Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
nach Angadoor aufgebrochen war, wurde sie ständig von Männern verfolgt, die ihr nach dem Leben trachteten, aber nun hatte sie sich zum ersten Mal wirklich gewehrt.
Hellami bekam keine Zeit mehr zum Nachdenken. Plötzlich drangen die beiden anderen mit flammender Wut auf sie ein und verdoppelten ihren Kampfeifer. Hellami schrie auf und wich zurück, konnte sich nur mit äußerster Mühe verteidigen. Der Rundliche schäumte vor Zorn und hackte mit seinem Schwert auf sie ein, bis sich ihr Arm völlig taub anfühlte und sie glaubte, bald keine Kraft mehr zu haben, um das Schwert überhaupt noch halten zu können. Und es schien auch nicht so, als wollten sie sie bloß gefangen nehmen. Nein, sie forderten Rache für ihren Gefährten. Hellami war der Verzweiflung nahe.
Doch dann geschah etwas.
Sie bekam zuerst gar nicht recht mit, was es war, sah nur, wie ein abgetrennter Arm in hohem Bogen davonflog und der Rundliche, dem dieser gehört hatte, gurgelnd zu Boden sank. Dann erkannte sie, dass ein weiterer Mann hinzugekommen war - und das konnte nur ihren Tod bedeuten.
Doch der Mann kämpfte nicht gegen sie - er kämpfte gegen ihre beiden Gegner! Er war ein riesiger Kerl mit nacktem Oberkörper; seine Muskelstränge wirkten wie Schiffstaue, und er schwang ein Schwert, das beinahe so groß war wie Hellami selbst. Aber der Haarige erwies sich als zäh.
Hellami ließ sich erschöpft und keuchend ins flache Wasser sinken, stolperte dabei so weit zurück, dass sie nicht von einem zufälligen Hieb getroffen werden konnte, und beobachtete ungläubig den Kampf.
Die beiden Männer umkreisten sich lauernd, und immer wieder versuchte der Haarige rasche Ausfälle, um die Deckung des Hünen zu durchstoßen. Das aber gelang ihm nicht und Hellami begriff, dass der Haarige nur deswegen noch nicht verloren hatte, weil er sehr flink war und weil die Waffe seines Gegners so unerhört schwer war. Wenn er jedoch nur einen einzigen Treffer damit abbekam, würde es schnell mit ihm zu Ende gehen.
So kam es auch. Der Haarige stieß wieder vor, der Hüne wich zur Seite aus, drehte sich mit einer für einen so großen Mann erstaunlichen Behändigkeit und zog nach seiner Drehung sein Schwert voll durch. Er erwischte den Haarigen quer über den Rücken und Hellami sah entsetzt weg, als aus einer riesigen, klaffenden Wunde das Blut hervorschoss. Der Haarige stürzte nach vorn über einen Felsen, röchelte und blieb dann reglos liegen.
Der Riese stand keuchend da und ließ sein Schwert sinken. Sie erhob sich und starrte ihn unschlüssig an.
»Bist du Hellami?«, fragte er.
Sie nickte nur, konnte vor Überraschung nichts erwidern.
»Gut.« Schnaufend hob er die Hand. »Ich soll dich holen. Ich bin Jacko.«
Sie schluckte. »Jacko?«
Er nickte.
»Du meinst ... der Jacko ...? Der aus Unifar?«
Nun lächelte er leicht. »Ja, genau der. Leandra schickt mich. Wir müssen uns beeilen.«
Sie stieß ein langgezogenes Ächzen aus und ließ ihr Schwert fallen.
Er musterte sie und deutete dann mit der freien Hand auf ihren Bauch. »Nicht, dass du kein hübscher Anblick wärest, aber ... hast du nichts zum Anziehen ?«
Sie blickte an sich herab und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie nur.
Es dauerte zum Glück ein ganze halbe Stunde, ehe die nächste Angriffswelle kam. Aber wie Leandra vermutet hatte, waren nun Magier dabei. Die Anzeichen im Trivocum waren deutlich. Sie hatte ein zwiespältiges Gefühl - einesteils wissend, dass sie mit List und ihren neu erworbenen Fähigkeiten als Magierin durchaus wehrhaft, wenn nicht sogar eine ernst zu nehmende Gegnerin selbst für einen mächtigen Magier war. Andererseits aber war sie sich auch ihrer Mängel bewusst. Diesen abartigen Kerl da im Zimmer der Mädchen hatte sie nur mit einem Trick besiegen können - die Magie, die ihn umgebracht hatte, war vergleichsweise schwach gewesen - nur eine vierte Iteration. Sie fragte sich, ob solche Tricks ihr diesmal auch helfen würden.
Sie kauerte im Eingang des Roten Ochsen und beobachtete die Straße, an deren vorderem Ende sich etwas regte - diesmal kamen freilich keine Leute in breiter Front anmarschiert. Es lagen noch immer drei, vier reglose Gestalten dort unten auf dem Pflaster.
Bis zur Morgendämmerung mochten es noch gute zwei Stunden sein. Leandra war müde, obwohl sie gestern so lange geschlafen hatte. Vielleicht gerade deswegen. Sie hoffte, dass ihre Unkonzentriertheit sich nicht als verhängnisvoller Nachteil herausstellen würde. Aber wenn sie
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