Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
vorsichtig!« Victor warf ihr einen
wohlmeinend-tadelnden Blick zu, küsste sie auf die Wange und
eilte zusammen mit Jacko los. »Jetzt können wir nur noch hoffen«, sagte Alina zu Hochmeister Jockum, Matz und Hilda. Sie
nahm Marie wieder auf den Arm und drückte den Kleinen, der
immer noch vor lauter Schreck und Verwirrung schluchzte, an
sich. Innerlich zitterte sie. »So schlecht ist es um uns noch nie
gestanden.«
*
»Weg mit dir, du Versager!«, rief Chast zornig und stieß Vandris
von sich weg. Wütend packte er den Bolzen, der aus seinem
Oberschenkel ragte, atmete dreimal tief und schnell durch und
versuchte dann, ihn mit einem wütenden Aufschrei herauszureißen. Er schaffte es nicht.
Viel zu unentschlossen hatte er ihn angepackt, seine Hand glitt
ab, der Schmerz ließ ihn taumeln. Seine Knie knickten ein, er
stieß ein Gurgeln aus und klappte zusammen. Immerhin gelang
es ihm, das Bewusstsein nicht zu verlieren. Benommen kniete er
im Gras vor dem Drakkenboot und verfluchte den Umstand, dass
er sich gedanklich nicht von seiner früheren Oberschenkelwunde
trennen konnte – eine Wunde, die Rasnors Körper gar nicht besaß. Dennoch: der Bolzen fühlte sich an, als stecke er tief im
Narbengewebe seines Chast-Körpers fest, ihm wurde beinahe
schlecht bei dem Gedanken, noch einen Versuch zu unternehmen,
ihn dort herauszuziehen.
»Hoher Meister…«, jammerte Vandris verzweifelt, der es nicht
gewagt hatte, Chast diesen Dienst zu leisten.
»Verschwinde!«, knirschte Chast und stemmte sich mühsam auf
die Beine. Aus seiner Brustwunde sickerte noch immer Blut; mit
einer kurzen, entschlossenen Magie brachte er es zum Versiegen.
Das bereitete ihm zusätzliche Schmerzen. Er schwor sich, dieses
verfluchte Mädchen, das ihm die Verletzungen beigebracht hatte,
qualvoll zu töten. »Wo ist Cicon?«, brüllte er voll glühendem
Zorn, während sein Bewusstsein noch immer am Rande der
Ohnmacht trudelte. »Schafft mir diesen Cicon her!« Mühevoll
stemmte er sich in die Höhe.
Als er den Schwindel in seinem Kopf halbwegs besiegt hatte, erlangte er ein wenig Überblick über die Lage. Der Dämon war fort;
er hatte ihn zu einem kleinen Imp reduzieren müssen, einem winzigen Wesen, das irgendwo herumkroch und kaum mehr eine
Großmutter hätte erschrecken können. Für das, was er vorher
gewesen war, dieses riesige Ungeheuer, hatte es hier einfach zu
wenig Nahrung gegeben. Immerhin hatte Chast auf diese Weise
die dämonischen Dunkelwesen hier halten können, und die machten nun zusammen mit den Drakken Jagd auf seine Feinde. Cicon, den sein Ruf offenbar erreicht hatte, kam über die Wiese zu
ihm geeilt. »Zwei haben wir erwischt, Hoher Meister!«, erklärte er
atemlos, als er Chast erreicht hatte. »Zwei und diesen Drachen.
Der Rest ist uns für den Augenblick leider entkommen. Aber wo
das kleine Mädchen ist, wissen wir. Ungefähr jedenfalls.«
»Was?«, schnappte Chast. »Ungefähr? Was soll das heißen?«
Cicon druckste unsicher herum. Seinem echten Hohen Meister
wieder zu begegnen schien ihm allen Mut zu nehmen – der schon
früher nicht überragend gewesen war. »Sie… sie haben sich versteckt. Aber wir wissen wo. Unten, an dem kleinen See am Wasserfall, in einer Felsspalte. Hellami, das kleine Mädchen und dieser dickliche Magier.«
»Na und? Warum holt ihr sie da nicht heraus?« Cicon starrte
Chast wortlos an, als wäre etwas gänzlich Unmögliches von ihm
verlangt worden, etwas, das weit jenseits seiner Fähigkeiten lag.
Chast stieß ein wütendes Knurren aus und setzte sich in Bewegung hinkend, denn der Bolzen im Fleisch seines Oberschenkels
sandte Wogen von Schmerz durch seinen Körper.
»Ich werde das Gör selbst da rausholen«, kündigte er wütend
an. »Und diese verfluchte Hellami werde ich ein für alle Mal töten.
Wer nicht mit ihr sterben will, der soll mir bloß aus dem Weg gehen, Versagerpack! Los, zeigt mir, wo das ist!«
Cicon schluckte, suchte Blickkontakt mit Vandris, der jedoch
ebenso verzagt wirkte, wie er selbst sich fühlte. Mit pochendem
Herzen nickte er Chast zu, wandte sich um und eilte voraus. Der
Hohe Meister hinkte ihm mit verzerrtem Gesichtsausdruck hinterher, bei jedem Schritt ein schmerzvolles Keuchen ausstoßend. Sie
überquerten die Dorfwiese, liefen einen kleinen Hügelrücken hinauf, passieren mehrere Hausruinen und erreichten das Ufer des
kleinen Sees unterhalb des Wasserfalls. Von oben hingen die abgerissenen Reste einer Hängebrücke herab, das Rauschen
Weitere Kostenlose Bücher