Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Soligor, und sich dort unerkannt zurückzog. Natürlich nur vorausgesetzt, der Kryptus würde nie ausgelöst. Wenn er sich unauffällig verhielt, würde er vielleicht seinen Lebensabend einigermaßen unbehelligt verbringen können - er war längst nicht mehr der Jüngste. Selbst wenn die Drakken tatsächlich die Welt überfielen und unterjochten, würden sie vielleicht nicht so schnell bis in die hintersten Winkel des Landes vordringen.
Aber irgendwie war diese Vorstellung auch dumm. Es würde Kollaborateure, Verräter und Kopfgeldjäger geben. Und niemand konnte wissen, welche Möglichkeiten die Drakken besaßen, ihn dennoch aufzuspüren. Er verfügte zwar über mächtige Magie, doch sie zu benutzen bedeutete Spuren zu hinterlassen - deutlich sichtbare Spuren. Er würde nie wieder seine Magie einsetzen können, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Er würde leben müssen wie ein Kapitän, der sein Schiff nicht aus dem Hafen steuern durfte. Eine grässliche Aussicht.
Und außerdem regte sich da noch sein Stolz.
Die Vorstellung, seinen letzten Lebensabschnitt irgendwo unerkannt im Hinterland zu verbringen, ständig darauf bedacht, dass man ihn nicht entdeckte, schweigend und tatenlos dabei zusehend, wie seine Welt von diesen widerlichen Bestien terrorisiert wurde -das war ein unerträglicher Gedanke. Und ganz besonders widerwärtig war ihm, dass er der größte Verlierer von allen sein würde. Er hatte dann nur noch eine einzige Möglichkeit - nämlich die, in den Untergrund zu gehen. Und dort würde er diese dreimal verfluchte Leandra und ihr Pack wiedertreffen! Nein, das war ihm unmöglich. Ihr würde er sich noch viel weniger unterordnen können als den Drakken!
Ein schwebendes Licht folgte ihm über dem Kopf, als er über Geröll, Stufen und Absätze durch die Felsengänge von Torgard hinabschritt. Eine Zeit lang kaute er auf dem bitteren Geschmack dieser Vorstellungen herum, aber währenddessen wuchs auch seine Entschlossenheit, nicht aufzugeben. Er versuchte abzumessen, was als Nächstes geschehen würde.
Wenn Victor den Pakt tatsächlich fand oder ihn bereits besaß, was würde dann kommen? Den Kryptus konnte er keinesfalls auslösen - nein, dazu war nur ein mächtiger Magier in der Lage, und es bedurfte sicher auch eines solchen, um die zweifellos komplizierten Strukturen des Kryptus zu ertasten und zu verstehen. Nein, das würde Victor nicht gelingen.
Wenn also Victor - oder vielleicht sogar Rasnor - es schaffte, an den Pakt zu kommen, dann musste er sich damit an irgendeinen Ort begeben, wo es genügend Wissen und Fachleute gab, um das Problem des Kryptus lösen zu können.
Ötzli blieb stehen.
Ja, das war die Lösung! Wer auch immer den Pakt hatte - er musste mit ihm zurück nach Savalgor kommen! Nur hier gab es die Fachleute und das Wissen, den Kryptus zu entschlüsseln! Möglicherweise, überlegte Ötzli, auch in Hegmafor, aber dorthin konnten weder Victor noch Rasnor gehen. Beide hatten dort keine Verbündeten.
In Savalgor hingegen konnten sowohl Victor als auch Rasnor darauf hoffen, Hilfe zu bekommen. Dann schüttelte Ötzli den Kopf. Nein, er ging besser nur von Victor aus. Nach allem, was er über Rasnor wusste, war der Kerl kein besonders heller Kopf - ganz im Gegensatz zu Victor. Und der bekam jetzt wahrscheinlich auch noch Hilfe von Leandra.
Ötzli holte Luft. Ja, diese kleine Chance gab es noch. Wenn er sich darauf einstellte, dass Victor und Leandra, oder seinetwegen auch Rasnor, in Kürze hier wieder auftauchten, und zwar mit dem Pakt, dann würde Ötzli seinen Plan - seine Rettungstat - vielleicht doch noch verwirklichen können. Er würde ihnen eine Falle stellen, ihnen das Dokument abjagen und den Drakken übergeben!
Mit Hilfe von Polmar würde er Rasnor als Informationsquelle benutzen. Wenn dieser zurück nach Savalgor kam, ob er den Pakt hatte oder nicht, würde er es schon sagen. Er hatte ja Polmar auf Loyalität eingeschworen. Ötzli dachte scharf nach, ob er irgendein wichtiges Detail übersehen hatte, aber es fiel ihm keines ein. Mit Hilfe des Glatzkopfes und den Resten der Bruderschaft würde er die Falle vorbereiten (und diesmal wirklich an alles denken!), und mit Hilfe von Polmar würde er erfahren, wann und mit wem der Pakt hier einträfe!
Sein Herz pochte dumpf. Er wusste durchaus, dass alles schief gehen konnte, aber dennoch - sein Plan schien ihm einigermaßen Erfolg versprechend. Er konnte in Savalgor schalten und walten wie er wollte; im Augenblick besaß er die
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