Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
hob sie hoch wie ein Püppchen und küsste sie auf beide Wangen. »Du bist ein Genie!«, jubelte er. »Unglaublich! Sandy! Du bist sicher, dass seither kein anderes Schiff hier gewesen
sein kann? Ein Kurierschiff mit Nachrichten, die jünger sind als
drei Wochen?«
»Die Wahrscheinlichkeit liegt bei unter null Komma eins Prozent, Sir, wie ich schon sagte. Soll ich den Ruf zu Taurus Eins
jetzt beantworten? Es ist bereits die dritte Anfrage.«
»Ja, Sandy. Bezeichne uns als Sondermission der Hohen Galaktischen Kirche und sag, dass der Pontifex Maximus persönlich an
Bord ist. Bitte um Andock-Erlaubnis und um eine Unterredung mit
dem Kommandanten, da wir in einer wichtigen Sache seine Hilfe
benötigen.«
25
Inferno
Es war ein riesiges Glück, dass die beiden Malachista nacheinander durch die große Öffnung in der Deckenkuppel der Halle
der Urdrachen hereinkamen. Dies war der Eingang, an dem sich
noch keiner der Freunde befand, denn sie hatten vorgehabt, zuerst die drei anderen mit ihren Magien zu verschließen.
Der zweite Glücksfall bestand darin, dass der erste Malachista,
dessen Schreie die beiden anderen herbeigelockt hatten, nicht
mehr zu sehen war. Er musste sich tief in den unergründlichen
Wassern des Sees in der Halle des Urdrachen befinden, was auch
immer dort aus ihm geworden war. Die beiden Malachista fanden
zu der Zeit, da sie voller Wut und Mordlust in die Halle eintauchten, weder einen der ihren in Not noch ein erkennbares Ziel vor.
Die Menschen mit den Baumdrachen waren viel zu klein, und die
Halle war viel zu dunkel, als dass die Malachista sie hätten sehen
können.
»Versiegelt die Öffnungen!«, hörten Ullrik und Zerbus den Ruf
des Hochmeisters. »Macht sie zu!«
In diesem Moment geschah das Fatale: Zerbus, der nur wenig
Erfahrung im Kampf hatte und sehr nervös war, setzte die Webfäden seiner Magie über sich an und schloss sich, Victor und Marina auf diese Weise zusammen mit den Malachista in der Halle
des Urdrachen ein. Bis Victor merkte, was Zerbus tat, war es zu
spät.
»Zerbus!«, rief er und deutete nach oben, »bei allen Dämonen... wie sollen wir jetzt hier heraus kommen?«
Mit entsetzten Blicken sah der Bibliothekar des Cambrischen
Ordens nach oben, erkannte seinen Fehler. Nicht weit, schräg
über ihren Köpfen, spannte sich ein fahles Leuchten durch den
gewaltigen Durchlass, es war wie eine hauchfeine Membran, die
von gelb-orangefarbenen und grünen Lichtwellen durchflutet wurde, wie die Ausläufer von Meereswellen, die einen flachen Strand
heraufspülen und im Sand versickern. Hochmeister Jockum hatte
ihm diesen Schlüssel beigebracht, eine komplizierte Verwebung
der siebten Iterationsstufe, fast an der Grenze dessen, was Bruder Zerbus zu leisten imstande war. Die Magie war ihm gelungen,
und da die Malachista über keine eigenen Magien verfügten, würde sie halten und die Riesendrachen daran hindern, diesen Zugang zu durchdringen.
Aber das Gleiche galt auch für sie.
Victor suchte mit Blicken die beiden anderen großen Öffnungen.
Auch in ihnen leuchteten nun blass die Barrieren, und schon hatten die beiden Malachista die magischen Erscheinungen ebenfalls
entdeckt.
Mit einem infernalischen Röhren, das die Nerven der drei Eingeschlossenen flattern ließ, änderte einer der beiden seinen Kurs
und kam heraufgeschossen – glücklicherweise nicht zu ihrem
Durchlass, dem nordwestlichen, sondern zu dem nach Osten führenden. Was passieren würde, wenn einer der Malachista gegen
eine der Barrieren stieß, wussten sie nicht.
Es war eine rotbraune Bestie, die in voller Fahrt gegen die Barriere raste. Victor erschien es, als pralle der Riesendrache gegen
eine bewegliche Wand, die für Momente etwas nachgab, dann
aber wieder in vollem Maß ausfederte und den Malachista, begleitet von einer heftigen, magischen Entladung, wieder zurückstieß.
Die Bestie brüllte auf, Knochen krachten, der Leib des Riesen verformte sich dabei so sehr, dass Victor die Hoffnung erfüllte, er
werde sich tödlich verletzen. Doch dann war es schon vorbei; der
Malachista war zurück in die Halle geschleudert worden, er brüllte
wie irr, wand sich in Raserei durch die Luft, fing sich aber nach
kurzer Zeit wieder.
Dann kam der andere; sein Körper war von einer dunklen, eher
gelb-grauen Schattierung. Er raste in Richtung der nördlichen
Öffnung, durch die sich Hochmeister Jockums Barriere spannte.
Das Schauspiel war das gleiche – mit brutaler Gewalt wurde der
riesige Drache
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