Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
derjenige, der auf diese Idee mit der Magie kam. Er hat mit seinen Leuten für Chast in den Bibliotheken herumgesucht. Sie waren auf der Suche nach der Ausfertigung des Paktes, die der Bruderschaft gehörte. Sie fanden, glaube ich, eine ganze Menge heraus.«
Leandra warf wieder einen unruhigen Blick zur Tür des Verlieses. Niemand war zu sehen und auch nicht zu hören. Erstaunlich, dass man sie so lange ungestört ließ.
»Dieser Valerian«, fuhr Alina leise fort, »war aber ein Verräter. Er haute irgendwann ab, mit einem Drachen. Er floh zu einem Ort, wo er glaubte, den Pakt finden zu können. Chast war außer sich vor Wut. Er setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen Valerian zu erwischen. Er hetzte ihm Rasnor hinterher, den Erzquästor des Ordens von Yoor. Das ist ein ganz gemeiner Hund.«
Leandra hob die Brauen. Ihr Interesse war geweckt, aber sie verstand den Zusammenhang noch nicht. »Ein Verräter - in der Bruderschaft? Aber... was hat das mit Victor zu tun?«
Alina kaute auf der Unterlippe. »Victor und Valerian - es muss ein und derselbe sein!«
Leandra richtete sich auf. »Wie kommst du denn darauf?«
Alina schnaubte wieder. »Es ist komisch, ich weiß. Aber...«
Leandra wurde ungeduldig. »Nun erzähl schon«, forderte sie.
Alina setzte ein Lächeln auf. »Also... zunächst einmal weiß ich, dass der Name Valerian falsch war. Das bekam ich einmal mit, als Chast mit Rasnor redete. Wie er allerdings richtig hieß, weiß ich nicht. Immerhin... Valerian beginnt auch mit einem V.«
Leandra verzog ungeduldig das Gesicht. Dies schien ihr als Beweis wenig schlagkräftig zu sein.
Alina beeilte sich fortzufahren. »Zweitens: Dieser Valerian war doch ein Verräter, oder? Aber wie kommt ein einfacher, kleiner Skriptor darauf, so ein Wagnis einzugehen - die gesamte Bruderschaft austricksen zu wollen? Was macht er mit dem Pakt, wenn er ihn hat - ohne die Hilfe seiner Brüder? Das ergibt doch keinen Sinn!«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Leandra streng.
Alina warf wieder einen kurzen Blick zur Tür, ehe sie weitersprach. »Nun, ich möchte wetten, dass Valerian kein Bruderschaftler war. Nur jemand von außerhalb, der einen klaren Plan hat, würde sich so verhalten. Ein Verräter, der sich mit einer festen Absicht eingeschlichen hat. Aber - ein kleiner Skriptor, der mal eben auf die Idee kommt, das wichtigste Dokument der Welt zu erbeuten, um dann Chast damit zu erpressen oder was auch immer? Nein, das ist Unsinn!«
Leandra nickte langsam. »Ja. Du hast nicht Unrecht. Das wäre ein paar Nummern zu groß für so jemanden. Aber...«
»Warte!«, sagte Alina. »Es gibt noch einen anderen Hinweis. Der brachte mich erst auf die Spur. Dieser Valerian hatte eine junge Magierin bei sich. Er ist zusammen mir ihr geflohen. Sie hieß Roya. Genau wie... nun, du weißt ja, unsere Roya! Die Schwester von Jasmin. Nicht sehr häufig, dieser Name.«
Nun fuhr es Leandra eiskalt den Rücken hinunter. Sie starrte Alina an.
Alina hingegen wirkte verlegen. »Klingt alles ein bisschen blöde, was?«
Leandra schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, sagte sie aufgeregt. »Sprich weiter! Was für ein Mann ist Valerian gewesen? Bist du ihm je begegnet? Hast du ihn gesehen?«
Alina hob verneinend eine Hand. »Nein. Aber... weißt du, wenn dieser Valerian schon einen falschen Namen verwendet hat, einen, der mit V beginnt... also, wer außer dir oder deinen Freunden käme auf so eine Idee? Wer hätte den Mut - und vor allem das Wissen? Es gibt doch kaum jemanden, der überhaupt etwas von der Bruderschaft weiß - von der wahren Bruderschaft, von ihren Zielen, dem Pakt und von Chast!« Sie sah Leandra beschwörend an, so als könnte sie ihre Vermutung durch einen flehentlichen Gesichtsausdruck Wirklichkeit werden lassen. »Wer würde sich wagen«, fuhr sie fort, »in die Bruderschaft einzudringen und Chast zu hintergehen? So etwas Irrsinniges würde doch nur jemand tun, der... nun ja, der Rache zu üben gedenkt, oder?«
»Rache?«
Alina nickte. »Ja. Roya, die ihre Schwester verloren hat, und Victor, der glaubte, du wärest tot.«
Leandra machte große Augen. »Ich? Tot?«
»Ja, allerdings. Bis vor etwa zwei Wochen ahnte niemand, dass du noch lebst. Ich nicht, Chast nicht und sicher auch nicht Victor.«
Leandra stieß einen verblüfften Laut aus. Sie starrte Alina aufgeregt an. Könnte es tatsächlich Victor sein, der hinter dieser aberwitzigen Sache steckte: todesmutig in die Bruderschaft einzudringen, um den Pakt zu
Weitere Kostenlose Bücher