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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ein leises Zischen aus, das fast schon ein Pfiff war. Hellami sah sich beunruhigt um - aber das Dorf lag inzwischen außer Sicht- und Rufweite.
    Leandra zischte wieder und rief leise: »Ulfa!«
    »Was tust du denn da?«, fragte Hellami verwirrt.
    Leandra hob die Hand und lauschte. Wieder rief sie das seltsame Wort: »Ulfa!«
    Plötzlich sah Hellami etwas aus den Augenwinkeln und wandte sich erschrocken um. Ein kleiner, dunkler Schatten kam auf sie zugeschossen. Vor Überraschung stöhnte sie auf und ließ sich ins Gras fallen.
    Als sie sich wieder aufrappelte, blieb ihr vor Staunen der Mund offen stehen. Auf Leandras ausgestrecktem Arm ließ sich gerade etwas Flatterndes nieder.
    Sie trat ein paar Schritte zurück und wäre beinahe wieder hingefallen. »Leandra!«, sagte sie entgeistert. »Das ist ja ...«
    Leandra nickte und ein breites Lächeln überzog ihr Gesicht. Sie betrachtete das Wesen, das mit immer noch ausgebreiteten Schwingen das Gleichgewicht auf Leandras Arm suchte. »Ja«, antwortete sie leise. »Ein Baumdrache!«
    Ein heißer Schauer fuhr über Hellamis Rücken.
    Inzwischen hatte sich das seltsame kleine Wesen ausbalanciert und faltete die Schwingen zusammen. Hellami blickte, starr vor Staunen und Überraschung, in das reptilienhafte Gesicht des kleinen Sagenwesens, das da auf Leandras Arm saß.
    »Wie findest du ihn?«, fragte Leandra begeistert. »Ist er nicht ... umwerfend?«
    »Das kann man wohl sagen!«, ächzte Hellami.
    »Du musst keine Angst haben, Hellami. Er ist sehr lieb. Du kannst ihn sogar anfassen.« Sie zuckte die Achseln. »Na ja, vielleicht.«
    Hellami blieb noch eine Weile stehen und studierte kopfschüttelnd das kleine Wesen.
    Sie hätte nicht für möglich gehalten, so etwas jemals in ihrem Leben zu Gesicht zu bekommen. Bis heute war sie nie sicher gewesen, ob Baumdrachen tatsächlich existierten oder ob sie nur eine Legende waren. Ihr Herz pochte vor Aufregung.
    »Er heißt Ulfa«, sagte Leandra. »Nach einem anderen Drachen, der ... nun ja, der mich auch sehr mochte. Glaube ich jedenfalls. Sonst wäre ich wohl nicht hier.«
    Hellami atmete vernehmbar aus. »Ja«, sagte sie dann. »Der Drache in dieser Tempelstadt, nicht wahr? Der hieß doch Ulfa, oder? Das hast du jedenfalls heute Nachmittag erzählt.«
    Leandra nickte. »Genau.«
    Hellami trat einen vorsichtigen Schritt näher. Der kleine Baumdrache starrte sie unverwandt an. In seiner Haltung und seinem Blick lag etwas sehr Stolzes - und auf unerklärliche Weise auch Machtvolles.
    Hellami deutete auf Ulfa. »Er ... war es? Er hat dich geheilt?«
    »Ja, stimmt.« Leandra nickte eifrig. »Ulfa war es.«
    Hellami dachte, dass sie langsam die Fassung wieder zurückgewinnen sollte. Der Drache wirkte nicht bedrohlich - es war ihre Überraschung gewesen, die sie so befangen gemacht hatte. Ein Baumdrache. Das war wirklich eine unerhörte Entdeckung.
    Ulfa war vom Kopf bis zur Schwanzspitze etwa zwei Ellen lang und so schmal wie eine Schlange. Er konnte nicht viel mehr als zwei oder drei Pfund wiegen. Seine schuppige Haut schimmerte metallisch schwarzgrün und seine kleinen, schwarzen Augen leuchteten ganz schwach rötlich in der vom Mondlicht durchfluteten Dunkelheit. Er besaß zwei kurze Beine mit kräftigen Klauen, mit denen er Leandras nacktem Unterarm jedoch offenbar nicht wehtat. Seine Schwingen hatte er am Leib zusammengefaltet und seinen langen Schwanz ein-, zweimal um Leandras Handgelenk geschlungen - um sich im Gleichgewicht zu halten. Sein Hals war, wie der eines Schwans, s-förmig gebogen. Er saß hoch erhoben auf seinem Platz und der Blick seiner schwarzen Knopfaugen schien Hellami förmlich zu durchdringen. Der Kopf war Drachen-typisch: lang gestreckt, schmal und mit einem beginnenden Hornkamm auf dem Hinterschädel. Kleine, spitze Zähne blitzten aus seinem Maul hervor.
    »Weißt du etwas über Baumdrachen?«, flüsterte Leandra.
    Hellami schüttelte den Kopf. »Bis heute war ich nicht einmal sicher, ob es sie überhaupt gibt. Und diese ganzen Märchen und Legenden, die man sich erzählt ...«
    »Sind alle wahr«, sagte Leandra knapp.
    »Wie bitte?«
    »Ja. Jedenfalls die Legenden, die ich gehört habe. Dass sie sich manchmal einem Menschen anschließen. Für ein, zwei Jahre. Und dass sie enorme magische Kräfte besitzen.«
    »Wirklich?«
    Leandra blickte sich um. »Ja. Aber ich will dir das lieber unterwegs erklären. Wir sind noch ein bisschen zu nahe am Dorf. Komm!«
    Sie hob den Arm und Ulfa flog auf. Dabei bemerkte

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