Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Großmeisters, die ihn dazu verführte. »Das ... ist wahre Magie!«, rief er aus, hob beschwörend die Hand und stand auf. »Diese verflixte Adeptin! Ich möchte wirklich wissen, wie sie das macht!«
Karras' Gesicht wurde immer länger. »Klingt beinahe, als hättet Ihr eine Menge Spaß dabei, Hoher Meister!«, knurrte er in einem Tonfall, der eine Mischung aus Vorwurf und Erstaunen war.
»Darauf kannst du wetten!«, rief Chast gut gelaunt aus. »Ich kann es gar nicht erwarten, sie wieder zu sehen. So sehr sie mich auch piesackt, dieses kleine Miststück, so erhebend ist letztlich auch der Wettstreit mit ihr. Verstehst du das?«
Er fuhr herum und starrte seinen Großmeister herausfordernd an. Der mangelnde Feinsinn jedoch, der aus Karras' Augen sprach, ließ Chast einen gequälten Seufzer ausstoßen. Beklagenswert, sagte er sich, dass es hier niemanden gab, mit dem er die unterschwelligen Freuden eines Lebens als Bösewicht teilen konnte. Er winkte enttäuscht ab.
»Hast du die Grotten durchsuchen lassen?«, fragte er.
Karras sah ihn erstaunt an. »Durchsuchen lassen? Wozu? Sie ist doch bereits hier!«
Chast verzog das Gesicht. Dann bekam er plötzlich Lust, sich an Karras für dessen tumbe Wesensart zu rächen. Er wusste auch schon wie.
»Ist dir nicht aufgefallen, wie man die Grotten betritt? Unbekleidet! Das dürfte im Frauenbereich kaum anders sein als bei den Männern!«
Karras verstand immer noch nicht.
Chast stöhnte. »Wer ohne Kleider hineingeht, kommt auch ohne Kleider wieder heraus. Kannst du mir folgen?«
»Äh ... ja!«
»Fein. Sie kann also nicht in ihren Kleidern in die Stadt gekommen sein, nicht wahr? Und sie ist sicher auch nicht nackt von Angadoor bis hierher nach Savalgor marschiert, was meinst du?«
Karras schüttelte den Kopf. Chast fragte sich, ob er diesem gefühllosen Gesellen, der Leandra nie gesehen hatte, die Bemerkung zuteil werden lassen sollte, wie schön sie im landläufigen Sinne war - wie sehr er, dieser untersetzte, unansehnliche Karras, sich die Finger danach geleckt hätte, eine Frau wie Leandra nackt sehen zu können. Chast entschied sich missmutig dagegen. Vermutlich hätte Karras nur teilnahmslos die Schultern gezuckt.
Chast seufzte. »Wenn sie also unbekleidet die Quellen wieder verlassen musste«, leierte er tonlos herunter, »dann müssen ihre Kleider und ihre Ausrüstung, die sie mit nach Savalgor brachte, noch irgendwo in den Quellen liegen, oder?«
Karras war nicht dumm. Er hatte natürlich begriffen, was Chast meinte. Deswegen machte seine folgende Frage auch Sinn: »Nun gut, Meister, da habt Ihr sicher Recht. Aber sind ihre Sachen so wichtig? Ein paar Kleider, ein Rucksack, eine Waffe vielleicht ...?«
»Es geht um das Schwert«, sagte Chast und richtete sich auf. »Ihr magisches Schwert - die Jambala. Ich weiß immer noch nicht, ob sie es noch hat. Wenn ja, dann wird es jetzt wahrscheinlich irgendwo in den Grotten versteckt sein, verstehst du?«
Karras nickte missmutig.
»Du nimmst dir jetzt eine Hundertschaft Soldaten und durchkämmst mit ihnen diese Quellen von Quantar, verstanden?«
Karras wirkte ungläubig. »Ihr meint, Hoher Meister ... ich soll selbst mit dort hinunter gehen?«
»Ja, allerdings!«, fuhr Chast ihn an. »Sieh dir ruhig mal ein paar schöne Frauen an, du stumpfsinniger Bock! Vielleicht geht dir dann auf, dass es noch etwas anderes als Kampfmagien gibt!«
Karras war nun völlig verdattert und Chast wusste, dass seine Anordnung wie auch seine Wut auf Karras nicht viel Sinn ergaben. Aber das war immerhin das Privileg eines Hohen Meisters: Man konnte hin und wieder Befehle aus reiner Willkür erteilen.
»Sollte irgendjemand dort unten ein Schwert finden«, fügte Chast hinzu, »dann darf er es keinesfalls anfassen! Verstanden? Sichere es mit deiner gesamten Hundertschaft und hole mich! Ist das klar?«
Karras, der sichtlich verärgert war, nickte dumpf.
Chast winkte ihn hinfort. »Also gut. Und nun verschwinde. Ich hoffe, du machst deine Arbeit diesmal besser.«
Karras blieb stehen. »Wenn sie dort unten wichtige Sachen haben sollte, dann wird sie sicher versuchen, sie wieder zu bekommen.«
Chast schnaufte und nickte dann anerkennend. »Gut. Das ist ein Punkt für dich. Also - nimm dir weitere Leute und sichere den Bereich. Du weißt schon - an all den besagten Punkten. Sichere ihn gut! Es könnte glatt sein, dass sie uns so in die Arme läuft.« Er nickte. »Ja, das ist eine gute Idee. Du hast deine Scharte wieder ausgewetzt,
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