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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hatte, ihn nicht umbringen zu müssen, nämlich dann, wenn sie schnell war. Noch während sie innerhalb von Augenblicken die erste Intonation im Geiste aussprach, schob sie sich an der Wand hoch, setzte dann den Schlüssel und ließ die zweite Intonation folgen. Das Aurikel ploppte vor ihrem Inneren Auge im Trivocum auf und eine Flutwelle kräftiger Energien schwappte ins Diesseits. Es war eine vierte Iteration, sie würde für ihre Zwecke genügen.
    Das Gras richtete sich vor ihren Füßen auf und sie ließ die Welle los. Wie ein gefräßiger Morbol, der auf Beutesuche knapp unter der Wasseroberfläche dahinpflügt, raste eine Sphäre geballter Kraft auf den Mann zu und erreichte ihn einen winzigen Augenblick, bevor er den Kopf so weit gedreht hatte, dass er sie hätte erblicken können. Er stieß einen überraschten Schrei aus, als es ihm die Füße wegriss und er kopfüber zu Boden stürzte. Er schlug mit dem Gesicht im Gras auf, aber das war nicht hart genug. Leandra hatte damit gerechnet. Sofort bremste sie ihre Welle, formte sie zu so etwas wie einem geballten Knoten und änderte ihre Richtung.
    Der dicke Mann lag erst seit wenigen Momenten am Boden und war damit beschäftigt, die Orientierung wieder zu finden. Er ächzte und versuchte sich hochzustemmen. In diesem Augenblick traf ihn die hart zusammen geformte Druckwelle am Kopf und Leandra hörte es knacken. Der Mann sank mit dem Gesicht zu Boden und erschlaffte.
    Sie setzte das Norikel und ihre unsichtbare Faust aus magischer Kraft löste sich so unbemerkt und schnell wieder auf, wie sie entstanden war. Leandra biss die Zähne zusammen und hoffte, dass sie den Duuma-Mann nicht umgebracht hatte. Einen Grund hätte sie vielleicht gehabt: Es wäre ein Gegner weniger gewesen. Aber etwas in ihrem Denken verbot ihr, sich auf die Stufe ihrer Gegner hinabzubegeben. Wenn es nicht unabwendbar war, dann wollte sie auch in Zukunft dar rauf verzichten, Menschen einfach umzubringen - wie schlimm die Lage auch werden mochte. Sie hatte damals Sardin erlebt, dieses höllische Wesen - einen Begriff wie Skrupel im gleichen Atemzug mit seinen Namen zu nennen war geradezu aberwitzig. In seiner unbeschreiblichen Bösartigkeit stand er jenseits davon, überhaupt noch etwas zu empfinden. In diese Bereiche vollkommener Missachtung jeglicher menschlichen Regung vorzustoßen, das wollte sie sich wirklich ersparen.
    Sie lauschte in den Raum hinein, in dem Vater mit den Männern wütend lamentierte, und blickte dann wieder zu dem reglosen Mann. Diesen Knoten aus geballter Kraft so zu lenken, dass sie jemanden nur bewusstlos schlug, ihn aber nicht umbrachte, war schwierig, und sie hatte zuvor noch nie Gelegenheit gehabt zu lernen, so etwas genau zu abzustimmen.
    Sie war zufrieden mit ihrem Einfall und auch mit der gelungenen Iteration und der Durchschlagskraft ihrer Magie. Sie hoffte, sie würde ihre Wirkung tun. Sie hörte den Mann leise stöhnen - und atmete auf. Wenn er wieder zu sich kam, würde er vielleicht glauben, er wäre einfach nur unglücklich gestürzt. Das gab Hellami und ihr die Zeit, unbemerkt zu verschwinden. Aber sie musste sich beeilen.
    Sie huschte an der Hauswand entlang, machte kurz an der Ecke Halt, um zu sehen, ob jemand in der Nähe war. Eine Sekunde später rannte sie schon los, erreichte die Büsche zum Nachbargrundstück und hastete in ihrem Schutz zum Waldrand hinüber. Dort angekommen, umrundete sie den Garten ihres Hauses und näherte sich dann von hinten dem Holzstadel. Pech war, dass er im Sichtbereich des Fensters ihres Zimmers lag - in dem sich immer noch ihr Vater und die fremden Männer aufhielten.
    Der Mann auf der Wiese ächzte. Er würde sich fragen, worüber er gestolpert war, aber selbst wenn er sich diese Frage nicht beantworten konnte - denn er stand auf einer einfachen Wiese -, hatte sie gute Aussichten, dass er gar nicht darauf kommen würde, mit Hilfe von Magie angegriffen worden zu sein.
    »Hellami!«, flüsterte Leandra in die Holzscheite hinein. »Bist du da drin?«
    »Leandra?«
    »Ja. Wir müssen verschwinden! Kannst du da raus?«
    »Schwierig«, flüsterte Hellami. »Der Ausgang liegt zum Haus hin. Und da ist ein Kerl. Er ist zwar hingefallen ...«
    Leandra konnte sich ein grimmiges Grinsen nicht verbeißen. Selbst auf Hellami schien es so gewirkt zu haben, wie sie es sich vorgestellt hatte. »Wir müssen weg!«, sagte Leandra leise. »Sie durchsuchen das Haus.«
    Sie inspizierte den hinteren Teil des Holzstapels. Vater hatte schon

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