Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
können. Würde er diesen Schlaf nicht bekommen, so würde es ihm höchstwahrscheinlich schaden.«
»Wie lange?« Leandras Stimme klang immer entschlossener. »Wie lange müsste er schlafen?«
»Ich würde sagen, für etwa die gleiche Zeit, für die ich ihn stärke - und noch ein bisschen dazu. Ich weiß nicht, wie lange wir noch fliegen müssen.«
»Bis nach Noor. Tirao sagte, er hätte zwei Tage und zwei Nächte bis hierher gebraucht.«
Der Primas stieß einen leisen Pfiff aus. »Bis nach Noor? Beim Stygium, das ist verdammt weit!«
Sie zuckte nur die Achseln.
»Wir werden ebenso lange auf seinem Rücken bleiben müssen«, gab der Primas zu bedenken und zog sich die Jacke enger um die Schultern. Seine weißen Haare flatterten im Wind. »Das wird ebenfalls nicht leicht.«
»Können wir es uns denn leisten, zu lange unterwegs zu sein?«, fragte sie bedrückt. »Wenn es stimmt, dass die Drakken kurz davor stehen, unsere Welt zu überfallen, werden wir es uns später nie verzeihen, dass wir nicht so schnell es nur ging nach Hammagor geflogen sind.«
Der Primas nickte und starrte in die Nacht hinaus. »Ja«, sagte er. »Ich fürchte, du hast Recht.«
Sie holte tief Luft, um Tirao den Vorschlag des Hochmeisters zu unterbreiten. Sie wusste, dass es dem Drachen nicht sonderlich gefallen würde.
Zuerst lehnte Tirao natürlich ab, Leandra hatte es eigentlich auch gar nicht anders erwartet. Sie selbst hätte so etwas auch nicht gern mit sich machen lassen. Zum Zeichen, dass Tirao es für überflüssig hielt, erhöhte er seine Geschwindigkeit abermals. Dann aber, nachdem eine halbe Stunde vergangen war, ließ er stark nach und ging tiefer. Leandra spürte den Kupfergeruch des Drachen, sah seine Flanken heftig pumpen und bemerkte auch, dass seine Schwingenschläge längst nicht mehr so weit ausgriffen. Tirao war, einfach ausgedrückt, völlig erledigt.
Entweder wir machen jetzt eine längere Rast, sagte er schließlich matt, oder wir probieren die Magie deines Freundes doch.
Du willst es wirklich machen?, fragte Leandra zögernd.
Ist er ein guter Magier? Wird er mir damit auch nicht schaden?
Leandra schüttelte heftig den Kopf. Nein, ganz bestimmt nicht. Er ist einer der besten Magier, die es überhaupt gibt. Ich hatte schlimme Verletzungen und sah vor kurzem noch aus wie ein Stück rohes Fleisch. Er hat mich wieder vollständig hingekriegt. Du kannst ihm vertrauen.
Tirao brauchte noch ein paar Sekunden, dann gab er sein Einverständnis.
Leandra seufzte erleichtert. »Er ist einverstanden, Hochmeister«, sagte sie und deutete auf Tirao. »Aber seid bitte vorsichtig, ja? Ich möchte nicht, dass ihm irgendetwas passiert!«
»Du kannst dich ganz auf mich verlassen, Leandra«, erwiderte der Primas väterlich.
Sie nickte und gab dann Tirao den Hinweis, dass Hochmeister Jockum jetzt anfangen würde.
Sie beobachtete das Trivocum, während der Hochmeister seine Magie wirkte, und bekam mit, wie sich die allgemeine Färbung von Tiraos Leib von einem dunklen, kraftlosen, teils ins Blaue verfärbten Rot in Sekunden in ein strahlendes und kräftiges Hellrot verwandelte. Sie konnte förmlich sehen, wie der Drache auflebte. Seine Lungen atmeten tiefer und sein gewaltiges Herz pumpte mit Macht. Sie fühlte einen heißen Schauer in ihrem eigenen Rückgrat, so als bliebe die Magie nicht allein auf den Drachen beschränkt. Tiraos Schwingenschlag wurde kräftiger und genauer, sein langer Hals reckte sich gerade nach vorn und sie gewannen wieder an Höhe. Die Geschwindigkeit nahm stetig zu.
Tirao war freilich zu stolz, um sich über die Klasse von Hochmeister Jockums Magie zu äußern. Doch es war zu spüren, dass es ihm Freude machte, so kraftvoll dahinschießen zu können. Leandra warnte ihn vor. Freu dich nicht zu früh! Wenn wir da sind, wirst du zwei Tage lang schlafen wie ein Toter!
Das tue ich gern, erwiderte er. Es geht schließlich nicht nur um Victor und Roya. Faiona ist auch bei ihnen.
Ötzli war wütend, furchtbar wütend.
Diese Leandra war ihm durch die Lappen gegangen, die Drakken hatten ihn kalt abgefertigt und gestern Abend hatte er auch noch von Bruder Polmar erfahren müssen, dass Rasnor die Sache in Hammagor verpatzt hatte. Nun stand er wie ein Narr hier in diesem riesigen Hohlraum oben am Stützpfeiler von Torgard und sah in die Nacht hinaus. Seine hoffnungsvollen Pläne zerrannen ihm wie Sand zwischen den Fingern.
Als Leandra und der Primas vor seiner Nase mit dem Drachen in der Dunkelheit verschwunden
Weitere Kostenlose Bücher