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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Andeutung verraten, was hinter all dem steckte.
    Chast atmete schwer ein und wieder aus.
    All seine Träume waren dahin, all seine Vorstellung von Macht und Reichtum und der einzigartigen Möglichkeit, die Rohe Magie als die einzig wahre und bestimmende Form der Magie auszurufen. Er war jetzt gezwungen, seine Pläne bis zum Ende auszuführen, ja sogar noch viel weiter, als seine Absichten zuerst gereicht hatten - er würde die Herrschaft über die ganze Welt erlangen müssen. Das war nicht einmal besonders abwegig - hatte er erst einmal Akrania vollständig in der Hand, und das stand kurz bevor, dann war er der Herrscher des bei weitem mächtigsten Reiches in der Höhlenwelt. All die anderen Länder - Veldoor, Chjant, Vulkanoor, Og oder die dunklen Küsten von Maldoor -waren nur sehr dünn besiedelt; sie hatten sich nach den Schrecken des Dunklen Zeitalters nie wieder ganz von den stygischen Kräften befreien können. Noch heute gab es weite Landstriche, die völlig unbewohnbar waren, da sich dort die schrecklichsten Monstrositäten tummelten. Nein - nach Akrania kam lange Zeit nichts; es gab kein Reich in der Höhlenwelt, das sich mit ihm hätte messen können. Beherrschte man Akrania, dann beherrschte man die ganze Welt. Und mit seinen Mitteln konnte es ihm in vergleichsweise kurzer Zeit gelingen, all die anderen Länder zu unterjochen, zumal er und seine Brüder über die bei weitem mächtigste Form der Magie verfügten, die es in der Höhlenwelt gab.
    Aber dann - was kam danach?
    Lieferte er die Welt tatsächlich an diese Drakken aus (was ihm noch immer als ein vollkommen irrwitziger Gedanke vorkam) - was würden diese Wesen dann tun? Würden sie alle Menschen versklaven, um sie Frondienste verrichten zu lassen? Würden sie in scheußlichen Riten irgendeiner Gottheit geopfert? Oder waren diese Drakken gar Menschenfresser?
    Chast schwindelte. Es gab nur einen Weg - er musste herausfinden, worin das Geheimnis des Okryll lag, den er und seine Brüder erhalten sollten, und er musste ergründen, warum die Drakken diese Welt ausgeliefert haben wollten - wo sie doch zweifellos in der Lage waren, sie innerhalb dreier Tage gewaltsam zu unterjochen.
    Er erhob sich ächzend und erklärte sich selbst gegenüber seine Zeit der Klausur für beendet. Er würde auf kein vernünftiges Ergebnis kommen. Er musste seine Schreiber und Skriptoren damit beauftragen, alte Aufzeichnungen zu durchforsten. Seine besten Spione sollten herausfinden, woher diese Drakken stammten und wo sie sich aufhielten. Er selbst und eine Gruppe seiner fähigsten Magier würden indessen nach einem Weg suchen, die Macht des Antikryptus außer Kraft zu setzen. Obwohl er eigentlich keinen großen Glauben hegte, dass es wirklich einen solchen Weg gab.
    Trotzdem - sie mussten es versuchen. Er fühlte sich außerstande, diesem Befehl der Drakken wie ein kleiner Dienstbote Folge zu leisten. Notfalls würde er sogar nach einem Weg suchen, sie zu vernichten, wenn das irgendwie möglich war. Wo es keinen Gläubiger gab, da konnte auch kein Pakt mehr bindend sein.
    Sie waren zwei Tage lang durch den Wald nach Süden gelaufen und hatten die Einmündung des Iser in die Morne erreicht. Ulfa war nicht wieder aufgetaucht und Leandra war traurig deswegen. Sie fragte sich, ob der ominöse Prinz, der in ihm stecken mochte, vielleicht Eifersucht empfand, denn Ulfa war in dem Moment wie ein Pfeil davongeschossen, als sie vorgestern Abend auf der Lichtung nach dem Drachentanz Hellami berührt hatte. Allerdings äußerte sie diesen Gedanken gegenüber Hellami nicht. Es war inzwischen auch reichlich überflüssig.
    Hellami hatte eine andere Idee. »Vielleicht ... ist uns jemand auf der Spur? Du sagst doch, Ulfa würde so etwas merken und sich dann verkrümeln!«
    Leandra blieb stehen und sah sich um. Ihre Stirn hatte sich in Falten gelegt. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, bekannte sie. Langsam und von plötzlichem Misstrauen beseelt, ließ sie ihre Blicke rundum schweifen.
    Hellami zog ihren Verdacht selbst in Zweifel. »Obwohl ... eigentlich ergibt das nicht viel Sinn«, meinte sie. »Ulfa ist seit zwei Tagen fort - das würde bedeuten, dass man uns seit zwei Tagen beobachtet. Warum sollte man uns dann nicht gleich einfangen?«
    Leandra hob die Achseln. »Vielleicht, weil man rauskriegen will, was wir vorhaben.«
    Hellami verzog das Gesicht. »Also - wenn Chast uns auf den Fersen ist - und ich wüsste nicht, wer es sonst sein sollte -, dann dürfte ihm sonnenklar sein,

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