Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
waren, hatte ihn der TaanMar, Befehlshaber der Drakken, ziemlich grob am Arm herumgerissen. Die kalten Augen des Echsenwesens hatten zornig aufgeblitzt, als er Ötzli entgegengezischt hatte, dass er der Erste wäre, der sterben würde, wenn Leandra oder dieser Victor den Pakt tatsächlich fanden. Dann waren die Drakken ohne ein weiteres Wort abgerückt und hatten ihn einfach stehen lassen. Und nun fragte er sich, niedergeschlagen in die Nacht hinausstarrend, wie es nur möglich war, dass man immer und immer wieder ein solches Glück haben konnte wie diese Leandra. Es war einfach unfassbar.
Nach wie vor hielt er seine Idee für ziemlich klug, dass sie Leandra in Torgard erwartet hatten, denn sie musste das Gleiche tun wie er und die Drakken: in der alten Festung, Victors ehemaligem Arbeitsplatz, nach Hinweisen suchen, wohin er geflogen sein könnte. Und es war eine verfluchte Ungerechtigkeit dieses widerlichen TaanMar, dass er nun ihm, Ötzli, die Schuld in die Schuhe schob. Schließlich waren es die Drakken mit ihrer angeblich so gewaltigen Macht gewesen, die Leandra und den Primas hatten entwischen lassen.
Von Rasnor hatte Ötzli dem Drakkenanführer nichts erzählt - das war der einzige Trumpf, den er noch besaß. Aber nach wie vor weigerte sich Rasnor zu sagen, wo er sich überhaupt aufhielt. Er hatte eine wirre Geschichte von einem Verrat innerhalb seiner Gruppe erzählt, von einem Magier, der zu Victor übergelaufen war und der dann alle vier Kampfmagier der Bruderschaft getötet hatte. Rasnor hätte dann zwar ihn getötet, aber er wäre so verletzt worden, dass er hätte fliehen müssen. Ob das stimmte, wusste Ötzli nicht. Nach dem, was er gehört hatte, war Rasnor kein außergewöhnlicher Magier, und ob er jemanden besiegen konnte, der seinerseits vier Kampfmagier überwunden hatte - das klang schon sehr abenteuerlich. Immerhin wusste Ötzli jetzt ein wenig mehr über das, was sich in Hammagor ereignet hatte.
Rasnor hatte trotz des Fehlschlags behauptet, er würde den Pakt sehr bald in Händen halten. Und er hatte Polmar darauf eingeschworen, sich bei seiner Rückkunft in Savalgor loyal zu verhalten. Dass Polmar ihm, Ötzli, dies mitgeteilt hatte, sprach dafür, dass er diesem Rasnor nicht allzu viel zutraute. Er würde aufpassen müssen, wie sich die Angelegenheit entwickelte und ob Rasnors Berichten zu trauen war.
Ötzli schnaufte. Es war ein phantastischer Ausblick von hier oben, aus bestimmt anderthalb oder zwei Meilen Höhe. Schwach glitzerten unzählige kleine Wellen im Licht der Sterne, das durch die großen Sonnenfenster über dem Meer fiel. Mit plötzlich aufkommender Wehmut dachte er, dass es mit dieser Schönheit bald ein für alle Mal vorbei sein könnte.
Irgendwer musste Leandra hier erwartet haben, jemand mit einem Drachen, und all dies deutete darauf hin, dass die Gruppe derjenigen, die den Drakken Widerstand leisten wollten, nicht so klein war, wie er angenommen hatte. Dieser Victor hatte Hammagor entdeckt, sogar Rasnor war dort, und möglicherweise wusste Leandra nun ebenfalls, wo es sich befand. Mit ihr war der Primas geflohen, hinter dem die Reste des Cambrischen Ordens standen. Und wer weiß, fragte sich Ötzli, wer sonst noch alles? Da war diese Alina, eine bezaubernde junge Frau - das musste er zugeben -, die vielleicht sogar das Zeug zu einer Shaba hatte. Und all die anderen, angefangen mit Jacaire, oder Jacko, wie er in Wahrheit hieß, der wohl einer der wichtigsten Leute in der Savalgorer Unterwelt war... Seine Freundin, die blonde Hellami, war zweifellos ein weiteres Verbindungsglied zu noch mehr unbekannten Drakken-Widerständlern. Und dann waren da noch sein alter Freund Meister Fujima und Gildenmeister Xarbas.
Was, wenn es dieser Gruppe tatsächlich gelang, den Pakt zu finden, den Kryptus zu entschlüsseln und ihn zur Anwendung zu bringen? Wenn es ihnen wahrhaftig gelang, die Drakken aus der Höhlenwelt zu vertreiben? Dann würden die Drakken, dessen war sich Ötzli gewiss, das Undenkbare tun: Sie würden die Höhlenwelt vernichten.
Ötzlis Moral drohte unter der Last der Drohungen und der Aussichtslosigkeit der eigenen Lage zu zerbrechen.
Niedergeschlagen wandte er sich um und schlich davon. Auf dem langen Weg hinab durch die endlosen Gänge von Torgard spielte er mehrfach mit dem Gedanken, einfach aufzugeben. Er könnte jetzt vielleicht noch einigermaßen ungeschoren davonkommen, wenn er schnell die Stadt verließ, irgendwo weit hinaus aufs Land ging, nach Tharul oder
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