Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
umzusehen. Zudem verspürte er nun immer stärker eine Last auf seinem Gewissen. Er musste versuchen, irgendetwas zu finden, womit er Quendras helfen konnte. Vorsichtig schloss er die Truhe, legte das Blatt zurück in das Büchlein und schob es in die Innentasche seiner Jacke. Es passte gerade dort hinein.
Er erhob sich, hielt die Kerze in die Höhe und sah sich noch einmal um. Am entgegengesetzten Ende des Raumes befand sich eine Art Durchgang, doch er war zugemauert. Victor trat davor und musterte unschlüssig die Mauersteine. Ob das einmal ein Eingang zur anderen Seite des Steinbaus gewesen war? Er vermochte es nicht zu sagen. Noch ein-, zweimal rief er mit verhaltener Stimme Sardins Namen in den Raum, aber er erhielt keine Antwort. Hier kam er nicht weiter.
Dieser Ort barg ein großes Rätsel, das spürte er, aber ihm war klar, dass er nicht in der Lage war, es hier und jetzt zu lösen. Er wandte sich um, um den Raum zu verlassen. Als schließlich draußen die Kerzenflamme wieder zu flackern begann, überkam ihn eine große Erleichterung. Einen Ort wie diesen hier zu erforschen war etwas für die Altmeister des Cambrischen Ordens, für Leute wie Munuel oder den Ordensprimas... oder, natürlich, für Leandra. Er nickte. Ja, Leandra würde sich mit Begeisterung auf dieses Rätsel stürzen. Vielleicht erhielt sie ja noch Gelegenheit dazu. Er hatte den Pakt nicht gefunden und war sicher, dass er sich nicht unter den Schriftstücken in der Truhe befand. Also musste er Leandra zu Sardin bringen und dann würden sie das Gebäude erforschen können.
Anschließend untersuchte Victor noch einmal die Umgebung. Er wagte nicht, sich allzu weit von dem Steinbau zu entfernen; es mochte immer noch so sein, dass er einfach nur Glück gehabt hatte, bis dorthin gelangt zu sein.
Wieder rief er Sardins Namen, aber vergeblich. Er fragte sich, ob Sardin nicht vielleicht einen triftigen Grund für sein Fernbleiben hatte. Quendras war ein Bruderschaftler und seine Beweggründe waren äußerst unklar. Vielleicht hatte er Böses im Sinn - etwas, das sowohl seine, Victors, wie auch Sardins Pläne durchkreuzen könnte. Möglicherweise wollte Quendras den Pakt auf eigene Faust an sich bringen, weil er sich nach Chasts Tod zum Hohen Meister der Bruderschaft berufen fühlte! Ulfa hatte sie gewarnt, dass es nun einige neue Parteien in diesem Spiel gab; Leute, die versuchen würden, Kapital aus der unklaren Lage zu schlagen. Wenn Quendras an den Folgen von Rasnors Magie starb, dann gab es vielleicht eine Gefahr weniger. Die Gefahr nämlich, dass Quendras irgendwie verhindern könnte, dass Leandra in den Besitz des Paktes gelangte. Victor schnaufte. All seine Gedankengänge waren nichts als reine Vermutungen.
Nein, hier würde er für den Augenblick zu keinem weiteren Ergebnis kommen. Er konnte nur eines tun: sehr, sehr vorsichtig sein - und zwar gegenüber allen. Es gab nur eine Person, der er hier vertraute, und das war Roya. Irgendwo hielt sich noch dieser verfluchte Rasnor auf, und somit waren es allein in der Gegend um Hammagor schon drei, deren wahre Motive äußerst gefährlich sein konnten. Victor musste abwarten und die Augen offen halten. Er beschloss, nach Hammagor zurückzukehren.
Etwa zwei Stunden später erreichte Victor wohlbehalten, wenn auch ziemlich müde, Hammagor.
Quendras Zustand war unverändert. Roya saß noch immer neben ihm und beobachtete ihn, um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn ihn die höllischen Kräfte dieser abartigen Magie ins Stygium reißen wollten. Was genau sie tat, wusste Victor nicht, aber es schien Quendras irgendwie zu helfen. Die Zeiträume zwischen den Anfällen hatten sich zum Glück auf anderthalb bis zwei Stunden erhöht, doch Roya war bald am Ende ihrer Kräfte.
Victor hatte gehofft, mit Quendras reden zu können, um vielleicht erspüren zu können, welche Absichten nun wirklich hinter seiner Rettungstat steckten. Aber in seinem jetzigen qualvollen Zustand war nicht daran zu denken. Victor verspürte ein schlechtes Gewissen, weil er keine Hilfe aus Sardins Turm hatte mitbringen können. Seinen Fund und das seltsame kleine Blatt mit den Bildern erwähnte er nicht.
»Ich werde Hilfe holen«, sagte er entschlossen.
»Hilfe?«, fragte sie matt. »Woher denn?«
»Faiona muss mich nach Süden bringen, ins Salmland.« Er wandte den Kopf und sah aus einer der Fensteröffnungen hinaus. »Leider ist es zu spät, heute können wir nicht mehr fliegen. Es wird schon dunkel. Aber gleich morgen
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