Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Fluchtweg zu finden.
Die Plattform durchquerte Tunnel überall und Hallen, waren im
Laufschritt bewaffnete Drakkentrupps unterwegs, und die ruhige,
weiße Beleuchtung des Schiffsinneren war von dem Flackern und
Blinken roter Warnsignale durchbrochen. Immer wieder kamen
sie durch Bereiche, in denen unangenehm laute Alarmhupen tröteten. Endlich erreichten sie die Brücke. Das große Brückenschott
glitt zischend zur Seite, die Schwebeplattform verlangsamte und
hielt auf etwa halbem Weg zu Rasnors Thronsaal an. Diese lächerliche Ansammlung von feinen Möbeln inmitten dieses monströsen Kommandoraums erregte beinahe Lucias Zorn – der Anblick war fast ebenso grotesk wie der Rasnors mit seinem Bolzen
im Hirn. Sie hatte gute Lust, ihn zu verspotten, diesen kleinen
Dreckskerl, den sie noch nie hatte ausstehen können… obwohl es
da eine wahrhaft seltsame Sache gab.
Während sie mit betont aufreizendem Gang auf sein Domizil zuschritt – sie gefiel sich ausnehmend gut in dieser hautengen futuristischen Kluft in Dunkelgrau, die Sash ihr angepasst hatte –,
überlegte sie, was mit Rasnor los sein mochte. Er hatte sich
grundlegend verändert. In ihm schien nicht mehr der kleingeistige, linkische Feigling von früher zu stecken, sondern ein seltsam
gewandter, charismatischer, neuer Mann. Hätte da nicht dieser
bizarre Bolzen aus seiner Stirn geragt und hätte er nicht seit Tagen diese blutbesudelte Robe getragen, sondern anständige, saubere Kleider, hätte sie sich sogar ein wenig für ihn interessieren
können.
Im Augenblick hatte er Besuch: Sie konnte zwei Drakkenoffiziere erkennen, die einen einzelnen großen Mann eskortierten, der
zwischen ihnen stand. Rasnor schien sehr wütend zu sein. Lucia
spitzte die Ohren.
»… hätte ich mir denken können!«, brüllte Rasnor in Richtung
seines Besuchers. »Und jetzt wollen diese lächerlichen Versager
auch noch meine Truppen als Unterstützung? Um dieses Pack
wieder aus den Höhlen zu verjagen? Das ist wohl als ein Witz
gemeint, oder?«
»Nein, Herr, nicht als Witz. Ich habe den Auftrag, Euch um…«
»Nichts da!«, rief Rasnor und schnitt seinem Gegenüber das
Wort mit einer wilden Handbewegung ab. »Unser Abkommen ist
null und nichtig! Geh und sag ihnen das. Sag ihnen, dass ich sie
für eine Bande jämmerlicher dummer Flattertiere halte und dass
ich sie abschießen lassen werde, sollte je einer von ihnen in die
Reichweite meiner Schiffe geraten. Sag ihnen das, hast du verstanden?«
»Aber Herr…!«
Rasnor deutete mit einer herrischen Bewegung in die Richtung,
aus der Lucia kam. »Und nun verschwinde! Los, los! Hau ab, bevor ich es mir anders überlege und dich in Stücke reiße, du Unterhändler einer Sippe von Feiglingen und Versagern!«
Der Mann machte, dass er davonkam; wenige Herzschläge später schon rannte er an Lucia vorbei auf das große Brückenschott
zu, ihr einen kurzen Blick aus panischer Miene zuwerfend. Lucia
blieb kurz stehen und sah ihm hinterher.
»Lucia!«, hörte sie kurz darauf Rasnor rufen.
Sie wandte sich um und sah ihn, wie er mit geöffneten Armen
dastand, wie ein gütiger Vater, und sie verspürte kurz den verwirrenden Impuls, sich in seine Umarmung zu begeben. Empört über
sich selbst, kämpfte sie diesen Impuls nieder und trat mit einem
unverbindlichen Lächeln weiter auf Rasnor zu.
»Hoher Meister«, hauchte sie freundlich, als sie ihn erreichte.
Augenblicke später stellte sie überrascht fest, dass die Umarmung, kurz, warm und herzlich, dennoch stattgefunden hatte.
Verwirrt löste sie sich von Rasnor.
»Wie geht es dir, Kind?«, fragte er mit einem gütigen Lächeln.
Lucia bemühte sich, ihre Verstörtheit zu verbergen. »Danke,
gut, Hoher Meister. Warum habt Ihr mich rufen lassen?«
»Oh, ich wollte nur ein wenig mit dir plaudern. Über mögliche
Dinge, die wir in der Zukunft… was ist denn nun schon wieder?«
Die letzten, unwirsch hervorgestoßenen Worte Rasnors waren
an einen weiteren Drakken gerichtet, der vom Brückenschott
kommend, zu ihnen gerannt war. Er hielt jedoch nicht bei Rasnor
an, sondern eilte an ihm vorbei und salutierte vor den beiden
Drakkenoffizieren, die noch immer in Rasnors Nähe standen. Ein
kurzer, in der seltsamen Echsensprache der Drakken gezischter
Wortwechsel fand statt. Dann salutierte der Drakkensoldat wieder
und eilte davon.
Die beiden Offiziere begannen leise und aufgeregt miteinander
zu reden und hoben dann die Arme, um kleine Geräte an ihren
Unterarmen zu bedienen;
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