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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wenig sicherer. Er balancierte über mehrere kleine Brücken, stemmte sich einmal einen brusthohen Absatz hinauf und überquerte danach voller Angst eine irrwitzig schmale Brücke, die über einen breiten Abgrund führte. Beinahe hätte er vor diesem Ding kapituliert. Manchmal hatte er das verrückte Gefühl, als habe er den Einflussbereich der Schwerkraft verlassen. Am Ende mancher Treppen fand er sich, so glaubte er jedenfalls, in waagrechter Lage stehend wieder, fest mit den Füßen auf dem Boden, aber in einer seitlich gekippten Welt. Die neblige Spirale schien sich dann links oder rechts von ihm und nicht über seinem Kopf zu befinden, so als hätte jemand die Halbkugel, in der er umhertappte, gekippt.
    Victor ignorierte hartnäckig sämtliche Anschläge auf sein Orientierungsvermögen. Er behielt eisern nur den kleinen Steinbau im Blick und näherte sich ihm tatsächlich. Es war ein weiter Weg, den er zurücklegte, aber die Entschlossenheit, sich nicht von Sardin narren zu lassen, trieb ihn weiter voran. Dann endlich, ohne dass er in unmittelbare Lebensgefahr geraten wäre oder sich hoffnungslos verlaufen hätte, war er tatsächlich da. Vor ihm, im fahlen Licht des Nebels, erhob sich der kleine Bau, kaum höher als Victor selbst. Aber dann sah er sein Geheimnis: Treppenstufen führten zu einem Kellergeschoss hinab. Auf der steinernen Fläche um den Bau herum erhoben sich seltsame kuppel- und turmförmige Monumente. Es erinnerte ihn an einen uralten, vergessenen Friedhof aus unvordenklicher Zeit. Victor empfand jedoch nichts wirklich Bedrohliches hier und er hatte ein feines Gespür für so etwas. Er näherte sich dem Eingang, einem dunklen Rechteck ohne Gitter oder Tür. In dem Raum herrschte nichts als Dunkelheit und Victor vermochte nicht das Geringste zu erkennen.
    »Sardin?«, rief er in das finstere Rechteck hinein. »Sardin? Bist du hier?«
    Niemand antwortete ihm. Er maß den Stummel der Kerze in seiner Hand, sie war noch lang genug, um als Lichtspender dienen zu können. Für den Rückweg durch den langen Tunnel hatte er eine zweite Kerze dabei. Er ließ sich auf den Boden nieder, holte die Zunderbüchse hervor und brachte mit Stahl und Feuerstein einen trockenen Holzspan zum Glühen. Es dauerte eine Weile, aber dann fing er Glut und Victor blies ihn an, bis er eine kleine Flamme hervorbrachte. Damit entzündete die Kerze. Kurz darauf war er so weit, den kleinen Steinbau zu betreten. Obwohl seine Sinne und sein Verstand ihm sagten, dass hier in der Umgebung nichts Bedrohliches lauerte, begann sein Herz dumpf zu pochen, als er die Treppenstufen hinabstieg.
    Victor atmete erleichtert auf, als er sah, dass der Raum keine böse Überraschung zu bieten hatte - wenigstens auf den ersten Blick. Keine steinernen Wächter erwarteten ihn, die im Trivocum alarmierend violette Auren verstrahlten oder im nächsten Moment aufzuspringen drohten. Es schien auf den ersten Blick auch keinerlei Besonderheiten zu geben, die sich als tödliche Fallen entpuppen mochten. Seltsam war dieser Ort dennoch.
    Und plötzlich entdeckte er etwas, das ihn vor Schreck leise aufschreien ließ. Die Flamme seiner Kerze war erstarrt. Sie verstrahlte nach vor Licht, aber jede Kerzenflamme in seiner Welt zitterte und flackerte - diese jedoch war völlig still und wie aus Stein gemeißelt. Victor hätte sie vor Schreck beinahe fallen lassen. Entsetzt starrte er sie an, für eine volle Minute, und konnte kaum glauben, was er sah. Es schien, als wäre die Zeit an diesem Ort stehen geblieben. Er selbst konnte sich nach wie vor bewegen, er atmete, lebte. Die Kerze aber war stumm und starr, auch wenn sie nach wie vor leuchtete. Dann sah er, dass ihr Licht von den Wänden völlig gleichmäßig reflektiert wurde, und das lenkte seinen Blick endlich auf die Umgebung, die er bislang noch nicht genauer hatte in Augenschein nehmen können.
    Victor hatte einen annähernd quadratischen Raum betreten, dessen kuppelförmige Decke in gewisser Weise ein Spiegelbild des seltsamen Labyrinths der Wege, Treppen und Brückchen draußen darstellte. Die Treppe hatte ihn neun oder zehn Ellen abwärts geführt, sodass sich die Decke nun etwa zwei Manneslängen über seinem Kopf befand. In der Mitte des Raumes befand sich ein flacher Sockel, auf dem eine große hölzerne Kiste stand, aber Victor schenkte ihr im Augenblick keine Aufmerksamkeit.
    Er hob seine seltsam leuchtende Kerze. Es gab in diesem Raum eine zweite Sache, die beunruhigend und rätselhaft war: Jene

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