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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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schon ein bisschen ermittelt.«
    »Nein. Aber Schorstel hat mich um Rat gefragt. Den ich ihm natürlich nicht geben konnte. Er ist aber entschlossen, Räffle den Auftrag nur dann zu erteilen, wenn damit zu rechnen ist, dass die nachher erbrachte Leistung auch dem Angebot entspricht. Also, wenn er tatsächlich einen Sprengmittelingenieur hat. Räffle hat in sein Konsortium bereits eine Firma eingegliedert, die aus sechs Mann und hochmodernen Geräten zum Aufspüren und Beseitigen von Kampfmitteln besteht. Ihr operativer Leiter ist ein ehemaliger Bundeswehroffizier mit bester Ausbildung und viel Erfahrung. Die hat er in Afghanistan gesammelt. Nur, dass der derzeit nicht aufzutreiben ist. Angeblich auf Urlaub auf Mallorca, der aber nur vierzehn Tage hätte dauern sollen.«
    »Und als Leiche sollte er natürlich auf keinen Fall auftauchen«, bemerkte ich, »solange das Vergabeverfahren nicht abgeschlossen ist.«
     

13
     
    Janette schnitt Rhabarber im Garten. Sie wischte sich die Hände an den Jeans ab, als Richard und ich über das Rasenhandtuch schritten. Ich beneidete sie um das Vorrecht, ihre Hinterbällchen anfassen zu dürfen.
    »Krieg ich?«, rief Laura und langte nach dem Kü chenmesser in Janettes Hand.
    »Aber schneide dich nicht.«
    »Das ist Richard Weber«, präsentierte ich. »Und das ist meine Schulfreundin Janette Bayer.«
    »Hallo, Janette«, sagte er, streckte ihr die Hand hin und klärte sofort die Anrede. »Du schreibst für das Reutlinger Tagblatt , nicht?«
    Sie nickte erfreut, die Knöpfe an seinem Jackett zählend – einer weniger als an Florians, das ich trug –, und entschied sich augenblicklich für ihn. Hätte ich einen meiner eigenen Anzüge getragen, so hätte ich das Pfau enradschlagen nicht verloren.
    »Dann habt ihr euch also am Ende doch noch gefunden!«, lächelte sie geblümt. »Und Sie sind also … äh … du bist Lisas …«
    Glücklicherweise schnitt sich Laura in den Finger, bevor Janette das Wort Freund oder gar Lebensgefährte mit Verwunderung darüber aussprechen konnte, dass einer wie er sich mit einem Mummenschanz wie mir abgab.
    »Kannst du nicht aufpassen!«, schimpfte Janette und riss dem Kind das Messer weg. Tränen und Geschrei spratzten waagrecht aus dem Gesichtchen.
    »Oh, das tut aber weh!«, sagte Richard und ging in die Hocke. »Hallo, Laura. Ich heiße Richard.«
    Laura vergaß Blut und Tränen, verbog die Arme auf ihrem Rücken und lächelte verschämt.
    »Es gibt ein Geheimnis«, behauptete er, »damit man sich mit einem Messer nicht schneidet. Willst du es wissen?«
    Laura nickte.
    »Man hält die Schneide immer weg von sich. So!« Er nahm Janette das Messer fort und stieg mit Laura in den Rhabarber, der in der Gartenecke krautete. Richard fand stets Zugang zu Kindern. Janettes Stutenaugen bekamen Schmelz.
    »Ich habe ihn mitgebracht, weil er ein paar Fragen zu der verschwundenen Leiche hat«, erklärte ich.
    »Dann ermittelt er?«
    »Nein, du weißt doch … Staatsanwälte haben auch ih re Ressorts. Richard ist für Wirtschaftsstrafsachen zustän dig. Aber er hat eine Idee, wer der Tote sein könnte.«
    »Das reicht jetzt, Laura!«, rief Janette über das Rasenhandtuch zum erziehungsfreien Komplott hinüber. »Das ist genug für den Kuchen.«
    Richard fischte Laura das Messer aus der Hand und sammelte die elchschaufeligen Blätter ein. Janette eilte ihm zu Hilfe und führte ihn hinüber zum Kompost, der in genau den Behälter eingebrettert war, den der Bauer mir in Laichingen hatte andrehen wollen. Sie köpfte die Blätter von den Stielen. Laura ließ sich unterdessen auf den Rasen fallen und begann sich Schuhe und Strümpfe auszuziehen.
    »Das ist doch viel zu kalt!«, rief Janette. »Zieh die Schuhe bitte wieder an, Schatz.«
    »Wolltest du Janette nicht ein paar Fragen zu der Lei che stellen, Richard?«, fuhr ich zwischen die Blätter.
    »Ja?«, sagte Janette mit Augenaufschlag.
    »Ein schöner Garten ist das«, bemerkte Richard und blickte sich um. »Erdbeeren, Holunder, Rhabarber, Johannisbeeren, Stachelbeeren! Meine Eltern hatten auch einen Garten. Ah, und ihr habt sogar Bärlauch.«
    Der wilde Knoblauch stand dort, wo dicht über Grund die Bienen summten und sich an weißen Blüten betranken. Und schon war Laura von einer Biene gestochen worden. Janette drückte mir die restlichen Rhabarberwe del in die Arme, griff sich die Kleine und schleppte sie über die Terrasse ins Haus.
    »Tja«, bemerkte Richard. »Kind sein ist keine Freude. Vor allem, wenn

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