Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Glück hatte, kamen Jacko und Hellami bald wieder und dann konnten sie von hier endlich verschwinden.
Sie beobachtete das Trivocum mit der Aufmerksamkeit, zu der sie noch fähig war - und die Anzeichen waren unmissverständlich. Nun existierten dort einige rohe Risse, was auf die Anwesenheit mehrerer Bruderschafts-Magier hindeutete. Sie stöhnte.
»Vendar!«, sagte sie über die Schulter. »Ich fürchte, wir werden eingekreist. Sieh mal nach Caan! Wenn sich dort im Hinterhof etwas regt, werden wir verschwinden müssen. Ich kann nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen!«
Statt einer Antwort von Vendar ertönte ein leiser Pfiff. Leandra blickte in die Richtung, aus der er gekommen war, konnte aber nichts erkennen. Vendar deutete in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern, der etwas weiter hinten auf der anderen Seite der Straße lag.
»He! Wir haben Glück! Das sind Leute von uns!«
Nun sah auch Leandra die Neuankömmlinge, sie winkten herüber. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. Zu dritt wäre es sehr schwierig geworden, den Roten Ochsen auch nur fünf Minuten gegen einen Angriff mehrerer Magier zu halten. Sie fragte sich, ob Jackos Bande ebenfalls über Magier verfügte. Wenn auch nur ein Novize bei dieser Gruppe dabei war, würde es ihre Arbeit um die Hälfte leichter machen.
Vendar winkte heftig, auf dass die Leute herüber kamen, doch als sich der Erste von ihnen anschickte loszulaufen, erhob sich Leandra beunruhigt. Sie hatte das Gefühl, als würden die Magier dort unten in den nächsten Augenblicken losschlagen.
Sie sah nach vorn, überlegte unschlüssig und setzte dann ein ziemlich starkes Aurikel einer Himmelsmagie - eine, der sie den besten Verteidigungseffekt zutraute, was auch immer der Gegner vorhatte. Und sie behielt Recht.
Während hinter ihr mehrere Leute über die dunkle Straße in Richtung des Roten Ochsen huschten, verdichtete sich ihr mächtiger Luftwall in der Mitte der Straße und schon im gleichen Augenblick donnerte vom anderen Ende mit beängstigender Geschwindigkeit eine grell leuchtende Feuerwalze heran. Sie war wie ein rollender Wall aus flimmernder Hitze und Flammen; ein tosendes Geräusch brandete heran und die Walze hinterließ links und rechts in der Gasse überall kleine Brandherde. Augenblicke später traf sie auf den Luftwall und ein tobender Glutorkan erhob sich in der Mitte zwischen den Häusern.
Leandra fuhr zurück, als eine glühende Hitzewelle über sie hinwegstrich. »Sind die verrückt?«, schrie sie entsetzt. »Wollen die das ganze Viertel anzünden?«
Ihre Magie hielt. Sie hatte keine Zeit nachzusehen, ob irgendwer etwas abbekommen hatte, denn sie merkte, dass gleich darauf die nächste Feuerwand heranraste.
Sie stieß einen Schrei aus, als sie merkte, dass diese von noch größerer Gewalt war. Ihr eilig aufgebauter Luftwall war stark, aber nicht stark genug für diese Gewalt. Während sie mit ihrer Wut kämpfte, dass es den Magiern dort drüben offenbar tatsächlich egal war, ob sie die Umgebung in Brand setzten und damit Dutzende oder noch mehr Unschuldige umbrachten, spürte sie auch, dass noch etwas Weiteres geschah.
Als ob eine helfende Hand ihre eigene Magie verstärken wollte, baute sich hinter ihrem Wall ein weiterer auf, und als die flammende Wand dagegen raste, zerplatzte sie und wurde erstickt wie ein Feuer, dem die Luft entzogen wurde.
Verblüfft fuhr sie herum und sah, dass ein einzelner Mann hinter ihr mitten auf der Straße stand, mit erhobener rechter Hand und in seltsamer Pose, so als habe er mitten im Lauf angehalten, um einen ungehörigen Kerl zurückzuweisen, der gerade im Begriff war, ihn umzurennen. Der Mann war alt, trug weißes, zurückgekämmtes Haar und eine lange, sehr typische Robe.
Leandra stöhnte auf.
»Hochmeister Jockum!«, rief sie.
Gleich darauf kam der Mann lächelnd auf sie zugeschritten; sie trat ihm entgegen und nach kurzem Zögern fiel sie ihm in die Arme wie einem alten Freund.
»Leandra!«, sagte er freundlich. »Wie schön, dich zu sehen. Wie ich bemerkt habe, hast du eine Menge dazugelernt!«
Sie spürte den Impuls, auf die Knie zu sinken und den Ring des Primas an seiner Hand zu küssen, so wie sie es gelehrt worden war. Als sie dazu ansetzte, hielt er sie sogleich davon ab, zog sie wieder hoch und schüttelte den Kopf.
»Nein, Kind, dazu gibt es keinen Grund mehr!«, sagte er. »Der Cambrische Orden existiert nicht länger und ich bin nichts als ein einfacher Straßenmagier ... hier in den
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