Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
langsamer und Victor zog unschlüssig die Brauen zusammen.
Plötzlich sah er, dass sie den Lichtern schon recht nahe waren. Aber sie befanden sich gar nicht am Boden, sie schwebten weit oben - in der Luft!
Ihm wäre beinahe ein erschreckter Aufschrei entfahren, als er erkannte, dass sie keine Viertelmeile mehr von ihnen entfernt waren. Es waren fünf und sie schwebten ganz in der Nähe, etwas unterhalb von ihnen. Sie waren oval geformt und verstrahlten hellgrünes, seltsam pulsierendes Licht.
Mit der Gewalt eines Schocks traf ihn die Erinnerung an jenes seltsame Etwas, das sie von Sardins Turm aus erblickt hatten. Völlig im Bann des furchtbaren Kampfes in Hammagor, hatte er überhaupt nicht mehr an das rätselhafte fliegende Ding gedacht. Sein Herzschlag hatte sich in ein dumpfes Hämmern verwandelt.
Im nächsten Augenblick flammte ein gleißender Lichtstrahl auf.
Faiona und er wurden in einen Kegel blendender Helligkeit getaucht. Aufstöhnend kniff er die Augen zusammen und hob schützend den Arm vor das Gesicht. Der Lichtkegel kam direkt aus dem schwebenden Ding und nun konnte Victor gar nichts mehr sehen - außer der Helligkeit. Er meinte, kurz ein tiefes Brummen vernommen zu haben, das nun leise, aber rasch zu höchsten Tonhöhen aufjaulte. Was war das nur? Vielleicht eine Drachenart, von der er nie gehört hatte - ein Tier, das nachts auf Beutesuche durch den Himmel schwebte, um mit seinen Lichtern ahnungslose Opfer anzulocken, um sie dann zu verschlingen?
Faiona!, rief er durchs Trivocum. Was ist das?
Halt dich fest!, hörte er ihren plötzlichen Schrei, so scharf und laut, dass er zusammenfuhr. Gleich darauf kippte sie seitlich nach links weg, legte die Schwingen an und ließ sich in die Tiefe fallen. Einen Augenblick später waren sie aus dem Lichtstrahl heraus.
Er klammerte sich mit aller Kraft an Faionas Hornzacken fest. Lange Zeit, während der ihm sein Magen in die Kehle stieg, entfaltete sie ihre Schwingen nicht, und die Geschwindigkeit, mit der sie nach unten sausten, wurde beängstigend. Der Wind begann stärker zu heulen und an ihm zu zerren und er krallte sich fest und machte sich hinter seiner Hornzacke so klein es nur ging.
Faiona fiel weiter wie ein Stein in die Tiefe und Victor wurde von der mörderischen Fallgeschwindigkeit immer übler. Zu Anfang hatte er geglaubt, das Aufjaulen noch einmal gehört zu haben, bald aber löschte das Heulen des Flugwindes sämtliche anderen Geräusche aus.
Faiona!, schrie er durchs Trivocum.
Sie antwortete nicht, er spürte nur, wie sie endlich die Schwingen langsam wieder entfaltete, um den Sturz abzufangen. Sie ging in einer flachen Kurve in einen Gleitflug über, der so rasend schnell war, dass Victor keine Atempause bekam. Faiona würde ihm nicht antworten, denn sie schoss sehr flach über das dunkle Land dahin und hatte keinen Augenblick Zeit, in ihrer Konzentration auf das Trivocum nachzulassen.
In Höchstgeschwindigkeit flog sie mehrere scharfe Wenden und er stand Höllenängste aus. Er fürchtete sowohl, vom Wind einfach davon geblasen zu werden, als auch von dem Drachengeschöpf, oder was auch immer das gewesen war, eingeholt und zusammen mit Faiona zerrissen zu werden.
Kurz darauf wurden sie langsamer, aber das ging kaum sanfter vonstatten als ihre mörderische Beschleunigung. Faiona stellte plötzlich die Schwingen in den Wind und bremste so heftig ab, dass es in ihren Knochen nur so krachte. Die ledernen Häute ihrer Schwingen flappten, als würden sie gleich zerreißen. Zum Glück war Victor die vordere Hornzacke im Weg, sonst wäre er ohne Faiona weitergeflogen. Kurz darauf hatten sie schon so viel Geschwindigkeit verloren, dass sie beinahe in der Luft stillstanden, und Victor stieg der Magen in die Kehle, als sie plötzlich nach unten durchsackten.
Zwei, drei Sekunden später krachten sie senkrecht von oben in ein Waldstück hinein, dass unter ihnen die Äste nur so barsten. Später war Victor dankbar, dass er während dieser Flugmanöver überhaupt keine Zeit zum Nachdenken gefunden hatte, denn sonst wäre ihm vor Schreck und Entsetzen womöglich das Herz stehen geblieben.
Schließlich war alles still; ein Ast hatte Victor wie eine Gabel vom Rücken Faionas heruntergehebelt, wonach er noch mehrere Ellen tief gestürzt war - glücklicherweise auf weichen Waldboden. Faiona lag heftig zitternd vor ihm auf der Seite zwischen zwei Bäumen und regte sich nicht. Sie hatte nur den Hals ganz nach oben gereckt und starrte angstvoll in den
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