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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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er nicht.
    Unbeholfen machte er sich daran, diesen hauchfeinen, blassrötlichen Schleier zu erspüren, den er mit Hilfe seines Inneren Auges sehen konnte - wenn er sich sehr anstrengte. Er erinnerte sich daran, wie Leandra ihm damals, in Bor Akramoria, den Weg dorthin gezeigt hatte. Er seufzte leise. Leandra. Er hatte sie so lange nicht gesehen.
    Langsam schälte sich aus dem Nichts der Dunkelheit in seinem Kopf das Bild des Trivocums heraus, jener magischen Grenzlinie zwischen den Sphären der Ordnung und des Chaos. Helles Rot deutete auf lebendige Dinge hin, tote Objekte wie Stein und Fels glichen grauen Schatten. Bereiche, die sich ins Dunkelrote hin verfärbt hatten, wiesen auf verletztes, krankes oder in Zersetzung begriffenes Leben hin, während ein gelbliches Hellrot oder ein helles Orange jene Dinge markierten, die im Wachsen oder Entstehen begriffen waren.
    Und dann gab es da noch die ganz dunklen Farben: Blau, Dunkelblau und vor allem Violett. Während die tiefen Blautöne jene Zonen markierten, die unter dem Einfluss stygischer Kräfte lagen, war die Farbe Violett ein Alarmzeichen höchster Kategorie. An solchen Stellen breiteten sich stygische Kräfte aus - vornehmlich solche, die willentlich durch Rohe Magie herbeigerufen waren. Es waren die massiven Kräfte des Jenseits, die im ewigen Widerstreit mit dem Diesseits lagen - zerstörerische Kräfte, die aus der Sphäre des Chaos stammten.
    Und hier, in Hammagor, war das ganze Trivocum voll davon.
    Erschrocken schloss Victor sein Inneres Auge. Er war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Er sah Roya an und stieß ein leises Keuchen aus.
    Sie nickte nur befangen.
    »Also...«, stammelte er, »ich... ich kenne mich mit dem Trivocum ja nicht sonderlich gut aus, aber das... das sieht schlimm aus!«
    Roya nickte wieder, sah ihn dabei aber nicht an. Ihre Blicke schweiften beunruhigt durch den Innenhof.
    Victor öffnete abermals zaghaft den Blick aufs Trivocum. Damals in Unifar hatte er gelernt, die Farbe Violett zu fürchten. Und hier, in Hammagor, schien in jedem Stück Fels, in jeder Säule und jedem Mauerstein etwas davon zu stecken. Bang löste er sich wieder vom Trivocum und sein Blick fiel auf die dunkle, drohende Festung. Langsam wusste er nicht mehr zu sagen, von woher der Schrecken Hammagors deutlicher auf ihn eindrang - aus dem Trivocum oder vom bloßen Anblick dieses finsteren Ortes.
    Mit einem Seitenblick gewahrte er, dass Roya die Arme um den Leib geschlungen hatte und leise zitterte, so als ob sie fröre. Er trat zu ihr und legte ihr in dem Versuch, sie zu beruhigen, den Arm über die Schulter. Am liebsten hätte er vorgeschlagen, dass sie erst einmal wieder gehen sollten - irgendwohin, bloß fort von hier. Aber dann würden sie später zurückkehren müssen - und ob es dann einfacher wäre, wagte er zu bezweifeln.
    Inzwischen war es heller geworden. Man konnte nun die gesamte Anlage der Festung erkennen, sie war einfach riesig, eine gewaltige Ansammlung von urzeitlichen Formen. Hier von Gebäuden oder auch nur von Bauwerken zu sprechen wäre einer Verspottung jeglicher Baukunst gleichgekommen. In der Mitte der Anlage erhob sich der ungeschlachte Klotz jenes Mittelbaus - aus einer Gruppe gigantischer Felsblöcke bestehend, die sich wie Betrunkene aneinander lehnten. Sie waren so massig, dass man beinahe einen kleinen Berg vor sich hatte - der in kaum zu beschreibender Weise von Menschenhand zu einem Gebäude gestaltet worden war. Dort links, wo die Rundung eines gedrungenen Felsklotzes nicht mehr ausgereicht hatte, um die Form eines Seitenturmes zu vollenden, hatten die Baumeister den Felsen von innen durchstoßen, an der Außenseite drei Strebepfeiler hinaufgezogen und oben aus massiven Quadern den Rest aufgesetzt. Darüber thronte eine grauschwarze Felsnadel, offensichtlich aus einer anderen Gesteinsart bestehend, die von seltsam silbrigen Flechten bewachsen war. Obenauf thronte ein seltsamer kleiner Balkon, dessen Bedeutung nicht zu erraten war. In die schräge Wand eines anderen, zerfurchten Klotzes waren Fensteröffnungen hineingehauen worden; wo der Fels zu zerspellt war, hatte man hier und da kleine Mauern, Erker und Vorbauten eingezogen. Und überall waren nach längerem Hinsehen seltsame und fremdartige Muster zu erkennen: in sich verschachtelte Ornamente - keines davon rund, sondern stets mit Kanten und Spitzen versehen, dass sie wie Schneiden oder Klingen von blutigen Waffen wirkten; dazwischen fratzenhafte Symbole, in ihrer

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