Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
besaß, in einer solch wichtigen Angelegenheit unterrichtet und um Rat ersucht zu werden!
Nun denn - jetzt würde er die Sache in die Hand nehmen. Leandra und Meister Fujima saßen im Kerker, Munuel war tot und Hochmeister Jockum - nun, der hielt sich sonst wo auf. Ötzli empfand zwar eine unbestimmte Furcht vor dem, was auf ihn zukam, doch er freute sich geradezu über die Gelegenheit, all diesen oberschlauen und eigensinnigen Leuten um Leandra zeigen zu können, wie man so etwas anpackte!
Mochten die Drakken tatsächlich skrupellos und gewaltbereit sein - so dumm, dass sie auf seinen Vorschlag nicht eingingen, konnten sie gar nicht sein. Was half es ihnen schon, wenn sie ein paar alte, verstaubte Bücher erbeuteten und aus einer Anzahl von Magiern ein paar Tricks herauspressten? Die Magie war ein so weites Feld und stellte so hohe Anforderungen an Geist und Erfahrung, dass sie nur von Leuten angewendet werden konnte, die sie wirklich erlernt hatten! Über viele Jahre hinweg, durch eine demütige Zeit der Novizenschaft und des Jungmagiertums hindurch bis hin zur Meisterschaft. Niemand, auch nicht der beste Magier der Höhlenwelt, beherrschte auch nur ein Zehntel aller Spielarten der Magie und das musste diesen Drakken klar gemacht werden. Wenn sie die Magie haben wollten, mussten sie sich den Umständen beugen. Und darin lag seine Chance: ihnen die Magie zu verkaufen^. Wofür sie sie haben wollten, war ihm gleichgültig. Er betrachtete die Geheimnisse der Magie nicht als Eigentum der Menschheit oder der Höhlenwelt. Sollten sie damit Kriege führen, wo sie wollten - die Kriege würden sie sicher auch ohne Magie führen. Die Höhlenwelt hingegen musste nicht auf der Verliererseite stehen, im Gegenteil, sie konnte sogar gewinnen, wenn man einen klugen Handel mit diesen Wesen einging! Wenn alles so klappte, wie er es sich vorstellte, dann hatte er gute Chancen, eines Tages als ein großer Held und Wohltäter in die Geschichte der Höhlenwelt einzugehen. Er würde die Drakken besänftigen, ihnen geben, was sie wollten, dafür die Freiheit und vielleicht sogar noch einiges an Gewinn für die Höhlenwelt erstreiten und diese verachtenswerte Bruderschaft zerschlagen. Und er würde die Höhlenwelt zusätzlich noch von ihrer schlimmsten Plage befreien -nämlich dieser verfluchten Leandra!
Mit neuer Entschlossenheit marschierte er weiter, mit hoch erhobener Fackel und immer dem Weg folgend, den Vandris ihm aufgezeichnet hatte. Ötzli hatte nie geahnt, dass die Katakomben so weitläufig waren. Wo genau er sich im Augenblick befand, hätte er unmöglich sagen können.
Er erreichte eine kleine Halle, in der, wie auf seiner Karte verzeichnet, ein kleiner Wasserfall über Felsen in einen unterirdischen See rauschte. Er hob die Fackel höher, balancierte über ein paar Steine hinweg, die einen Weg durch einen flachen Wasserlauf markierten, und erreichte einen Spalt in der Felswand gegenüber dem Wasserfall. Er leuchtete mit seiner Fackel in den Hohlraum dahinter - und da war tatsächlich etwas!
Auf einem Stein stand ein kleines Objekt, offenbar so etwas wie ein Ei aus Metall, auf einem Dreibein. Man müsse es berühren, hatte sie gesagt, dann würde man auf direktem Weg zu den Drakken gelangen.
Ötzlis dumpfer Herzschlag hatte sich wieder in ein lautes Pochen verwandelt. Er zwängte sich durch den Spalt in die Nische hinein und stand dann vor dem rätselhaften Ei. Es war so groß wie der Kopf eines Kindes und schimmerte metallisch im Licht seiner Fackel. Ein feines Gespinst aus winzigen, bläulichen Funken umlief das Ei unablässig entlang einer Struktur aus feinen Rissen oder Kanten. Ötzli kniff die Lider zusammen. Kein Zweifel, das Objekt wirkte bedeutungsvoll, obwohl es sich auch nur um einen billigen Trick hätte handeln können. Ötzli holte tief Luft.
Er steckte die Fackel in eine Spalte zwischen zwei Steinen und begann tief und ruhig zu atmen. Er verfluchte sich - aber die Furcht vor dem Unbekannten drohte ihn zu übermannen. Er war seinem Ziel jetzt so nahe - wenn er überhaupt irgendetwas erreichen wollte, dann musste er es jetzt wagen. Langsam und mit heftig klopfendem Herzen streckte er die Hand nach dem Ei aus.
7 ♦ Falsche Fährten
Roya führte Victor ein Stück geradeaus in den dunklen Gang hinein, der sich an das obere Ende der Treppe anschloss. Ein paar flache Stufen führten bald abwärts, dann wurde der Gang wieder heller. Sie erreichten einen kleinen Felsendom, der weit in die Höhe reichte. Von
Weitere Kostenlose Bücher