Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Noor geflogen waren, wurde es Mittag. Victor dachte, dass Faiona bei diesem Tempo viel Kraft verbrauchen musste, und fragte sie, ob sie nicht eine Rast einlegen wollte. Sie erwiderte, dass sie bis zum Abend durchhalten würde, notfalls sogar bis zum Einbruch der Nacht. Sie würde nur irgendwann Wasser und Nahrung brauchen.
So flogen sie weiter und Victor fand selbst Gelegenheit, Durchhaltevermögen zu zeigen. Der Wind zerrte an ihm und er machte sich auf Faionas Rücken so klein wie möglich. Gegen Nachmittag erreichte er seinen moralischen Tiefstpunkt und hätte seinen rechten Arm für eine Pause gegeben. Es war ein erheblicher Unterschied, normal oder in einem solchen Tempo zu fliegen. Der ewig zerrende Wind zermürbte ihn langsam. Doch er gestattete er sich nicht zu klagen, denn Faiona gab ihr Äußerstes, das war ihm klar. Roya wie auch Quendras hatten ein Recht darauf, dass so schnell wie möglich Hilfe gefunden wurde.
Nach einer Weile ging Faiona tiefer und wurde langsamer. Sie erklärte, dass sie dieses Tempo nicht mehr halten könnte und ein wenig verschnaufen müsste. Victor fragte sich ohnehin, wie sie das durchgehalten hatte.
Leider hatten sie das Land Noor noch nicht ganz hinter sich gelassen, aber immerhin waren sie, so vermutete Victor, nicht mehr weit vom Salmland und dem Landbruch entfernt. Hier gab es vereinzelt kleine Wäldchen, und Faiona landete an einem Bach, wo sie trank und ein paar Golaanüsse verspeiste. Victor ließ sich einfach zu Boden fallen, streckte sich aus und genoss die wenigen windstillen Minuten.
Wie lange noch?, fragte er über das Trivocum.
Es ist weiter, als ich gedacht habe, gab Faiona zu. Es wird schon langsam Abend, und dachte, dass wir es um diese Zeit schon geschafft hätten. Aber den Landbruch haben wir sicher bald erreicht.
Kurz darauf ging es weiter. Faiona erklärte ihm, dass sie auf jeden Fall noch versuchen würde, eine Stadt zu erreichen, selbst wenn es dunkel wurde. Sie könnte für eine gewisse Zeit in der Dunkelheit fliegen - indem sie nicht mehr ihre Augen, sondern das Trivocum als Orientierung benutzte. Das war anstrengend und nicht ganz ungefährlich, und sie gestand, dass Drachen es hassten, so zu fliegen. Aber trotzdem wollte sie es tun. Victor war klar, dass sie eine große Verantwortung für die Rettung von Quendras verspürte.
Sie flogen immer weiter und es wurde kälter und dunkler. Victor zog sich seine Felljacke enger um den Leib und wünschte sich, dass sie abermals eine Pause einlegen würden. Der vermaledeite Landbruch wollte einfach nicht in Sicht kommen. Er rief sich die Landkarte ins Gedächtnis, die er zwar dabei hatte, die er aber hier, bei diesem Wind, nicht entfalten konnte; in Gedanken korrigierte er die Lage von Hammagor, vom Landbruch aus gesehen, abermals ein Stück nach Norden. Sie waren einen anderen Weg gekommen, als sie vor einigen Tagen ins Land Noor geflogen waren, und Hammagor musste doch ein ganzes Stück nördlicher liegen, als er angenommen hatte. Anders war es nicht zu erklären, dass sie so lange brauchten.
Inzwischen war es ganz dunkel geworden und Victor erkundigte sich besorgt bei Faiona, ob sie noch immer fliegen konnte. Sie beruhigte ihn. Immerhin waren die Konturen der Landschaft einigermaßen gut zu erkennen, denn der Mond war über den Sonnenfenstern aufgegangen.
Dann, nach einer weiteren Stunde des Fluges, schätzte er die Zeit auf etwa drei Stunden vor Mitternacht. Ob sie inzwischen tatsächlich schon den Landbruch überquert hatten, wusste er nicht. Er hoffte, dass er bald unter sich das Salmland erblicken würde. Vielleicht mit ein paar leuchtenden Pünktchen, die Dörfer oder gar Städte markierten. Bei allem Vertrauen zu Faionas Flugkünsten hätte er die Nacht lieber auf sicherem Boden verbracht. Er hielt mit scharfen Blicken nach irgendeiner Lichtquelle Ausschau, und wenn es nur ein einzelnes Gehöft auf dem Land sein mochte. Er war müde und der Flugwind zerrte an den letzten Resten seines Durchhaltevermögens. Endlich sah er etwas.
Es waren vier oder fünf winzige Lichter, leicht grünlich - vielleicht, weil sie aus einer bewaldeten Gegend zu ihnen heraufschienen. Er deutete voraus.
Sieh mal, Faiona ...da sind Lichter! Meinst du, wir könnten landen? Ich bin völlig erledigt!
Seltsamerweise erwiderte Faiona nichts, und Victor hatte kurz darauf den Eindruck, als würden sie langsamer. Nicht, weil sie landen wollten - Faiona befand sich noch über zwei Meilen hoch in der Luft. Sie wurde einfach
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