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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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früh, mit der Dämmerung, brechen wir auf.«
    Sie seufzte nur.
    Victor musterte sie. Sie hätte sich an die Wand gelehnt, war bleich und erschöpft. Quendras lag eine Armlänge entfernt von ihr, unter einer Decke auf dem Boden. Er zitterte im Schlaf. Victor hatte eben erst die beiden toten Kampfmagier fortgezerrt und ihre Leichen in den dunklen Schacht fallen lassen, der sich in dem Durchgang unweit von hier befand. Das Gleiche hatte er auch mit den beiden anderen Toten gemacht, die er in den hinteren Räumen gefunden hatte. Keine schöne Bestattung, aber die vier hatten schließlich nicht eben zu ihren engsten Freunden gezählt.
    Er kniete sich zu ihr. »Werdet ihr es so lange schaffen?«, fragte er sanft. »Ich werde mindestens anderthalb Tage fort sein.«
    Sie stöhnte leise. »Ich bin jetzt schon völlig erledigt.«
    Er nickte. »Ich weiß. Aber es ist das Einzige, was wir tun können. Sardin will nicht helfen.«
    »Zum Teufel mit ihm«, sagte Roya müde.

15 ♦ Die Röhre
     
    Zuerst dachte Leandra an Magie, verwarf aber den Gedanken sofort wieder. Das Trivocum war so kalt und leblos wie bisher. Sie hatte mit angezogenen Beinen an einer der Wände gesessen, die Arme um sich geschlungen und niedergeschlagen das Kinn auf die Knie gestützt. Als sie dann aber eine Stimme vernahm, richtete sie sich ruckartig auf, wie ein Hase, der plötzlich die Witterung eines Raubtieres auffängt.
    Sie spitzte die Ohren, wagte nicht mehr zu atmen, so als könnte sie diese Stimme, die vielleicht nur noch einmal nach ihr rief, versäumen und dann auf immer verlieren. Es war ihr Name gewesen, den sie vernommen hatte!
    Dann hörte sie es wieder: eine Stimme, die leise »Leandra!« rief. Und eine Stimme, die sie zu kennen glaubte. Atemlos lauschte sie in die Stille.
    Sie huschte zur Tür und spähte durch das vergitterte Fensterchen - in der unmittelbaren Nähe war niemand zu sehen. Wer auch immer Wache hielt, befand sich zurzeit weiter oben oder unten im Gang. Sie wandte sich um und zischte: »Ja! Ich kann dich hören! Wo bist du?« Sie wusste noch immer nicht, wessen Stimme das war, aber sie war sicher, dass es sich nur um einen Freund handeln konnte.
    »Hier«, kam es zurück - leise, erstickt, undeutlich. Wie von weit her, durch eine winzige Öffnung gesprochen. »Im Boden!«
    Im Boden? War der Boden etwa hohl unter einer der Platten? Sie schritt in den Raum hinein. »Im Boden«, flüsterte sie. »Wo im Boden? Wo bist du?«
    An dem »Hier!«, das leise an ihr Ohr drang, glaubte sie plötzlich die Stimme erkannt zu haben. »Yo? Bist du das? Wo steckst du, beim Felsenhimmel?«
    »Hier, im Boden. Bei dem Loch. Streck die Hand durch!«
    Leandra verstand endlich, wo Yo stecken musste, denn hier gab es nur ein Loch. Das Abflussloch! Ihr schoss die verrückte Frage durchs Hirn, wie es ihr gelingen sollte, sich so klein zu machen, dass sie durch dieses winzige Loch hindurchpasste - um danach in die Freiheit zu fliehen. Allerdings - sie musste raus hier!
    Leandra hechtete förmlich dorthin, so als könnte ihr diese Chance im letzten Augenblick noch entwischen. Das Abflussloch lag nicht ganz in der Raummitte, zum Glück etwas außerhalb des Lichtscheins. Sie hielt das Gesicht direkt darüber, konnte aber in der Dunkelheit natürlich nichts sehen.
    »Yo? Bist du da unten?«
    »Ich krepier gleich«, kam es schmerzerfüllt zurück. »Deine Hand! Ich hab ein Seil.«
    Ein Seil? Leandra war verwirrt, zögerte trotzdem nicht länger. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit gelernt, in gewissen Situationen schnell zu reagieren, ohne lange zu fragen.
    Sie streckte die Hand durch das Loch nach unten, traf bald auf etwas Weiches und hörte einen leisen Schmerzenslaut. Offenbar hatte sie Yo wehgetan. Sie musste sich unmittelbar unter dem Loch befinden. Schwer vorstellbar, wie es dort unten aussah, sie ertastete nur ein Gesicht und hatte bald darauf das angekündigte Seil gefunden. Yo hielt es zwischen den Zähnen.
    »Ich hab's«, zischte sie.
    Nun klang Yos Stimme klarer, sie konnte den Mund wieder öffnen. »Zieh langsam an. Ganz langsam. Sonst erwürgst du mich.«
    Leandras Herz klopfte - inzwischen mehr vor gespannter Aufregung. Sie spürte, dass hier etwas ganz Ausgekochtes im Gange war, und war irrsinnig nervös. Langsam zog sie an und hörte Yos Keuchen von unten.
    »Am Ende des Seils ist ein Querholz«, hörte sie Yo von unten. »Du hast nur einen Versuch. Entweder es verkantet sich und du wirst frei sein, oder es flutscht durch und ich bin

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