordert nicht die Anwesenheit des Geschäftsführers. Vielmehr haben Sie mir unverzüglich auf Verlangen Aufzeichnungen, Bücher, Geschäftspapiere und andere Urkunden vorzulegen und Auskünfte zu erteilen. Rufen Sie den Steuerberater der Natra an, der wird Ihnen das erklären.«
    »Gott, ich weiß doch gar nicht, wer das ist!« Immerhin kam sie von selber darauf, in den Akten nachzuschauen. Die Buchhaltung der Natra bestand aus ganzen fünf Ordnern, die hinter einer Doppeltür in einem sonst gänzlich leeren Schrank standen. Während Frau Bentle in den Warteschleifen eines offensichtlich größeren Steuerberatungsbüros hing, hatte ich Gelegenheit, mich dem Mädchen zuzuwenden.
    »Frau …«
    »Sabine Busen«, antwortete sie und schaute mich an, als würde sie den nächstbesten Wichser nehmen, der sie aus dem Gefängnis dieses Nachnamens und des Büros entführte, wo sie seit einem halben Jahr dieser Menopau se gegenübersaß und sich gegen die Gewalt der Trennkost mit Frisurrezepten wehrte.
    »Frau Busen, hätten Sie wohl für mich einen Tisch oder einen Raum, wo ich ein Stündchen ungestört …«
    Die Torte erhob sich eilfertig aus dem Bürodrehstuhl und offenbarte einen Kutschpferdhintern, den die knappen Jeans kaum bewältigen konnten. Das T-Shirt über ein Arschgeweih hinabzippelnd ging sie voraus in einen Konferenzraum, der nach frisch geleimten Möbeln und Teppichboden roch. Alles vom Feinsten, Kirschholz und Freischwinger mit Leder.
    »Sehr schön!«, sagte ich. »Dann bringen wir es hinter uns, würde ich sagen. Übrigens, wenn es nicht als Unverschämtheit empfunden wird, ein Kaffee wäre schon recht.«
    »Oh, ja, natürlich. Gern.« Sie verlor

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