Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Wie eine miese, skrupellose Verbrecherin hatte man sie hier eingekerkert - sie, die ungezählte Male ihr Leben riskiert hatte, um unter anderem die Haut derjenigen zu retten, die sie nun gefangen hielten.
Sie war sicher, dass sie auf der Stelle hier ausgebrochen wäre, hätte sie noch immer über die Möglichkeit verfügt, ihre Magie einzusetzen. Innerhalb eines knappen Jahres war sie von einer blutigen Anfängerin zu einer beachtlichen Magierin aufgestiegen. Natürlich fehlte ihr noch Etliches bis zur Klasse eines Meister Fujima und auch Gildenmeister Xarbas war ihr zweifellos deutlich überlegen. Aber um hier auszubrechen und dabei die halbe Wachmannschaft in die Ewigkeit zu schicken, hätten ihre Fähigkeiten mit Sicherheit gereicht. Immer wieder tastete sie wütend und verzweifelt nach dem Trivocum, ob sich dort nicht vielleicht doch ein Ansatzpunkt zeigte, aber da war nichts. Es war so kalt und leer und grau wie ihr Verlies.
Sie versuchte das Trivocum auch aus jenem anderen Blickwinkel zu erfassen, der ihr bei ihrem Kampf in Torgard so überraschend weitergeholfen hatte. Es war ein ganz elementarer Hinweis von Meister Fujima gewesen, der sie darauf gebracht hatte - Meister Fujima, der sich als ebenso großer Kodex-Brecher wie sie selbst und viele andere Magier der ehemaligen Gilde erwiesen hatte. Aber auch aus diesem Blickwinkel war das Trivocum leblos und kalt. Hier hatte ein Magier einst ganze Arbeit geleistet, als er die Palastkerker magisch versiegelt hatte.
In dumpfer Verzweiflung marschierte sie hin und her, versuchte den Kerkerraum zu erfassen und irgendeinen Ausweg zu finden. Er war recht groß, etwa zehn mal fünfzehn Schritt, unregelmäßig geformt und ziemlich hoch. Licht gab es wenig; nur durch ein vergittertes Guckloch, das immerhin eine halbe Elle im Quadrat maß, fiel der Schein einer Öllampe herein, die draußen, gegenüber an der Gangwand, befestigt war.
Der Boden des Verlieses bestand aus gefügten Pflastersteinen; verschiedene Nischen und Spalten in den Wänden waren mit schweren Quadern zugemauert worden. Leandra wusste noch von Torgard her, dass die natürlichen Höhlen, die den Untergrund und die Felspfeiler von Savalgor wie einen Ameisenbau durchzogen, zum Bau des Palastes und vieler anderer Örtlichkeiten genutzt worden waren. Man hatte überflüssige Teile der Höhlen einfach abgetrennt und zugemauert. Eine kleine Hoffnung keimte in ihr auf, dass vielleicht eine dieser Mauern so schwach oder dünn wäre, dass sie hindurchstoßen und entkommen könnte - aber das war eine dumme Idee. Nirgends würde man sorgfältiger auf solide und dicke Mauern geachtet haben als in einem Kerker.
Später entdeckte sie eine Bodenplatte mit einem Loch - in der Mitte des Raumes, groß genug, dass sie die Hand hineinstecken konnte. Es war dunkel dort unten und widerstrebend probierte sie, wie tief sie kam. Ihr Arm verschwand bis zum Ellbogen in dem Loch, ehe er stecken blieb. Mit den Fingerspitzen ertastete sie dort unten Sand, mehr nicht; es schien ein Hohlraum zu sein. Seufzend zog sie ihren Arm wieder heraus. Womöglich war es so etwas wie ein Abflusskanal. Savalgor verfügte über ein unterirdisches Abwassersystem - als einzige ihr bekannte Stadt von Akrania, was wohl so etwas wie ein kleines Wunder der Zivilisation darstellte. In ihrem prunkvollen Zimmer im dritten Stockwerk, in dem sie die vergangene Nacht verbracht hatte, hatte es sogar fließendes heißes Wasser gegeben.
Doch das Vorhandensein einer Abwasserleitung half ihr auch nicht weiter. Durch ein solches, wahrscheinlich sehr enges Rohr würde sie kaum entkommen können. Außerdem wog der Stein mit dem Loch bestimmt zwei Zentner und war passgenau in den Boden eingefügt. Seufzend ließ sie sich an einer der Wände niedersinken und starrte mutlos in die Düsternis ihres Gefängnisses.
Nach einer Stunde, vielleicht waren es auch zwei, öffnete sich die Verliestür und zwei Wachleute schleppten eine Pritsche herein. Leandra verfolgte teilnahmslos ihr Tun. Sie war den Männern dankbar, dass sie sich höflich gaben und dass ein gewisses Bedauern über Leandras Schicksal in ihren Gesichtern abzulesen war. Offenbar begrüßte hier niemand die Entscheidung des Rates, aber die Wachleute waren machtlos dagegen - die Palastgarde hatte sich in unbedingtem Gehorsam zu üben.
Anschließend brachte man ihr etwas zum Essen; eine heiße Suppe mit Brot und eine Schale Murgobeeren. Kein Festmahl, aber wenigstens eine einigermaßen anständige Mahlzeit. Das
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