Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
all ihre Anstrengungen völlig umsonst gewesen waren. Dass sie seit zweitausend Jahren vergeblich auf etwas hofften, das sie nie haben würden!
Er hob beschwörend die Hände. »Versteht ihr?«, rief er aus. »Die Magie... ich weiß nicht, was für ein Ort das hier ist... aber hier kann es gar keine Magie geben Für die Magie... braucht man ein lebendiges Trivocum... und...«
»Das lass unsere Sorge sein... Mensch«, entgegnete der Drakken mit seiner hässlichen, gefühllosen Stimme. »Was willst du?«
Ötzli musste ein paar Mal tief Luft holen. Er verstand nicht, was der Drakken meinte. Sollten diese Wesen etwa in der Lage sein, das Trivocum hier zu... 'offnen! Wie konnte das sein? Ötzli hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie die alten Meister es damals geschafft hatten, die Verliese unterhalb des Palastes zu versiegeln - niemand wusste das mehr. Wie sollten die Drakken, die gar keine Magie kannten, dann das Umgekehrte schaffen?
Er versuchte sich zu beruhigen, sah sich um, betrachtete die bewaffneten Echsenwesen, die unmiss-verständlich auf ihn zielten, und ließ gleichzeitig seine Blicke durch die hohe Halle schweifen. Alles schien aus Metall zu bestehen, zahllose fremdartige Apparaturen waren hier versammelt: riesige, unregelmäßig geformte Kästen mit Farbstreifen, die übereinander gestapelt waren, Bündel von Rohrleitungen, die in alle Richtungen strebten; in der Höhe ein Geflecht aus metallenen Trägern, die wie das Balkenwerk unter dem Dach eines Hauses aussahen, und zahllose andere Dinge mehr. Und natürlich diese beängstigende gläserne Röhre über ihm, durch die jene zähe, grau leuchtende Substanz pulste, die ihn irgendwie an das Stygium erinnerte, wenn das Trivocum durch Rohe Magie aufgerissen worden war. Alles war so verwirrend und fremdartig; er hatte Mühe, sich auf das zu besinnen, weswegen er eigentlich hierher gekommen war.
»Ich...«, stammelte er.
Der Drakken kam ihm zuvor. »Du bist keiner von der Bruderschaft.«, stellte er fest, und seine Stimme klang so, als habe er vor, ihn deswegen in den nächsten Augenblicken zur Hölle zu schicken.
Ötzli hob beschwörend die Hände. »Nein, bin ich nicht!«, rief er. »Aber... wartet! Lasst mich reden!«
Die Drakken blieben reglos stehen und Ötzli suchte nach Worten. Dann sprudelte es aus ihm hervor. All das, was er sich zurechtgelegt hatte. Er stotterte mehr, als dass er flüssig sprach, und erst nach und nach gewann er eine gewisse Ruhe zurück. Als er jedoch merkte, dass seine Rede diesen LiinSaay keineswegs beeindruckte, wurde er wieder unsicher. Er wollte ihm klar machen, dass niemand in der Höhlenwelt die Magie als einen Schatz betrachtete, der nur ihrer Welt gehörte, und dass man bereit wäre zu teilen. Er glaubte das sogar ehrlichen Herzens. Es käme einem Selbstmord gleich, sagte er, die Magie als ein Eigentum zu betrachten, besonders angesichts der augenscheinlichen Überlegenheit der Drakken, und er erklärte dem LiinSaay, dass er sich wünschte, jeder Bewohner der Höhlenwelt könnte dies hier sehen - diese Halle und die Macht, die die Drakken besaßen. Man würde es gewiss für beeindruckend halten, für einen Segen und zugleich eine Ehre, mit so mächtigen Wesen in Berührung zu kommen...
Dass er sich indes fragte, wozu die Drakken überhaupt die Magie brauchten, äußerte er nicht. Allein sein Wissen über ihre zweitausendjährige Gegenwart und der Eindruck, den er nun über sie gewann, sagten ihm, dass die Magie eine vergleichsweise geringe Macht für sie darstellen müsste. Aber das behielt er für sich. Er dachte an den Kryptus, der im Pakt schlummerte, und überlegte, ob die Magie die Macht der Drakken auf eine gewisse Art ergänzen würde, und ob sie mit der Magie Dinge erreichen konnten, die ihnen bisher verschlossen waren.
Er ließ nicht nach, den LiinSaay mit Argumenten und Erklärungen zu überschütten, aber das seltsame Wesen reagierte nicht. Dann versuchte es Ötzli mit einer Frist. Er schlug vor, den Pakt aufzutreiben, dieses magische Dokument, das sie als einziges Ding in der Höhlenwelt fürchten mussten. Aber der LiinSaay ging auch darauf nicht ein. Als der Drakken ihm zuletzt den Zeitraum von vierzehn Tagen zugestand, hatte Ötzli den Eindruck, als täte man ihm damit einen kleinen, nebensächlichen Gefallen, der nicht weiter ins Gewicht fiel. Vielleicht brauchten sie diese zwei Wochen ohnehin noch, um ihren Überfall auf die Höhlenwelt vorzubereiten. Da war es schließlich egal, ob sie ihm
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