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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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LiinMar gebracht hatte: der Pakt. Und zum hundertsten Male hoffte irgendein kleiner Teil seines Gehirns, dass dies alles nur ein dummer, böser Traum war, dass sich das Pergament in Luft auflöste und er aufatmend aus diesem Albtraum erwachen würde.
    Aber das Papier lag nach wie vor auf seinem Platz.
    Es war natürlich nur eine Abschrift, ein auf geheimnisvolle Weise erzeugtes Zweitstück, das ihm der LiinMar überlassen hatte.
    Aber Chast hatte die Urschrift ebenfalls zu Gesicht bekommen. Der LiinMar hatte ihn mitgenommen, mit Hilfe einer unbegreiflichen Kraft, die nicht Magie war, aber dennoch wie Magie funktionierte. Chast hatte sich plötzlich an einem fremden Ort wieder gefunden; einem Ort, der so beängstigend anders war als alles, was er je gesehen hatte, dass beinahe sein Verstand ausgesetzt hatte.
    Er stand unvermittelt mit dem LiinMar in einer Röhre von so gigantischen Ausmaßen, dass es ihm in der kurzen Zeit, die er dort verbracht hatte, nicht gelungen war, die Orientierung zu gewinnen. Die Röhre hatte einen beinahe so großen Durchmesser, wie der Felsenhimmel vom Erdboden entfernt war. Blendendes Licht herrschte in dieser Röhre, und er stand mit dem LiinMar auf einer Konstruktion, die vollständig aus Metall gefertigt zu sein schien und die in der Mitte dieser gigantischen Röhre schwebte. Überall, über ihm und unter ihm, herrschte die Helligkeit und sie war von bläulicher Färbung gewesen. Ein seltsam breiiger Nebel stand in der Ferne, aus dem sich gigantische Konturen herausschälten, gewaltige Klötze und weitere Röhren von der Größe eines Felspfeilers - in verrückten fremden Farben. Aber er war nicht sicher, ob dies nur Einbildung gewesen war - denn er hatte dort nur eine knappe Minute verbracht.
    Der LiinMar dirigierte ihn in einen metallenen Raum, und zwei dieser ekelhaften Wesen mussten ihn anfassen - um ihn zu stützen, denn ihm war schwindelig geworden. In Ermangelung irgendeiner Sitzgelegenheit setzte er sich einige Augenblicke auf den Boden und atmete tief durch.
    Als er dann wieder zu sich kam, sah er es.
    Er befand sich in diesem Raum, dessen Form irgendwie unbestimmbar war, denn er führte hoch hinauf, schien etliche Winkel und Ecken zu besitzen und war weitestgehend abgedunkelt. Nur eine Sache war hell erleuchtet: eine Art gläserner Kasten, in dem sich eine geöffnete Pergamentrolle befand, genau derjenigen gleichend, die jetzt vor ihm auf dem Tisch lag. Ein halbes Dutzend weiterer dieser Drakken befanden sich in dem Raum, jeder von ihnen hielt etwas auf ihn gerichtet, Dinge, die Chast für Waffen hielt.
    Dann sah er genauer in den Kasten hinein und untersuchte das Pergament. Der einzige Unterschied zu jenem, in dessen Besitz er jetzt war, bestand darin, dass das Pergament in dem Kasten ein Siegel auf tiefviolettem Lack besaß. Er erkannte es sofort. Es war das Hohe Siegel der Bruderschaft. Darunter befand sich eine Namenszeichnung, und als er auch sie erkannte, stockte ihm der Atem.
    Es war die eigenhändige Signatur seines ehemaligen Meisters Sardin!
    Noch während Chast versuchte, wieder zu Atem zu kommen, begann der LiinMar mit einer Stimme, deren Klang ihn ständig an das Zermahlen von Eis erinnerte, seinem Gast den Grund für diese Zusammenkunft zu erklären: Die Bruderschaft hatte vor zweitausend Jahren darauf geschworen, einen Pakt zu erfüllen - einen Pakt, den Sardin mit den Drakken abgeschlossen hatte. Und die Erfüllung dieses Paktes wollten die Drakken nun endgültig einfordern ...
    Wenige Augenblicke später hatte sich Chast wieder in seinem Quartier befunden, allein und mit dem zusammengerollten Pergament in der Hand - der Zweitschrift der Paktes. Nur mit Mühe hatte er sich auf seine Bettstatt schleppen können und war dort regelrecht zusammengebrochen.
    Bei der Erinnerung an diese Bilder entfuhr ihm ein gequältes Stöhnen.
    Er glaubte, dass das schwere Klopfen seines Herzens in diesen anderthalb Tagen, seit er hier saß, um keinen Deut nachgelassen hatte. Noch immer fühlte er sich halb betäubt, hatte es bisher nicht geschafft, die Eindrücke, die ihn auf seiner kurzen wie auch unbeschreiblichen Reise überschwemmt hatten, in einen sinnvollen Zusammenhang zu setzen.
    Der Anblick des Pergaments in dem gläsernen Kasten war ihm inmitten dieser Unbegreiflichkeiten fast wie ein rettender Anker der Wirklichkeit erschienen. Welcher Hohn des Schicksals war es jedoch, dass diese Wirklichkeit letztlich den größten Abgrund darstellte, in den er je gestürzt worden

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