Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
ihn
dabei mit schleimigen Tentakeln umwand, während er weiterhin
in rasender Geschwindigkeit wuchs, vermochte Cicon nicht mehr
an sich zu halten. Noch hinter Chast stehend, sank er auf die Knie
und übergab sich.
Es dauerte nur noch Sekunden, bis der Dämon fertig war. Er
fraß den schreienden Vandris regelrecht auf, Stück für Stück, und
schien daraus gigantische Kräfte zu beziehen. Cicon würgte und
spuckte, die beiden Drakken, die Chast begleitet hatten, waren
ein paar Schritte zurückgetreten und hatten die Waffen erhoben.
Chasts Lächeln war zurückkehrt, als der Dämon mit triefendem
Maul vor ihm stand, inzwischen mehr als fünfmal so groß, seinen
Ekel erregenden Leib hin und her wiegend, so als wäre die Fütterung noch nicht zu Ende und als warte er auf noch mehr Nahrung.
»Los, Cicon!«, sagte Chast leise, und zwinkerte seinem Helfer
schelmisch zu. »Er soll ein Jäger werden. Aber ich glaube, dazu
braucht er noch mehr an Nahrung. Er hat noch Hunger.«
Cicon, der am Boden kniete, das Gesicht gerötet, die Augen voller Tränen, heulte hilflos auf. »Los!«, brüllte Chast aus Leibeskräften. Einen Atemzug später packte eine unsichtbare Kraft den
wimmernden Cicon, zog ihn über den Boden, als wäre er an einem Tau festgebunden, und ließ ihn direkt in die Fänge und Klauen des gierig brüllenden Monstrums schlittern. Chast lachte auf,
als der Dämon sein entsetzliches Werk tat. Cicons Schreie verwandelten sich in ein Gurgeln und wurden bald von den malmenden Fressgeräuschen des Dämons übertönt. Dann war es vorbei.
Außer den Drakken war niemand mehr da, der das Grauen hätte
weitererzählen können, und obwohl selbst diese seelenlosen Kriegerwesen schockiert wirkten, würden sie niemals einen Ton darüber verlauten lassen, nicht einmal gegenüber ihren eigenen Kameraden. Chast wusste das, er konnte es spüren.
»War das genug, du verfluchte Bestie?«, rief er und hob in beschwörender Geste die Hände. Der Dämon heulte auf, während
ein knisterndes elektrisches Feld zwischen Chast und ihm entstand. Das Gesicht des Hohen Meisters war zu einer angestrengten Grimasse verzerrt, als er mit seinen Geisteskräften den Dämon in eine neue Form presste und ihm seinen Willen aufzwang.
Der Dämon schrumpfte, bis er wieder so groß war wie zuvor; nun
aber besaß er acht hässliche Spinnenbeine und einen gegliederten
Schwanz mit einem Giftstachel, während sich sein Kopf zu einer
monströsen menschlichen Visage mit einem zähnestarrenden
Maul verformte. Das verzerrte Gesicht trug unverkennbar die Züge Chasts.
»Bring mir das Mädchen!«, knirschte Chast, der von einer dämonischen Wut erfüllt war. »Und töte alle anderen!«
Seine Augen blitzten, ja, sie schienen regelrecht Funken zu
sprühen, als er der unsäglichen Bestie, die er aus stygischen
Kräften erschaffen und mit Strukturen der Ordnung gefüttert hatte, seinen Willen in die Glieder presste. Der Dämon heulte voll
mörderischer Gier auf und raste mit einer plötzlichen Geschwindigkeit zwischen den beiden Drakken hindurch davon, dass die
Echsenwesen überraschte Schreie ausstießen.
Chast aber schickte seiner Ausgeburt der Hölle einen hysterischen Triumphschrei hinterher.
16
Fertigungsmethoden
Ötzli konnte nicht anders – die Fahrt durch The Morha erfüllte
ihn mit Ehrfurcht. Eigentlich war er voll wütender Entschlossenheit hierher gekommen; er wollte dem Doy Amo-Uun sein Geheimnis entreißen und ein für alle Mal Klarheit in das Geschäft
bringen, auf das er sich eingelassen hatte. Doch was ihm der Doy
nun zeigte, erstaunte ihn über die Maßen. Es ließ ihn erschauern
angesichts der Errungenschaften und Möglichkeiten, die es im
Sternenreich des Pusmoh gab. Zum ersten Mal reiste er abseits
der riesigen Tunnel, in denen die Güterströme verkehrten – auf
einer luxuriös ausgestatteten Schwebeplattform und in Begleitung
des Doy Amo-Uun. Unversehens war ein gewisses Leben in die
sonst so starre Figur des Doy gekommen, er bewegte sich mit
vernehmlichen Schwüngen seines Körpers, gebrauchte sogar seine Füße, um über den Boden zu schreiten, und hob die Arme, um
hierhin und dorthin zu deuten. Dabei schien er auf geheimnisvolle
Weise geschrumpft zu sein; nunmehr kam sich Ötzli kaum mehr
kleiner als der Doy vor. Eine weitere Besonderheit bestand darin,
dass der Doy zum ersten Mal in Begleitung war: er hatte einen
dieser seltsamen Muunis bei sich. Die untersetzte, wurmartige
Kreatur mit den verdrossenen Gesichtszügen
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