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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ganz anders aussahen. Und geschah dies, dann würden sie in Schwierigkeiten geraten. In ernstliche Schwierigkeiten.
    Sie mussten den Mut aufbringen, es zu tun - diesen Scolar anzugreifen.
    Für einige Zeit saßen sie schweigend nebeneinander, während Scolar ungerührt seinen Drachen weiter nach Nordwesten befehligte. Roya wusste nicht, wie lange so ein Flug dauerte, aber da sie erst übermorgen am Vormittag in Hegmafor ankommen sollten, würden sie heute und morgen Nacht sicher irgendwo landen, um zu rasten. Vielleicht ergab sich dann eine Möglichkeit, Scolar loszuwerden.

23 ♦ Quantar
     
    Als Leandra im Morgengrauen erwachte, war ihr klamm und kalt. Besonders ihr rechtes Ohr ... Ruckartig fuhr sie in die Höhe.
    Der Hund hatte sich an sie herangerobbt und ihr seine besondere Zuneigung auf hündische Art angedeihen lassen. Halb belustigt und halb abgestoßen wischte sie sich das Ohr ab, woraufhin der Hund ein klägliches Winseln hören ließ.
    »Ein seltsames Tier«, kommentierte Hellami.
    Leandra sah auf. Ihre Freundin war ebenfalls schon wach, lag noch still und sah mit sanftem Blick zu ihr herüber. Sie hatte sich bis zum Hals fest in ihre Decke gewickelt, nur die Finger ihrer rechten Hand sahen oben hervor.
    »Gut geschlafen?«
    »Geht so. Ich fürchte, der Hund hat mir einen Floh vermacht. Irgendwas zwickt mich am Bein.«
    Leandra lachte leise auf. »Danke für die Warnung!«, sagte sie und schob den Hund davon. Er kauerte sich auf den Boden, legte den Kopf auf eine seiner riesigen Vorderpranken und schnaubte. Leandra beobachtete ihn belustigt.
    »Ist es wahr«, fragte Hellami, die hinauf zum Himmel starrte, »dass die Menschen früher mal da oben gelebt haben? An der Oberfläche der Welt?«
    Leandra blinzelte. Schon wieder so eine Frage. Eine Frage, die untypisch für Hellami war; eine von der Sorte, die eigentlich niemand stellte. Dennoch, Leandra begrüßte sie, denn sie hatte sich schon immer jemanden gewünscht, mit dem sie sich über so etwas unterhalten konnte. Sie sah ebenfalls zum Felsenhimmel auf. Allerdings war nicht viel von ihm zu sehen. Es war noch nicht sehr hell und dicke, grauweiße Wolken hingen dort. Vom beginnenden Sommer war im Augenblick nichts zu spüren. Es war deutlich kälter geworden und die Wolken über ihnen drohten mit einem erneuten Unwetter.
    »An der Oberfläche? Wie kommst du darauf?«
    »Stimmt das denn nicht? Hast du noch nie davon gehört?«
    Leandra nickte. »Doch, doch. Es gibt viele Überlegungen darüber. Eigentlich eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Als Kind habe ich immer davon geträumt, das eines Tages mal herauszufinden. Ich wollte einen Felspfeiler hinaufklettern, eine Spalte finden und bis hinauf an die Oberfläche steigen.«
    »Und?«
    Leandra lachte auf. Hellami stellte manchmal Fragen von bezaubernder Einfalt. »Hab ich leider immer noch nicht geschafft. Hatte nicht das richtige Schuhwerk für die Kletterei!« Leandra fand ihren Witz gut, aber Hellami verzog keine Miene. Sie schien ein wenig abwesend zu sein.
    »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein Leben an der Oberfläche. Ohne den Felsenhimmel!«, sagte sie verträumt.
    »Ich eigentlich auch nicht«, gab Leandra zu. »Aber sollte dieser ganze Mist mit Chast irgendwann einmal vorbei sein, dann möchte ich mich solchen Fragen widmen. Irgendwo muss es alte Schriften geben, die davon berichten, was vor vielen tausend Jahren war. Munuel sagte mir einmal, dass die Geschichte unseres Volkes -sogar der gesamten Höhlenwelt - nur fünftausend Jahre zurückreicht. Davor gab es ... nichts. Und das kann eigentlich nicht sein.«
    Hellami antwortete nicht, und als Leandra zu ihr blickte, sah sie, dass Hellami die Augen schon wieder geschlossen hatte. Sie ließ sich zurücksinken und legte sich so, dass sie ihre Freundin im Blickwinkel behielt. In diesem Moment spürte sie, dass noch immer alles da war - die alte Liebe, die sie für Hellami empfand, und auch die Sehnsucht nach ihrer Berührung.
    Trotz allem, was sie bisher erlebt hatte, vermochte sie sich vermutlich dennoch nicht vorzustellen, wie es war, wenn man aus dem Reich der Toten zurückgeholt wurde. Zu der Zeit, da Ulfa sie selbst von ihrer Lähmung geheilt hatte, war sie durchaus noch ein lebendiger Mensch gewesen. Aber Hellami - und das wusste Leandra nur allzu gut - hatte bereits die Schwelle überschritten. Für kurze Zeit nur, aber es war geschehen.
    Sie musste Geduld mit ihr haben. Es würde dauern, bis sie diesen Schock überwunden hatte -

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