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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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nur auf einer Stelle, flog dann weg und kam später wieder. Am nächsten Tag blieb er länger, wechselte den Baum und beobachtete mich. Stundenlang. Ich versuchte bald, mit ihm über das Trivocum Kontakt aufzunehmen, wie ich es früher mit Tirao, dem Felsdrachen, getan hatte. Ich hatte ja ein wenig von der Drachensprache lernen können.«
    »Und? Antwortete er?«
    »Nicht direkt. Baumdrachen sprechen sehr wenig, weißt du? Also, ich meine - über das Trivocum. Manchmal kommt nur ein kurzes Bild, wie ein Gefühl - ein Ja oder so. Aber ich war sicher, dass er mich hörte.«
    »Und dann kam er zu dir?«
    »Ja. Am vierten Tag. Meine Leute wunderten sich, dass ich danach jeden Tag darauf bestand, den ganzen Vormittag und Nachmittag über, solange es hell war, auf der Lichtung zu bleiben. Am Nachmittag des vierten Tages kam er. Ich hatte zuerst ein bisschen Angst, aber ich konnte mir im Grunde genommen nicht vorstellen, dass er mir etwas tun wollte. Er flog zuerst ein paar Kreise über mir, verschwand dann wieder, kehrte aber jedes Mal zurück. Gegen Abend dann landete er neben mir im Gras und sah mich ein paar Minuten lang einfach nur an. Ich glaube, ich war in diesen Minuten genauso von den Socken wie du vorhin.«
    »Hat ihn denn nie jemand von deiner Familie gesehen? Ich meine, wenn man dich holte oder brachte?«
    Leandra schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist das Geheimnis der Baumdrachen. Ich bin sicher, sie können spüren, wenn sich jemand nähert - sogar schon lange vorher. Dann verstecken sie sich. Deswegen bekommt so gut wie nie jemand einen Baumdrachen zu Gesicht. Nur, wenn der Drache es will.«
    Hellami stieß einen leisen Pfiff aus. »Was geschah dann?«
    »Am nächsten Morgen, als ich wieder auf der Lichtung war, kam er gleich. Er berührte mit seiner Zunge meinen Handrücken - natürlich konnte ich es nicht spüren. Ich hätte in diesem Moment alles gegeben, wenn ich diese Berührung nur hätte wahrnehmen können! Ich begann mit ihm zu reden, erzählte ihm einfach, was mir passiert war. Er blieb bei mir und hörte mir zu. Dann schließlich wurde mir klar, wie er fliegt: mit Hilfe seiner magischen Kräfte. Im Laufe des Tages kam er mir immer näher. Als er mir das erste Mal auf den Schoß hüpfte, bekam ich einen Riesenschreck. Ich konnte es nicht spüren - trotzdem war ich froh, dass mir jemand so nahe war. Als mich Vater dann am Abend abholte, hatte ich plötzlich das Gefühl, als könnte ich den mittleren und den kleinen Finger meiner rechten Hand wieder irgendwie spüren. Hier und hier.«
    Sie zeigte Hellami die Stellen, die sie meinte. »Es war nur ganz schwach und ich war mir nicht sicher. Die halbe Nacht lag ich wach und bemühte mich, das Gefühl nicht wieder zu verlieren. Dann schlief ich schließlich ein, und als ich morgens aufwachte, war ich sicher, dass ich die Finger tatsächlich spüren konnte. Ich war unheimlich glücklich und wollte sofort wieder auf die Lichtung, obwohl es ein bisschen kühl und bedeckt war.«
    »Und er kam wieder?«
    »Ja, jeden Tag. Jeden einzelnen Tag, wenn ich draußen war. Langsam besserte sich mein Zustand. Ich konnte meine Glieder wieder spüren, dann langsam bewegen und so weiter. Wenn es kalt war oder regnete und ich nicht raus konnte, ließ ich mein Fenster offen und rief nach ihm. Nach ein paar Tagen kam er tatsächlich zu mir herein.«
    »Wirklich? In dein Zimmer?«
    Leandra nickte lächelnd. »Ja, das stimmt.«
    »Und trotzdem hat ihn nie jemand gesehen?«
    »Nein. Wie ich schon sagte - er kann es vermutlich lange vorher spüren, wenn sich jemand nähert.«
    Hellami schüttelte ungläubig den Kopf. »Und ... was machte er dann bei dir?«
    Leandra zuckte die Achseln. »Er war einfach nur bei mir. Er berührte mich, schwebte manchmal um mich herum, spielte ein bisschen - stieß mich mit dem Mund an und züngelte nach mir. Es war ... ganz eigenartig. Ich konnte bald jeden einzelnen Zungenschlag spüren. Am ganzen Körper. Und es ging immer weiter aufwärts mit mir.«
    »Was sagte deine Familie dazu?«
    »Ha - sie weinten vor Glück! Ich sagte ihnen, dass ich das selbst machte, mit Magie. Sie glaubten es.«
    »So? Warum hast du ihnen denn nicht die Wahrheit gesagt?«
    Leandra seufzte. »Ich weiß nicht. Ich glaubte, dieses Geheimnis bewahren zu müssen. Vielleicht wäre der Zauber vergangen, wenn ich es verraten hätte. Ich hatte Angst, dass Ulfa dann nicht wiederkäme.«
    »Aber ... was ist mit mir? Du hast es mir verraten!«
    Leandra schüttelte den Kopf. »Nein,

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