Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
legte die Stirn in Falten. »Sie sind schwarzgrün und schuppig, mit einem Schwanz, wie ein Tier. Und ihre Gesichter... einfach widerlich! Runter gezogene Mundwinkel, verächtlich, riesige Tränensäcke unter den Augen - einfach ekelhaft. Und sie stinken. Von denen haben wir nichts Gutes zu erwarten.«
»Und sie kommen... tatsächlich nicht von dieser Welt?«
»Chast sagte mal, er glaube, sie kämen von außerhalb - aus dem Weltenall.« Sie deutete schulterzuckend nach oben.
Das Weltenall.
Munuel hatte Leandra davon erzählt; offenbar hatte er schon damals geahnt, was für ein neugieriges Wesen sie war. Er hatte ihr erklärt, dass es dort oben, außerhalb der Höhlenwelt und jenseits der Sonnenfenster, ein großes Nichts gab, unendlich groß, mit nichts als offener Weite in allen Richtungen, und dass die Sterne, die man nachts durch die Sonnenfenster sehen konnte, nichts anderes als weitere Sonnen wären, nur unendlich weit entfernt, ebenfalls umkreist von Welten wie ihrer eigenen. Leandra war sehr befremdet gewesen, als Munuel ihr einmal erklärt hatte, dass es nicht unbedingt sein musste, dass man auf anderen Welten ebenfalls unter der Oberfläche, in riesigen, meilenhohen Höhlen lebte. Vielmehr, so hatte er gesagt, war es wahrscheinlich, dass sogar die Menschen der Höhlenwelt früher einmal auf der Oberfläche dieser Welt gelebt hätten.
Mit diesen Gedanken hatte Leandra lange Zeit überhaupt nichts anfangen können. Leben in einer Welt mit nichts am Himmel? Nichts als einer unendlichen Leere? Kein Felsenhimmel? Nirgends der kühle Schatten der Felspfeiler - den ganzen Tag lang die brennende Sonne über dem Kopf - und das dunkle Weltenall? Die Vorstellung allein hatte Leandra über die Maßen verwirrt. Später dann, im Laufe ihres Heranwachsens, war diese Frage für sie immer wichtiger geworden. Mit vierzehn Jahren schließlich, und nachdem sie von Munuel noch etliches mehr an wundersamen Dingen erfahren hatte, hatte sie sich dazu entschlossen, Magierin zu werden. Sie war bei Munuel in die Novizenschaft eingetreten. Leandra hatte erfahren, dass man als Magier Zugang zu vielen Geheimnissen der Welt erhielt - allein die riesigen Bibliotheken des Cambrischen Ordens waren eine Legende für sich. Und sie hatte ihren Spaß am Forschen. Ja, sie wollte die Geheimnisse der Welt ergründen, vielleicht sogar selbst einmal eine wichtige Entdeckung machen.
»Wirklich aus dem Weltall?«, wiederholte Leandra ihre Frage sinnierend. »Und sie wollen die Magie von uns?«
Alina nickte. »Von Sardin, vor zweitausend Jahren. Aber die Sache klappte nicht. Ihr Cambrier habt sie daran gehindert, bis heute. Sogar Chast habt ihr daran gehindert. Oder besser gesagt: Du!« Sie deutete auf Leandras Nase.
Leandra kratzte sich unwillkürlich an der Nasenspitze.
»Das ist der wahre Hintergrund der ganzen Sache. Warum Sardin damals den Krieg gegen die Gilde begann, bis hinzu Chast, den du persönlich in die Hölle geschickt hast.«
»Das war Jacko«, sagte Leandra tonlos.
»Ach ja.« Alina nickte bestätigend. »Stimmt. Aber es ist ja auch egal. Hauptsache, er ist tot. Allerdings...«
»Was?«
»Nun ja, wie gesagt: Die Drakken wollen immer noch das, was ihnen der Pakt versprach.«
Leandra saß aufrecht da und starrte Alina zweifelnd an. »Ist das denn sicher? Ich meine... hat sie mal jemand gefragt - diese Drakken? Woher soll man wissen, ob es wirklich die Magie ist? Schließlich ist dieser Pakt seit zweitausend Jahren verschollen.«
Alina holte Luft. »Nun, das ist es, worüber ich mit dir sprechen will. Ich hab diese Sache mit der Magie natürlich nicht herausgefunden. Das war ein anderer - um den geht es.«
»Ein anderer?« Leandra legte den Kopf schief. »Wer?«
Alina machte wieder eine Pause und holte abermals tief Luft. Es schien, als besäße ihre Geschichte einiges an Tragweite. Leandra beobachtete sie gespannt.
»Nun, ich habe neulich einen Hinweis erhalten. Eine seltsame Geschichte.«
»Einen Hinweis?«
»Ja. Eigentlich wollte ich gar nicht darüber sprechen. Aber dann fügten sich einige Dinge zusammen...«
Leandra legte die Stirn in Falten. »Also?«
Alina schnaubte leise. »Du hast mir doch mal von Victor erzählt, deinem Freund. Mit dem du zusammen in Unifar warst.«
Leandra nickte.
»Nun, in Torgard gab es einen Valerian, einen Mann, von dem Chast oft redete. Einer der Skriptoren. Kein bedeutender Mann, eigentlich nur ein Niemand aus dem Skriptorium, aber offenbar ein ziemlich kluger Kopf. Er war
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