Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
hier aus verzweigten sich mehrere Gänge in unterschiedliche Richtungen.
Victor blieb stehen und blickte in die Höhe. Er konnte im einfallenden Licht der Öffnung, die weiter oben im Fels lag, erkennen, dass das Felsgestein unterschiedliche Strukturen aufwies. Sie mussten sich in einem zentralen Ort im Mittelbau befinden - dort, wo sich die großen Felsblöcke aneinander lehnten. Der Boden war eben und mit Steinplatten gedeckt und überhaupt stach dieser Ort wohltuend aus dem Chaos des gesamten Bauwerkes hervor. Man konnte zwar nicht direkt von einer Ordnung sprechen, die hier herrschte - aber die Wände waren einigermaßen glatt, die Durchgänge ausgebaut und teilweise sogar gemauert und der Boden verlief einladend gerade und wies sogar, wenn sich eine Erhöhung ergab, hier und da ein paar Stufen auf.
»Da geht's in den Keller«, sagte Roya leise und deutete nach links auf eine Treppenflucht, die durch einen breiten, gewölbten Tunnel hinab in dunklere Gefilde führte.
»Warst du schon unten?«, flüsterte er. Er sprach leise, denn der Felsendom besaß einen starken, natürlichen Hall. Jedes kleinste Geräusch vervielfachte sich und verhallte in der Höhe.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Wo denkst du hin? Allein trau ich mich da nicht runter!«
Er schenkte ihr ein wissendes Lächeln und wandte sich den anderen Durchgängen zu. »Und die hier?«
»Ich war noch nirgends«, bekannte sie. »Bin bloß einmal kurz bis hierher gekommen.«
Er tätschelte wieder ihren Arm. »Braves Mädchen«, sagte er und untersuchte weiter ihre Umgebung. Plötzlich war er ganz gefangen von diesem wundersamen Ort und ließ seine Blicke durch die einzigartige Geometrie des Felsendomes schweifen. Es gab, abgesehen von der finsteren Kellertreppe und dem Gang, durch den sie gekommen waren, noch zwei weitere Durchgänge und eine steile Treppe. Sie führte entlang der Rundung des Felsendomes hinauf und dann, ziemlich weit oben, seitlich in ein finsteres Loch hinein. Fünf Wege also. Victor wandte sich nach links, einem der Durchgänge zu, durch den helles Tageslicht zu sehen war.
»Vorsicht!«, warnte sie ihn.
Unwillkürlich verlangsamte er seinen Schritt. Ja, beinahe hätte er vergessen, was ihnen unten in der Halle alles widerfahren war. Die Neugierde wollte ihn vorantreiben, aber er mahnte sich, aufmerksam seine Umgebung zu beobachten.
Hier oben, in diesem Teil des Gebäudes, erschien alles völlig harmlos. Wie in den anderen Räumen der Festung war auch hier nirgends eine Hinterlassenschaft der ehemaligen Bewohner zu entdecken. Er trat mit Roya an der Hand in den Durchgang und erreichte einen lichten kleinen Saal mit niedriger Decke, aber lang gestreckt, in dem es gut ein halbes Dutzend Fenster gab. Genau genommen handelte es sich eigentlich nur um fensterartige Wanddurchbrüche, die nach draußen auf den Innenhof hinausgingen.
Sie durchschritten den Saal, der ein paar natürliche Stützsäulen besaß, marschierten in einen angrenzenden Raum und erlebten eine Schrecksekunde, als sie in einem weiteren Durchgang ein bodenloses Loch entdeckten, das sich im tiefen Schatten zwischen zwei lichtdurchfluteten Räumen versteckte.
»Huh«, machte Roya und schob sich an dem Loch vorbei. Der Steg war breit genug, aber jeder, der hier unachtsam war, würde eine tödliche Reise in die Tiefe machen.
Danach erreichten sie einen dritten Raum, ähnlich dem ersten und dem zweiten, von dem aus ein Durchgang zurück in den Felsendom führte. Dort wieder angekommen, hatten sie eine ungefähre Vorstellung von der Anlage der Räume in diesem Stockwerk erlangt und überlegten, was sie als Nächstes tun sollten.
»Heben wir uns den Keller für zuletzt auf«, schlug Roya vor. »Ich habe so ein Gefühl, dass es da unten ernst wird. Wenn das stimmt, so ist es sicher gut, vorher alles andere zu kennen. Was meinst du?«
Er nickte bedächtig. »Ja«, sagte er. »In Ordnung. Gehen wir zuerst hinauf.« Er deutete auf die steile Treppe, die sich entlang der Innenwand des Felsendomes hinaufzog, bis sie in etwa zwanzig Ellen Höhe in einen Gang mündete, der an einer sehr dunklen und engen Stelle ostwärts in der Wand verschwand.
Victor ließ Royas Hand los und ging langsam auf den Fuß der Treppe zu. Sie blieb stehen, studierte die Szene und sagte: »Warte mal.«
Er hielt inne und sah sie fragend an. Sie eilte unterhalb der Treppe in den östlichen Teil des Felsendomes, wo es keinen weiteren Zugang gab und es entsprechend dunkel war. Dort untersuchte sie
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