Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
graue Licht des anbrechenden Tages herein.
»Ich wollte ja, dass du schläfst«, seufzte sie. »Was nützt es schon, wenn du mir zuliebe wach bleibst? Du kannst ohnehin nicht helfen.«
Victor wälzte sich herum und kroch näher zu Quendras. »Wie... geht es ihm?«, fragte er gähnend.
Roya erschien neben ihm. »Einigermaßen. Ich habe etwas gefunden, mit dem ich ihn hier halten kann, im Diesseits. Es ist wie ein Tauziehen zwischen mir und den Kräften, die ihn ins Stygium reißen wollen.«
Quendras lag friedlich schlafend zwischen Decken, und im Augenblick deutete nichts darauf hin, wie schlecht es ihm eigentlich ging. Victor setzte sich auf und fuhr Roya mit der Hand liebevoll über die Wange. Sie war ein so zartes Geschöpf und dabei doch so stark und mutig. »Ich wünschte, ich hätte dir irgendwie helfen können. Ich hab mich kaum getraut zu schlafen. Du Ärmste hast die ganze Nacht bei ihm gewacht!«
Sie winkte ab. »Ich hab auch ein bisschen geschlafen, aber selten mehr als eine halbe oder dreiviertel Stunde. Ihr beide habt mich wach gehalten.«
Victor schluckte. »Wir... beide?«
»Ja. Quendras, wenn seine Anfälle wiederkehrten, und du mit deinem Geschnarche.«
»Ich hab geschnarcht?«
»Wie ein Sägewerk. Übrigens das erste Mal. Hast du Liebeskummer?«
»Liebeskummer?« Er merkte, dass Roya nur so vor sich hin plapperte. Sie war viel zu müde für irgendein Gespräch.
»Ja, es heißt doch, dass verliebte Männer schnarchen.« Sie ließ sich gegen seine Seite sinken und schlang seufzend die Arme um die Knie.
»Heißt es das?« Er legte ihr den Arm über die Schultern. »Nun ja, dich liebe ich ohnehin und dann wäre da noch... Leandra.«
Sie seufzte. »Danke für die Blumen. Ich wünschte, sie wäre hier. Dann könnten wir uns wenigstens abwechseln.«
Victor gab ihr einen Kuss auf die Wange. Die tiefe Zuneigung, die er für sie empfand, wurde ihm schon fast zu einem kleinen Problem. Dann stand er auf und zog sich die Stiefel an. »Ich werde mich bemühen, so schnell es geht Hilfe für Quendras zu finden. Faiona wird schon auf mich warten. Wenn wir wieder da sind, dann darfst du drei Tage lang schlafen, und ich werde mich persönlich neben dich setzen und aufpassen, dass dich keiner stört. Einverstanden?«
Sie nickte und stand leise ächzend auf. Dann schmiegte sie sich an ihn, erwiderte seinen Kuss und sagte: »Beeil dich. Und seid vorsichtig. Ich schaffe es schon, ein bisschen schlafen kann ich ja.«
Victor packte ein paar Sachen in den Rucksack, nahm seine Felljacke und erhob sich. Er drückte Roya noch einmal kurz an sich und wandte sich dann um.
»Victor?«
Er blieb stehen. »Ja?«
»Hast du eine Ahnung, warum er es getan hat? Warum er uns vor Rasnor und seinen Leuten gerettet hat?«
Er überlegte kurz. »In erster Linie hat er dich gerettet, mein Goldstück. Vielleicht liebt er dich ja auch?«
»Mich?«, fragte sie verwirrt.
Victor winkte ihr und ließ sie mit einem Lächeln und dieser Frage stehen. Es war in diesem Augenblick vielleicht das Beste, womit er sie zurücklassen konnte. Sie hatte anderthalb, womöglich zwei sehr anstrengende Tage vor sich und das Gefühl, dass man sie liebte, . würde ihr die Sache leichter machen. Obwohl sich Victor nicht so recht vorstellen konnte, dass ausgerechnet Quendras jemanden liebte. Er kannte diesen Mann gut genug, um zu wissen, dass er nicht gerade ein Mensch war, der sich mit Liebe und Freundlichkeit durchs Leben schlug.
Kurz darauf hatte er das Hauptgebäude verlassen und wandte sich über den Innenhof nach Süden, in Richtung der Festungsmauer. Dort hatte Faiona ein neues Lager bezogen, aber im Augenblick war sie nicht da. Er sah auf und suchte den Himmel ab.
Faiona!, rief er ins Trivocum hinaus. Wo bist du?
Er war sich im Klaren darüber, dass seine Stimme nur ein Piepsen in der Weite des Trivocums sein konnte; hätte er sich wirklich bemerkbar machen wollen, hätte er eine Magie wirken müssen - aber die Kunst der Magie beherrschte er nicht. Faiona!, rief er abermals.
Doch dann kam die Antwort, mächtig und deutlich, wie es eines Felsdrachen würdig war. Victor! Ich bin gleich bei dir!
Victor atmete auf. Das Leben und das Wohlergehen seiner Drachenfreundin lag ihm kaum weniger am Herzen als das von Roya. Zu viel hatte er gemeinsam mit den Drachen schon erlebt und zu viel hatte er ihnen zu verdanken.
Er schlenderte im frühen Morgenlicht auf dem Innenhof herum, wartend, dass Faiona eintraf. Plötzlich sah er etwas unter den
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