Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Labyrinths. Ich habe bei den... nun, ungefähr zweihundert Durchgängen, durch die wir gegangen sind«, er deutete auf Roya und sich, »mitgezählt. Die Gänge und die Zentralräume tauchten in einer Häufigkeit auf, die zur Zwölf passte. Wenn man sich das als eine Struktur vorstellt, dann...«
»Du glaubst, dass es die Zwölf ist?«, fragte Roya entgeistert.
Er glotzte sie an. »Ja!«
Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüften. »Willst du uns etwa sagen, dass du uns aufgrund einer Annahme so tief hier hereingeführt hast? In diese Todesgefahren?«
»Nun, ich... immerhin haben wir es geschafft! Wir haben schließlich den Pakt, oder?«
»Ja! Aber wir müssen ihn doch erst noch hier herausschaffen! Das hattest du wohl in deiner Annahme nicht berücksichtigt!«
Victor verzog das Gesicht. Er hatte Roya schon erlebt, wenn sie wütend war. So bezaubernd sie auch war, so heftig konnte sie werden, wenn sie ärgerlich war. Jetzt bekam der arme Quendras einen Vorgeschmack auf ihre derbe Seite. Er trat einen Schritt zurück.
»Sieh mal«, sagte Quendras, um Verständnis ringend, »es ist eine Notsituation! Wir brauchen den Pakt! Ohne ihn werden uns die Drakken überrennen! Verstehst du das nicht?«
»Ja! Aber hast du uns unbedingt mitschleppen müssen?«, rief sie aufgebracht. »Bei dieser Gefahr? Wo du nur aufgrund einer Annahme hier bist?«
»Nun beruhige dich, Roya!«, wandte Victor ein. »Mich hat er nicht mitgeschleppt, ich bin aus freien Stücken nachgekommen!«
»Mir genügt es, dass er mich mitnahm!« Sie war wirklich wütend. »Ich meine, er hätte mir im ersten Raum, als ich ihm nachging, doch sagen können, wie gefährlich es hier drin ist und dass er nicht wirklich sicher ist, wie dieses Labyrinth aufgebaut ist!«
Victor verzog das Gesicht. Hatte sie etwa angenommen, in einem Labyrinth der Bruderschaft wäre es ungefährlich? Er studierte ihr hübsches, wütendes Gesicht mit der süßen kleinen Nase und kam zu dem Schluss, dass sie Quendras nur eins auswischen wollte. Roya war viel zu intelligent, um nicht zu begreifen, dass Quendras nicht daran schuld war, dass sie ihn begleitet hatte.
»Nun, ich war sicher!«, erklärte Quendras. Er hatte sich unmerklich versteift. »Ich habe diese Labyrinthe über ein Jahr lang studiert. Ich habe selbst welche erforscht. Ich...«
»Na, jetzt sehen wir ja, wie sicher du bist!«, rief sie. »Warum hast du mich nicht gewarnt?«
Er starrte sie ärgerlich an. »Ich habe mich gefreut, dass du als Einzige zu mir gehalten hast. Dass du mir vertrautest. Darin habe ich mich wohl getäuscht.«
Roya stieß einen spöttischen Laut aus.
Victor fühlte mit Quendras. Es wurde Zeit, dass dieser dumme Streit ein Ende fand. »Wie wäre es mit der Acht?«, schlug er vor. »Ich meine, all diese Räume hatten acht Durchgänge...«
Quendras schüttelte missmutig den Kopf. »Nein. Das glaube ich nicht.« Roya hatte sich demonstrativ abgewandt. »Acht - das ist zu knapp. Das widerspricht dem, was ich vorgefunden habe. Außerdem: Die Acht ist nicht so gut teilbar. Es muss möglichst viele Teiler geben, die sich nahtlos in die Struktur einfügen lassen. Die Zwölf hat die Sechs, die Vier und die Drei, während bei der Acht nur die Vier bleibt... die Zwei scheidet aus, sie ist zu klein. Bei der Acht müsste das Labyrinth entweder viel größer oder aber viel kleiner sein.«
Roya fuhr herum. »Was ist mit der Neun? Wir haben draußen in Hammagor ständig diese Wiederholung gehabt: siebenundzwanzig - neun - drei. Die Treppenstufen hoch zum Turm... sie ließen sich durch siebenundzwanzig teilen! Überall gab es neun Wächter...«
»Ja!«, rief Victor. »Das wäre möglich! Wie ist es mit der Neun, Quendras? Wir haben in ganz Hammagor immer wieder diese Zahlenreihe gefunden!«
Er dachte nach. »Nun ja, die Neun wäre schon besser. Das würde das Labyrinth bei einer einfachen Zahlenreihe schon vergrößern...«
»Ich wette, es ist die Neun«, sagte Roya voller Überzeugung.
Die Möglichkeit lag in der Tat nahe, dass die geheimnisvollen Zahlen von Hammagor etwas zu sagen hatten. Er wandte sich um und wollte die Durchgänge abzählen. »Links oder rechts herum?«, fragte er Quendras.
»Links«, lautete die Antwort. »Labyrinthe laufen immer dem Körpergefühl des Menschen entgegen.«
Victor sah Quendras fragend an.
»Die meisten Leute haben rechts ihre starke Seite«, erklärte er.
Victor nickte, das schien plausibel. Quendras verstand etwas von Labyrinthen, das war offensichtlich.
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