Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
die Hand. »Gut - du hast mich überzeugt.«
Valerian seufzte erleichtert. »Wir dürfen also hinaus?«
»Nein. So leicht ist das nicht. Lass mich eine Weile nachdenken.«
Chast marschierte nun wieder im Raum hin und her. Valerian beobachtete ihn gespannt. Dann schließlich blieb Chast stehen und wandte sich um.
»Also gut. Ich ordne hiermit Folgendes an: Du und deine Leute - die du mir namentlich nennen wirst - ihr werdet vom Orden von Yoor nicht behelligt. Ich erteile Rasnor die notwendigen Weisungen. Er wird zwar murren, denn ... er hasst dich inzwischen ...«
Valerian hob seufzend die Hand. »Das ist mir bekannt.«
»Gut. Ihr habt also Rede- und Handlungsfreiheit - innerhalb eures Skriptoriums und eurer Quartiere. Was die Zusammentreffen mit den anderen Brüdern angeht - die werden vorläufig eingestellt.«
Valerian zog die Brauen hoch.
»Glotz mich nicht so ungläubig an! Es ist notwendig. Ihr erhaltet einen eigenen Speisesaal. Solange ihr an dieser Sache forscht, unterbleiben jegliche Treffen mit anderen Mitgliedern der Bruderschaft, verstanden?«
Valerian schluckte. »Gilt das auch für mich selbst?«
Chast schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht. Ich gehe davon aus, dass du nicht so dumm sein wirst, mit irgendwem über deine Forschungen zu sprechen, oder?«
»Nein, Meister, nein.«
»Gut. Zweitens darfst du einige deiner Brüder in die Basilika entsenden oder wohin auch sonst sie gehen müssen. Aber sie haben sich unmittelbar dorthin zu begeben.« Chasts Stimme wurde schärfer. »Ein Aufenthalt an irgendeinem Ort in der Stadt oder Gespräche mit irgendwelchen Stadtbewohnern sind strengstens verboten! Wer dem zuwider handelt, den übergebe ich Rasnor. Und zwar mit meinen besonderen Empfehlungen! Hast du das verstanden?«
Valerian nickte abermals pflichtschuldig.
»Letzter Punkt. Ich werde euch einen Aufpasser zuteilen! Jemand, der mir gnadenlos darüber Bericht erstattet, wenn einer von euch nur den geringsten Fehler begeht. Und wenn ... dann mögen ihm die Kräfte gnädig sein!«
Valerian schluckte. » ... einen Aufpasser?«
»Ja, allerdings!«, herrschte Chast ihn an. »Glaubst du vielleicht, ich vertraue dir vollständig, bloß weil du zuletzt ein paar kluge Gedanken hattest?«
Valerian verzog das Gesicht. »Etwa ... jemanden von diesem Orden ... ?«
Chast starrte ihn nur an, erwiderte aber nichts. Valerian schüttelte entsetzt den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Nein, nein ... das könnt Ihr mir nicht antun!« Eine leise Wut stieg in ihm auf. »Ich will niemanden von diesen verdammten Schwarzkutten unter meinen Leuten haben! Das geht nicht!« »So? Und warum nicht?«
Valerian suchte nach Worten. »Das haben wir doch schon besprochen, Meister! Ein Mitglied dieses Ordens von Yoor würde meine Leute nur einschüchtern, ihnen Angst machen und ...«
Chast winkte missgelaunt ab. »Es wird kein Ordensmitglied sein. Aber dennoch - einen Aufpasser wird es geben. Niemand wird eure Gespräche im Einzelnen überwachen, dafür aber eure Taten umso genauer! Ich kann dich nur warnen, Bruder Valerian! Wenn du oder einer aus deiner Gruppe die Bruderschaft verrät - dann wird es schlimm für euch werden. Sehr schlimm - für euch alle!«
Valerian atmete innerlich auf.
Chast beobachtete Valerian, dem seine Erleichterung anzusehen war. »Es ist eine schwierige Zeit«, sagte Chast ärgerlich. »Zu viele Probleme auf einmal. Die Drakken, der Pakt, die Missordnung der Bruderschaft und dann noch diese Adeptin ... Ich hoffe, du hast nicht vor, mich zu hintergehen. Mag sein, dass es eine Menge Verwirrung geben wird, aber glaube mir - auch ich ganz allein bin in der Lage, alle Verräter zur Rechenschaft zu ziehen. Und das werde ich!«
Valerian hatte Chasts Drohung nur am Rande wahrgenommen. Ihm war etwas ganz anderes aufgefallen. »Die ... Adeptin?«, fragte er.
Chast kniff die Augen zusammen und musterte ihn scharf. »Ja. Kennst du sie?«
»Ich ... ich bin mir nicht sicher. Meint Ihr diese ... äh, Lenora?«
»Leandra«, sagte Chast und seine Augen spiegelten Misstrauen. »Woher kennst du sie?«
Valerian schüttelte den Kopf. »Ich ... ich kenne sie nicht. Aber ... man redet ja über sie. Ich dachte, sie wäre in Unifar umgekommen. Lebt sie etwa noch?«
»Allerdings«, antwortete Chast. »Und ich fürchte sie. Aber trotzdem - es wird bald ein Ende mit ihr haben. Die Duuma wird nicht eher nachgeben, bis wir sie erwischt haben. Und das wird mir - trotz all der anderen Schwierigkeiten - ein
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