Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
zögerte. Munuels herrisches Auftreten schien ihn
zu beeindrucken. »LiinQour«, sagte er. »Du kommst mit, LiinQour!«, verlangte Munuel scharf und deutete auf die Plattform.
»Was?«, stieß der Drakken hervor.
Munuels Miene verfinsterte sich noch mehr. »Willst du deinen
Doy verlieren?«, bellte er. »Willst du, dass wir diesen Turm zerstören? Wenn du nicht augenblicklich gehorchst, werden wir genau das tun, verstanden?« Roya war leicht schockiert von der
Heftigkeit von Munuels Auftreten, aber sie verstand immer mehr
die Notwendigkeit, dem Gegner vorzuspielen, dass sie die volle
Kontrolle über die Situation besaßen. Als sich der Offizier widerstrebend fügte und mit bissiger Miene über die kleine Treppe auf
die Plattform schritt, beschloss sie, ihren und Munuels Auftritt
noch einschüchternder zu gestalten. Sie deutete hinab auf den
Muuni-Wurm, der zu dem Drakken zu gehören schien. »Das Biest
kommt mit!«, forderte sie mit scharfer Stimme.
Ein seltsames Erschauern ging durch die Reihen der Drakken.
Es schien beinahe, als wären sie alle ein wenig zurückgetreten,
als stünde der Muuni nun allein vor Roya, voller Angst, ganz klein
und unwichtig, und als wäre er doch wieder eine bedeutungsvolle
Persönlichkeit…
Etwas wie Peinlichkeit überfiel Roya, das Gefühl, als hätte sie
vor Zuschauern ein Tier gequält. Sie versuchte es mit Härte zu
überdecken. »Los!«, rief sie dem seltsamen Wesen entgegen.
»Du verstehst mich doch! Herauf mit dir!« Sie wies mit fordernder Geste vor sich auf den Boden der Plattform.
Die Spannung hielt an. Alle Drakken starrten den Muuni-Wurm
an, so als wagten sie nicht, ihn zu berühren oder Royas Befehl
Folge zu leisten, indem sie das Wesen nahmen und auf die Plattform stemmten. Dass der Wurm nicht so ohne Weiteres würde
heraufkommen können, war klar. Er wirkte fettleibig und körperlich ungeschickt, seine Beinchen waren kurz und nicht sehr kräftig. Ein paar seltsam menschliche Züge glaubte Roya nun in seinem Gesicht zu erkennen, es stieß sie ab, auf welch weinerliche
und wehleidig-depressive Art sie das Wesen anglotzte, so als hätte sie etwas monströs Grausiges von ihm verlangt.
Roya wurde es zu bunt. Sie schloss kurz die Augen, suchte nach
einer passenden Verwebung im Vorrat ihrer magischen Tricks und
manifestierte eine kleine Levitarions-Magie direkt über dem Muuni. Das Wesen quietschte gequält, als sie es schroff in die Höhe
hob und in ihre Richtung schweben ließ. Sie führte ihre Aktion mit
wütender Miene und geballten Fäusten durch, was ihr offenbar
den angstvollen Respekt der umstehenden Drakken einbrachte, in
Wahrheit aber gar nicht ihrem Empfinden entsprach. Sie kam sich
grob und gemein vor, selbst diesem dummen, hässlichen Wesen
gegenüber. Augenblicke später befand er sich neben seinem
Drakken-Herrn, dem LiinQour, auf der Schwebeplattform. Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck aus Angst, Empörung und
Selbstmitleid starrte er sie an. Munuel hatte die Szene mit verwunderter Miene mitverfolgt, wobei seine Sicht mithilfe des Inneren Auges ihm sicher nur einen Teil dessen gezeigt hatte, was in
den Gesichtern der Beteiligten vor sich gegangen war. Er wandte
sich den Drakken zu, die vor ihm standen, und deutete nach
links, wo sich in zwanzig Schritt Entfernung seine Freunde und
Ötzli verschanzt hielten.
»Ich stehe mit Lakorta in Verbindung! Mittels Magie, versteht
ihr? Euer LiinQour und ich werden jetzt etwas holen, und ich warne euch davor, uns irgendwie aufhalten zu wollen. Wenn wir nicht
unbehelligt bleiben, wird Lakorta es sofort wissen, und dann wird
euer Doy Amo-Uun sterben. Danach wird dieser Turm zu Staub
zerfallen. Verlasst euch drauf – Lakorta ist dessen mächtig!« Keiner der Drakken erwiderte etwas. Munuel zog sich vorsichtig zurück, trat dann rasch über die kleine Treppe auf die Plattform und
baute sich vor dem Drakken-Offizier auf. »Du steuerst diese Plattform. Los jetzt!«
Der Drakken erschauerte; sein Muuni-Wurm hatte sich in die
äußerste Ecke der Plattform zurückgezogen.
»Wo fliegen wir hin?«, fragte der Drakken steif. »Erst einmal
raus hier. Den Rest sage ich dir dann. Wir sind bald wieder zurück. Wenn du keine Dummheiten machst, wird niemandem etwas geschehen. Dann kannst du mit deinem hässlichen Wurm
wieder zu deinen Soldaten zurückkehren.«
Roya stand bei einer der Haltestangen, krallte sich an ihr fest
und hoffte, dass sie noch lange genug leben würde, um das mitzubekommen.
*
Als die Faiona
Weitere Kostenlose Bücher