Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
einiges an Holz für den nächsten Winter gespaltet, er begann stets früh im Jahr damit. Und er hatte es unterhalb eines kleinen, auf Stützen stehenden Daches aufgerichtet. Sie nannten es ihren Holzstadel. Er war noch nicht voll, und vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihn von hinten her abzutragen. Leandra peilte um die Ecke und sah den dicken Mann, wie er sich stöhnend aufrichtete. Er griff sich an den Hinterkopf.
    Noch ein kleines Problem. Wenn er nicht völlig dumm war, würde er sich fragen, wie er einen Schlag auf den Hinterkopf abgekriegt hatte - wo er doch mit dem Gesicht zuerst ins Gras gestützt war. Leandra wartete nicht länger und begann damit, die Scheite, so leise es ging, nach hinten abzutragen. Sie hatte Glück - schon nach kurzer Zeit konnte Hellami ihre Hand herausstrecken. Sie half von innen mit, so gut es ging.
    Der Mann hatte sich wieder erhoben und sah sich verunsichert um. Leandra zischte Hellami zu, sie solle leise sein. Aus dem Haus ertönten rüde Wortgefechte. Irgendwo dazwischen war Cathryns Weinen zu hören und kurz auch Mutters Stimme. Leandra hoffte inständig, dass es ihnen gelang, unbemerkt zu fliehen. Wenn sie gesehen wurden, so würde das für ihre Familie furchtbares Leid bedeuten. Nein - in dem Fall würde sie hier bleiben und kämpfen müssen! Sie konnte Vater, Mutter und ihre Schwester unmöglich im Stich lassen. Wenn sie doch nur eine Minute länger Zeit gehabt hätte, sich etwas auszudenken!
    Der Mann auf der Wiese torkelte davon und Leandra wusste, dass jetzt ihre Gelegenheit gekommen war. Im Haus herrschte genug Lärm, dass sie nicht übermäßig leise sein mussten. Leandra begab sich in kurze Konzentration und sprach eine weitere Intonation aus. Sie machte sich im Augenblick gar keine Gedanken, ob vielleicht ein anderer Magier in Angadoor anwesend war - obgleich ihr klar war, dass sie sich damit auf eine ziemlich gefährliche Sache einließ. Ihre Magie könnte bemerkt werden und das würde ihre Probleme vervielfachen. Aber im Augenblick war einfach keine Zeit, sich etwas anderes auszudenken.
    Sie setzte das nächste Aurikel, eine Magie, die ihrer ersten nicht unähnlich war. Damit gelang es ihr, das stabile Gefüge des Holzstapels an der Rückseite aufzulösen. Im nächsten Augenblick purzelten die Holzscheite nur so herunter. Leandra atmete auf. Befriedigt stellte sie fest, dass sie die Magie, ganz im Gegensatz zu der Zeit ihres Abenteuers mit Munuel und Victor, nun schon bedeutend besser beherrschte. Es war natürlich kein Vergleich zu dem, was Munuel hätte bewirken können - dennoch, für eine Adeptin war es gut. Sehr gut sogar. Und sie wusste, dass sie zu weit mehr in der Lage war.
    Hellami wühlte sich schon durch ein Loch, während Leandra mit ihrer Iteration die stabile Struktur des Holzhaufens aufgelöst hielt.
    »Magie, was?«, fragte Hellami leise ächzend und war schließlich hindurch.
    Leandra setzte das Norikel und die Öffnung im Trivocum schloss sich wieder - sauber und kaum ein Echo hervorrufend. Sie nickte. »Ja. Ich habe ein bisschen geübt.«
    Sie peilte hinter dem Holzstadel hervor und sah, dass der Dicke eben mit zwei anderen Männern zurückkam.
    »Verdammt!«, zischte sie. »Er hat doch etwas gemerkt. Los, wir müssen verschwinden!«
    Sie wandten sich auf der Stelle um und flohen, den Sichtschutz des Holzstadels nutzend, über das kleine Stück Wiese in den nahen Wald hinein. Sekunden später waren sie schon zwischen Büschen verschwunden und mit etwas Glück hatte sie tatsächlich niemand bemerkt.
    Aus der Deckung des Waldrandes heraus beobachteten sie mit pochendem Herzen die drei Männer, die unschlüssig den Garten absuchten. Da niemand Anstalten machte, eine Verfolgung aufnehmen zu wollen, konnten sie tatsächlich davon ausgehen, dass sie unbemerkt geblieben waren.
     
    *
     
    Sie warteten den ganzen Nachmittag an einer sicheren Stelle weit draußen im Wald. Zeitweise beobachteten sie das Dorf, aber da war nicht viel zu sehen. Sie erblickten nur die Duuma-Leute und die Soldaten, die überall herumliefen und offenbar planvoll jedes einzelne Haus durchsuchten. Aber es geschah nichts, es wurde offenbar niemand festgenommen, und sie konnten auch keinen Suchtrupp ausmachen, der losgeschickt wurde. Nach einer Weile gaben sie die Beobachtung auf und zogen sich tiefer in den Wald zurück.
    Da sie auf Leandras Vater warten mussten und den Nachmittag über nichts zu tun hatten, begaben sie sich an eine geschützte Stelle am Fluss, und Leandra

Weitere Kostenlose Bücher