Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
schlief drüben bei der Treppe, während Leandra schon nach oben in den Turm verschwunden war. Sie hatte sich weitere Bücher aus Sardins Turm geholt und war völlig fasziniert von ihrem Fund.
Quendras' Gesicht war nichts Besonderes anzusehen, aber Victor wusste, das in ihm allerlei vor sich gehen musste. Er war ärgerlich auf Roya und sie war ärgerlich auf ihn, und Victor war schrecklich neugierig, was das alles sollte. Aber Royas warnender Gesichtsausdruck signalisierte ihm, lieber die Klappe zu halten.
»Es waren zwei Dinge«, erklärte er. »Nein, eigentlich drei. Zunächst einmal traute ich ihm...« Er deutete mit dem Daumen schräg über die Schulter auf Quendras und wandte sich ihm zu. »Obwohl du dieses verfluchte Labyrinth nur auf Verdacht betreten hattest -ich traute dir. Du bist viel zu klug und weißt zu viel über Labyrinthe, als dass du mit deiner Zwölf so weit daneben liegen konntest. Neun oder Acht - das sind schon gewaltige Unterschiede zur Zwölf, nicht wahr?«
Quendras zuckte mit den Schultern.
Roya schüttelte zweifelnd den Kopf. »Eigentlich hätte dieser zwölfte Durchgang doch zu sein müssen! Wenn man sich in diesem Labyrinth von einem Durchgang entfernt, dann verschließt er sich so lange, bis man einen anderen durchschritten hat!«
Victor lächelte. »Genau das ist der Grund! Jeder, der innerhalb des Labyrinths bis zu diesem Ort vorgedrungen ist, hätte das wissen müssen! Und genau aus diesem Grund machten die Erbauer diesen zwölften Durchgang zu dem, der in die Freiheit führt! Weil niemand riskieren würde, dort hineinzuspringen. Nach allem, was bisher in diesem Labyrinth galt, hätte er gegen eine feste Wand prallen müssen.«
»Wir müssen so schnell es geht nach Savalgor zurück«, mahnte Quendras. »Leandra sagte, die Zeit wird knapp. Die Drakken sind drauf und dran anzugreifen.«
»Kannst du denn den Kryptus entschlüsseln?«, fragte Roya.
»Ich hoffe es. Ich habe einiges vorbereitet. Und ich habe einen alten Freund, der mir helfen wird.«
»Du hast dich schon... darauf vorbereitet?«
Er zögerte, studierte ihre Gesichter. Dann nickte er. »Ja. Ich wusste schon seit einer Weile, was auf mich zukommen würde.«
Roya musterte ihn erstaunt. »Du wusstest es? Von wem? Diesem... Freund?«
»Ja, stimmt. Ihr... ihr werdet ihn bald kennen lernen. Sobald wir zurück sind.«
Victor und Roya tauschten Blicke. »Du willst uns nicht sagen, wer es ist?«, fragte Victor.
Quendras schüttelte den Kopf. »Ich habe es versprochen.«
Roya starrte ihn an und zuckte dann mit den Schultern. »Na gut«, sagte sie und lehnte sich wieder zurück. Sie sah alles andere als zufrieden mit dieser Antwort aus, aber sie verbarg ihre Gefühle.
»Was ist los?«, flüsterte er. »Was hast du gegen ihn?«
»Ja. Ein Sturmdrache ist gekommen. Offenbar ist er jedoch... nicht ganz bei sich. Könnte es sein, dass es sich um Rasnors Drachen handelt? Er hat ein Tragegestell auf dem Rücken.«
Victor wandte sich um und trat zu einer der Fensteröffnungen. »Wenn es der von Rasnor ist, dann bedeutet das, dass Rasnor tot ist. Und selbst wenn er noch lebt, dann tut er es nicht mehr lange. Von hier kommt er ohne einen Drachen niemals mehr weg. Er wird verhungern oder verdursten.«
Leandra und der Primas traten zu ihm. Victors Augen fanden den Drachen, er saß draußen, ein Stück vor der »Geht dich nichts an«, sagte sie, ein wenig bitter lächelnd. Sie wirkte nicht unfreundlich, aber auch nicht so, als wollte sie ihm ihr Herz ausschütten.
Victor schnaufte. Antwort auf seine drängendsten Fragen über Quendras würde er heute von Roya nicht erhalten und morgen wahrscheinlich auch nicht. Aber immerhin hatte Quendras das Geheimnis selbst schon ein bisschen gelüftet. Victor hoffte nur, dass diese Sache mit dem geheimnisvollen Freund in Savalgor keine Finte war. »Na, dann«, sagte er resigniert und erhob sich. »Schlaft gut, ihr beiden! Und schlagt euch nicht die Schädel ein!«
Roya gab einen missbilligenden Laut von sich und drehte sich auf ihrem Lager demonstrativ weg von ihm und Quendras. Victor sah Quendras an und zuckte ratlos mit den Schultern. Er ging zum Feuer, entzündete eine der Kerzen, winkte Quendras noch einmal kurz und stieg die Treppe hinauf.
Nach einer Weile erreichte er ihr Domizil. Leandra lag schon in ihre Decken eingewickelt und schlief. Er entkleidete sich und kroch unter die Decken. Er legte den Arm um sie und sie seufzte leise.
Victor war sich unschlüssig, wie es weitergehen
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