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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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antwortete Leandra und schüttelte die Kopf. »Er sagte, er hätte vor lauter Aufregung ganz vergessen, die Luft anzuhalten. Aber als er dann wieder nach oben kam, wäre alles ganz leicht gewesen.«
    Hellami stöhnte auf und schlug die Hand vor die Stirn. Sie musterte abermals die Steilwand und schüttelte den Kopf. »Da oben - da würde ich nie im Leben wohnen wollen! Geschweige denn von dort runterspringen!«
    Leandra lächelte nur.
    »Der Kerl muss verrückt sein!«, stellte Hellami fest.
    »Ja, schon möglich.«
    Sie marschierten weiter den Pfad hinab und erreichten bald den Fuß des Pfeilers. Er war eher schmal; in der Mitte, dort, wo die Pfeiler meist am dünnsten sind, mochte er nur etwa dreihundert Schritt Durchmesser haben. Hier oben im Hochland, zumal an Stellen, wo der Felsenhimmel niedrig war, strebten die meisten Pfeiler nur zwischen fünf und sieben Meilen in die Höhe, bis sie den Felsenhimmel erreichten. Nach Westen hin schloss sich ein großes Sonnenfenster an, das inzwischen in gelb-rötlichem Licht erstrahlte - die Dämmerung kündigte sich an.
    Sie gingen ein Stück nach Westen, um den Pfeiler herum, und erreichten bald felsiges Gelände. Ein Pfad, der an der Flanke des Pfeilers hinaufführte, war gut zu erkennen. Hier und da, an ausgesetzten Stellen, waren rohe Stufen zu erkennen, die vor langer Zeit jemand in den Fels gehauen hatte.
    Leandra ging voran.
    »Denkst du, er freut sich über unverhofften Besuch?«, fragte Hellami.
    »Er ist nett - er spinnt nur ein bisschen. Du wirst schon sehen ...«
    Wie auf ein gemeinsames Kommando fuhren beide herum, als sie hinter sich das Geräusch fallender Steine hörten. Leandra hätte vor Schreck beinahe das Gleichgewicht verloren.
    Sie hatten bereits etliche Dutzend Schritte an Höhe hinter sich gebracht und befanden sich in steilem, felsigem Gelände, das aus herumliegendem Geröll bestand und von niedrigem Buschwerk durchsetzt war. Nicht weit hinter ihnen polterten Steine den Abhang hinab und kamen schließlich zur Ruhe.
    »Warst du das?«, flüsterte Leandra beunruhigt.
    »Ich? Blödsinn!«, gab Hellami zurück. »Die Steine sind doch da drüben abgegangen, das siehst du doch!«
    Beide studierten mit misstrauischen Blicken den felsigen Hang. Erstes Dämmerlicht hatte eingesetzt - ein Verfolger hätte sich leicht an Dutzenden von Stellen verbergen können.
    »Es war wohl nichts«, sagte Hellami leise. »Manchmal lösen sich einfach nur ein paar Steine. Vielleicht war es ein Tier.«
    Leandra starrte weiter in die Umgebung.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Hoffentlich hast du Recht. Los, lass uns hinaufsteigen. Ich bin froh, wenn wir endlich da sind. Mir tun die Füße weh.«
    Damit wandte sie sich um und stieg voran. Leiser jedoch als zuvor, vorsichtiger auftretend und dabei genau lauschend, ob sich hinter ihnen abermals ein paar zufällige Steine lösen mochten. Hellami folgte ihr und sie war nicht minder beunruhigt.

8 ♦ Die Schmiede
     
    Als sie den kleinen Felsabsatz erreicht hatten, den Marthis seinen Balkon nannte, war es still geworden. Marthis' Behausung lag auf der sonnenabgewandten Seite des Pfeilers und der Abend war hereingebrochen. Die Sonnenfenster in der Umgebung sandten rötlich goldenes Licht in die Welt hinab, das stetig abnahm. Es war windstill und bis auf den entfernten, gelegentlichen Schrei eines Felsdrachen war nichts zu hören. Aus Marthis' Behausung war ebenfalls kein Laut zu vernehmen.
    »Ob er vielleicht nicht da ist?«, flüsterte Hellami beunruhigt.
    Leandra musterte die Holzwand, die in den Felsen eingepasst war. Sie verschloss den Zugang zu der natürlichen Höhle, die sich Marthis zu seinem Haus ausgebaut hatte. Die Machart dieser Holzwand war eines geübten Handwerkers würdig. Sie hinterließ alles andere als den Eindruck einer heruntergekommen Behausung - im Gegenteil. Nur zwei, drei Schritte hinter den Mädchen ging es, durch ein stabiles Holzgeländer gesichert, hinab in schwindelnde Tiefen. Hellami wagte einen angstvollen Blick. Die Morne floss dort unten trügerisch ruhig dahin. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein Mensch einen Sturz dort hinab überstehen sollte.
    Es gab ein winziges Guckloch in der Tür und in der Wand daneben noch ein kleines Fenster, das vergittert war. Beide waren dunkel. Allein eine Pflanze in einem großen Topf neben der Tür kündete davon, dass hier zumindest in den letzten zwei Wochen noch jemand gewesen sein musste, denn sie war nicht vertrocknet. Leandra beugte sich hinunter und

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