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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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kurzen Rast nieder, während Yo aufmerksam die Halle im Auge behielt.
    »Es muss früher eine Menge anderer solcher Anlagen gegeben haben«, flüsterte Meister Fujima, der neben Leandra saß. »Wir besitzen in der cambrischen Bibliothek eine ganze Sammlung von höchst erstaunlichen Zeichnungen - allerdings konnten wir nie viel mit ihnen anfangen. Viele davon scheinen uralt zu sein, einige der Brüder glauben, dass die meisten davon sogar aus der Zeit vor dem Dunklen Zeitalter stammen.«
    Leandra sah ihn erstaunt an. »Das würde ja heißen, wir hatten vor zweitausend Jahren eine höhere Stufe des Fortschritts erreicht als heute!«
    »Wundert dich das?«, fragte Meister Fujima und zuckte mit den Schultern. »Das Dunkle Zeitalter hat unsere Kultur fast vollständig ausgelöscht. Es mag damals Dinge gegeben haben, von denen wir heute gar keine Vorstellung mehr besitzen.«
    Leandra zögerte kurz, bevor sie ihre nächste Frage stellte. »Glaubt Ihr eigentlich auch daran, Meister Fujima, dass wir Menschen von der Oberfläche dieser Welt stammen? Dass wir nicht immer in den Höhlen gelebt haben?«
    Fujima studierte Leandras Gesicht. »Das ist ein sehr interessantes Thema«, erwiderte er. »Ich habe mich lange Zeit damit beschäftigt.«
    Er sprach nicht weiter, und Leandra wusste nicht, ob er die Sache damit für erledigt hielt. Aber im Augenblick
    war nichts zu tun; sie mussten auf Vendar warten. Und ein Gespräch mit Meister Fujima interessierte sie doch sehr.
    »Was habt Ihr herausgefunden, Meister?«, fragte Leandra.
    Er musterte sie nachdenklich. Sie sah, dass er Dinge wissen musste, die einen gewöhnlichen Menschen nur aufs Äußerste verwirrt hätten, und deswegen zögerte, sie preiszugeben.
    »Ich habe ebenfalls schon viel darüber nachgedacht«, erklärte sie. »Das sind Fragen, die mich seit langem beschäftigen. Ich habe mir einmal vorgenommen, mich nach meiner Zeit der Wanderschaft der Erforschung dieser Frage zu widmen.« Sie lächelte ihn schief an. »Na ja, meine Wanderschaft hat ungefähr einen Tag gedauert. Statt einem Jahr. Und nun bin ich hier!«
    Meister Fujima lächelte zurück. Offenbar hielt er sie inzwischen für eine angemessene Gesprächspartnerin. »Bemerkenswert ist«, begann er, »dass unsere Geschichte, die Geschichte der Menschen in der Höhlenwelt, nur etwa fünftausend Jahre zurückreicht.«
    Sie nickte. »Ja, das sagte Munuel auch immer. Und was bedeutet das?«
    Er hob die Hand, um an den Fingern abzählen zu können. »Der große Lhotse, vor vielen Jahren der Direktor der Großen Stygischen Schule, hat sein Leben lang Berechnungen angestellt, die ich dann später glücklicherweise weiterführen durfte. Meinen Schätzungen nach beläuft sich die Zahl der Menschen in der Höhlenwelt auf etwa tausend mal tausend. Dafür gibt es ein altes Wort: eine Million. Es können ein paar mehr sein oder weniger. Rechnet man zweitausend Jahre zurück, also bis zur Zeit des Dunklen Zeitalters, dann kommt man auf eine Zahl von nicht mehr als Zehntausend. Das passt zu der Million, wenn man berücksichtigt, über wie viele Erdteile und Inseln der Höhlenwelt die Menschen verstreut sind. Ich habe berechnet, dass in unserer Welt aus zehntausend Bewohnern innerhalb von zweitausend Jahren eine Bevölkerung von ungefähr einer Million entstehen müsste. Dabei muss man das allgemeine Alter mit einbeziehen, das die Menschen erreichen, den Kinderreichtum, die Sterblichkeit der Kinder, der Erwachsenen und der Alten sowie alle möglichen sonstigen Dinge wie Krankheiten, Naturkatastrophen, Kriege und so weiter. Wie gesagt, allein hätte ich das niemals erforschen können. Ich stützte mich auf die Hinterlassenschaft des Lhotse.«
    »Ihr meint«, fragte Leandra erstaunt, »dass damals nur zehntausend Menschen in der Höhlenwelt lebten? Aber ...«
    Er hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, was du sagen willst. Aber bedenke das Dunkle Zeitalter. Nach allem, was ich über Magie weiß, müssen damals, als die stygischen Kräfte durch die Welt tobten, viele Menschen umgekommen sein. Sehr viele, fürchte ich.«
    »Wie viele?«, wollte Leandra wissen.
    »Gehen wir einmal davon aus, dass von hundert Menschen einer überlebt hat.«
    »Waas?«
    Er nickte. »Das ist durchaus eine angemessene Zahl. Ich habe vor Jahren zusammen mit einigen Brüdern Experimente durchgeführt. Wir haben auf einer kleinen Insel vor der Küste von Kambrum einen großen Riss im Trivocum erzeugt. Unter allen Vorsichtsmaßnahmen, versteht sich. Es war eine

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