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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Autorität seines Gegenübers bewusst wurde, verpuffte ein Teil seines Zornes und verwandelte sich in unbestimmte Furcht. Chast musste schließlich der Urheber dieses Ordens von Yoor sein.
    Dennoch, Valerian konnte seinen Zorn nicht gänzlich unterdrücken. »Verzeiht mir, Hoher Meister«, begann er, seine Aufgebrachtheit nach besten Kräften zurückhaltend. »Wenn Ihr erlaubt, möchte ich eine Frage bezüglich dieses ... Ordens stellen!«
    Chast hob das Kinn - diejenige seiner Gesten, die am deutlichsten die Worte --Vorsicht mit dem, was du sagst! ‹ ausdrückte. Doch im nächsten Augenblick wandte er sich um, schritt zurück hinter seinen Schreibtisch und setzte sich wieder.
    »Gut, dass du kommst, Valerian«, sagte er. »Genau darüber wollte ich mit dir sprechen.« Valerian stutzte. »Über den ... Orden?« Chast nickte bedächtig. »Allerdings. Aber zuerst möchte ich wissen, welche Frage du hast.«
    Valerian zögerte. »Nun ... mir scheint, als würden sich die Verhältnisse hier in Torgard sehr plötzlich und sehr durchgreifend ändern.«
    »Das ist auch notwendig«, erwiderte Chast. Valerian blieb fest. »Ich finde diesen Wandel zu einschneidend.«
    »Wegen dieser einen Festnahme?« Valerian schüttelte den Kopf. »Nein. Es sind nun schon zwei. Dabei handelt es sich in beiden Fällen offensichtlich nur um harmlose Leute - wenngleich sie vielleicht auch lockere Zungen besaßen. Ich denke, die Tatsache, dass hier in der Festung plötzlich diese ... Schwarzkutten mit ihren blutroten Leibriemen herumlaufen und dabei die geheimnisvollen Worte ›Orden von Yoor‹ herumgehen, ist Schreck genug für alle. Die Verhaftung dieser beiden jedoch ...«
    »Es war nur eine Person«, sagte Chast ruhig. »Das Mädchen starb an einer Droge, die sie selbst eingenommen hatte. Aus bestimmten Gründen verbreitete Rasnor das Gerücht, sie sei verhaftet worden. Um die Furcht der Leute vor dem Orden zu schüren.«
    Valerian verzog das Gesicht. »Wie ärmlich«, stellte er fest.
    Chast hob die Schultern. »Ich habe Rasnor den Aufbau und die Leitung des Ordens übertragen. Das Ganze geht auf einen Einfall von ihm zurück und ist, obwohl ein wenig heikel, genau das, was ich im Augenblick benötige. Eine starke Hand, mit der ich innerhalb kürzester Zeit Ordnung in diesen miserabel geordneten Haufen von einer Bruderschaft bringen kann, den mir Sardin hinterlassen hat.«
    Valerian holte Luft. Er überlegte, ob er Chast einfach sagen sollte, dass dieser Orden beileibe keine Entdeckung des Speichelleckers Rasnor war. »Bei allem Respekt - Rasnor ist nun wahrlich keine Geistesgröße! Die Idee mit dem Orden hatte er aus Dokumenten, die ich fand und ihm vorlegte. Im Gegenteil - er ist ein eitler, machtgieriger Eiferer, der sich gern an den Errungenschaften anderer bereichert. Zudem ist er grausam und tyrannisch ...«
    » ...ich weiß«, erwiderte Chast kalt. »Genau aus diesem Grund hat er diesen Posten inne.«
    Das verschlug Valerian die Sprache. »Ihr meint, dass Ihr absichtlich einen so skrupellosen, ehrlosen Kerl zum Führer dieses Ordens ernannt habt ...?«
    » ... zum Erzquästor des Ordens«, korrigierte Chast und schickte ein höhnisches Lächeln hinterher. »Hübsches Wort - findest du nicht?«
    Valerian war völlig verwirrt. Auf Chasts Plauderton und seine geradlinige Anerkennung aller Vorwürfe konnte er sich keinen Reim machen. Chast stand auf.
    Wie immer, wenn er zu einer Rede anhob, ging er im Raum auf und ab.
    »Du solltest eigentlich wissen«, sagte er, »dass ich kein Dummkopf bin. Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, was Rasnor für eine Art Mensch ist. Genau wegen seiner Eigenarten habe ich ihn ausgewählt. Seine Nachteile und Schwächen sind in diesem Plan mit einbezogen.«
    Valerian verfolgte mit ungläubigem Staunen Chasts Gang. Dass man offensichtliche Schwachköpfe für höhere Posten einsetzte, war ihm neu. Auch wenn man etwas Bestimmtes erreichen wollte. Verantwortliche Berufungen erforderten in jedem Fall auch kluge, befähigte Leute. Das sagte er Chast auch.
    Dieser schüttelte abweisend den Kopf. »Stell dir vor, du wärest an seiner Stelle. Denkst du, du könntest diese Berufung erfüllen - in meinem Sinne?«
    Valerian zögerte. »Durchaus!«, sagte er dann. Chast lächelte spöttisch. »Ha! Ich glaube dir, dass du dir Mühe geben würdest«, sagte er. »Aber du würdest scheitern. Binnen kurzem schon würde man dich als den gerechten und ehrbaren Erzquästor Valerian kennen!« Seine Stimme triefte vor

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