Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
jungen Frauen«, meinte er seufzend an Leandra gewandt, »scheint sehr viel begabter zu sein, als ich und viele andere im Orden immer dachten. Oder wahr haben wollten. Vielleicht hätte sich die Gilde seit alters her mehr auf Magierinnen stützen sollen.«
Leandra hob die Schultern. »Das kann ja noch werden«, sagte sie lächelnd.
Tirao hatte bereits einen ersten Rundflug absolviert, als sie nach ihm sahen. Leandra warf dem Hochmeister einen Seitenblick zu. Vermutlich hatte der alte Meistermagier ein wenig mehr als nur irgendeine kleine Magie gewirkt, um ihn munter zu machen. Tirao wirkte voll neuer Energie und schien es gar nicht erwarten zu können, dass sie aufbrachen. Die Nachricht, dass sie den Pakt tatsächlich gefunden hatten, beeindruckte ihn nicht sonderlich. Davon war er offenbar ausgegangen.
Roya hatte inzwischen nach dem Sturmdrachen gesehen, aber sie meinte, dass Tirao besser dabei sein sollte, wenn sie versuchte, seinen Block zu lösen. Es mochte sein, dass der Sturmdrache sonst einfach davonflog, und es war zu hoffen, dass er ihnen für die Rückreise half.
Tirao erhob sich kurz in die Luft und landete draußen vor der Festung, wo sein größerer Artgenosse wie ein harmloses, betäubtes Kätzchen irgendwo zwischen den Geröllbrocken saß und dumpf in die Gegend starrte. Er hatte es sich nicht einmal bequem gemacht - die Felsbrocken unter seinem Körper mussten ihm wehtun, so wie er dasaß. Roya empfand Mitleid mit dem mächtigen Tier.
Der Sturmdrache war noch ein wenig größer als Tirao und seine Haut besaß einen Stich ins Rötliche. Seine Schädelform war kantiger, dafür aber hatte er keinen nennenswerten Hornkamm auf dem Rücken, so wie die Felsdrachen. Das aus Holzteilen und Lederschnüren gefertigte Tragegestell hatte Roya inzwischen von seinem Rücken gelöst. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, es dort zu lassen, denn es würde ihnen für die Heimreise sicher nützen. Aber dann hatte sie sich auf die Würde dieser Tiere besonnen, die alles andere als Sklaven der Menschen waren. Man konnte sich auf dem Rücken von Sturmdrachen nur schlecht festhalten, aber sie wollte den Drachen vorher wenigstens fragen, ob er das Gestell tragen mochte.
Als Tirao und die anderen da waren, begann sie damit, den Block zu lösen. Mit ihrem Inneren Auge ertastete sie die feinen Verwebungen des mentalen Blocks, der über dem Hirn des Drachen lag, sondierte seine Struktur und begann ihn mit einer ganz einfachen Magie aufzulösen. Der Erfolg war durchschlagend. Es dauerte nur eine kurze Weile, dann zerplatzte der Block förmlich unter der Kraft des in ihm gefangenen Geistes.
Der Drache blinzelte kurz, dann zuckte sein mächtiger Kopf in die Höhe und eine Sekunde später sprang er auf die Beine.
Die Menschen traten erschrocken zurück, nur Tirao blieb, wo er war. Sie konnten alle mitverfolgen, wie Tirao Kontakt zu seinem Artgenossen aufnahm, aber die Sprache, die er gebrauchte, blieb ihnen verschlossen. Allein an dem Ton, in dem der Sturmdrache antwortete, erkannten sie, dass er alles andere als erfreut war.
Sie verfolgten eine kurze, heftige Unterhaltung zwischen den Drachen mit, wobei sich die Stimme des Sturmdrachen immer mehr in wütendes Gebrüll verwandelte, während Tirao ihn zu beruhigen versuchte. Sie traten noch weiter zurück.
Dann aber ging der Sturmdrache kurz in die Knie und schnellte mit einem gewaltigen Sprung in die Luft hinaus. Sein Start war so heftig, dass er selbst den eines Felsdrachen übertraf - sowohl in der Sprunghöhe, der Entfesselung roher Kräfte als auch in der Schärfe des Windstoßes, den er erzeugte. Sie purzelten allesamt durcheinander. Dann war er weg.
Roya rappelte sich als Erste wieder auf.
Es tut mir Leid, Freunde, sagte Tirao bedauernd über das Trivocum. Ich hatte Mühe, ihn davon abzuhalten, euch anzugreifen. So eine Magie - Sklaverei hat er es genannt -muss nicht nur entwürdigend, sondern auch sehr schmerzhaft sein. Schmerzhaft im Kopf.
Victor nickte verstehend. Klar, sagte er. Für den Drachen sind wir nichts als nur ein paar andere von der Rasse seiner Peiniger. Ich verstehe ihn.
Aber... wirst du uns denn alle tragen können, Tirao?, fragte Leandra. Uns fünf?
Wir werden Hilfe holen, sagte er. Am besten bei Faionas Sippe. Sie stammt aus dem Westteil des großen Gebirges, das ihr das Ramakorum nennt. Es ist nicht einmal allzu weit von hier entfernt. Wenn wir direkt nach Süden fliegen, übers Salmland hinweg und dann nach Südosten, können wir den Ort in
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