Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
hinschleppen, und das ist eigentlich unmöglich.«
»Das heißt, wir könnten dieses Drakkenschiff ein für alle Mal
loswerden?«
Laura nickte. »Ja. Ich glaube, das ist zu schaffen. Ich brauche
nur ein paar Stunden Zeit und möglichst keine Drakken, die währenddessen auf mich schießen. Wenn wir’s geschafft haben, hauen wir einfach ab.« Sie klopfte wieder auf die Beule in ihrem Beutel – das Ei.
Yo nickte entschlossen. »Das schaffen wir! Woher sollen die
Drakken ahnen, was wir hier vorhaben? Wahrscheinlich denken
sie, wir wollen ihnen nur wieder eine Ladung Salz vorbeibringen.«
*
Unsicher sah sich Lucia um, während ihre Schwebeplattform mit
dem Drakkensoldaten am Steuer durch die leeren Gänge des riesigen Schiffes huschte.
Warum man sie aus dem tiefsten Schlaf geweckt hatte, wusste
sie nicht; der Drakken hatte ihr nur mitgeteilt, Rasnor wünsche
sie zu sehen. Ihr Herz pochte leise. Alles, was sie in den letzten
beiden Wochen erlebt hatte, war allzu verwirrend gewesen. Beinahe wünschte sie sich zu Ötzli zurück.
Sash hatte sich leider als ein unangenehm herrischer Typ erwiesen. Anfangs hatte sie den Sex mit ihm und auch seinen weltmännischen Stil genossen, und sie hatte auch unerwartet viel
Gefallen daran gefunden, ihn mit der Ausstrahlung ihres Körpers
zu beherrschen. Aber möglicherweise hatte sie das übertrieben.
Ab irgendeinem Punkt war es ins Gegenteil umgeschlagen: Sash
hatte ihre Herrschaft abgeschüttelt, offenbar als er gespürt hatte,
dass er in die Abhängigkeit ihres schönen Körpers abzugleiten
drohte. Nun nahm er sich einfach, was er haben wollte, offenbar
in dem Wissen, dass sie sich ihm nicht entziehen konnte. Sie hatten beide für Ötzli eine Mission zu erfüllen, und es gab keine Möglichkeit der Flucht für sie. Noch war Sash nicht allzu grob geworden, aber sie glaubte inzwischen, dass er sie kurzerhand vergewaltigen würde, sollte sie sich seinen Wünschen ernsthaft widersetzen. In ihrem Bauch rumorte seitdem ein höchst unangenehmes Gefühl.
Die Nachrichten über Revolten und Aufstände, die nun überall
aus dem Sternenreich kamen, beunruhigten sie zusätzlich. Wenn
die Macht oder die Position Ötzlis brach, war sie verloren, sie
würde sich nur einem wie Sash anhängen können, um seine Gespielin zu sein, viel mehr Möglichkeiten hatte sie nicht. Das belastete ihr Bauchgefühl zusätzlich.
Was ihre derzeitige Aufgabe anging, kam eine weitere Verwirrung hinzu. Rasnor befand sich in einem völlig grotesken Zustand, drei Armbrustbolzen steckten in seinem Leib, einer davon
in seinem Kopf, und er hatte gerade eine wichtige Schlacht in der
Höhlenwelt verloren, wie ihr einer der Bruderschaftler zugeflüstert
hatte. Seine Position wankte, und da war nur noch eine vage
Hoffnung auf einen Sieg durch seine seltsamen Verbündeten, diese Abon’Dhal. Lucia befürchtete, mit schlechten Nachrichten zu
Ötzli zurückkehren zu müssen – eine weitere dumme Sache, die
ihr Bauchrumoren nur noch verstärkte.
Was sollte sie tun? Wohin sich wenden? Nirgends schien ein
Platz für sie zu sein, wo sie doch gerade dabei gewesen war, die
Macht ihres schönen Körpers zu entdecken, mit dem sie sich Zugang zu den Herzen wichtiger, einflussreicher Männer verschaffen
konnte. Sie hatte sogar noch einen zusätzlichen Weg entdeckt,
nämlich den ihres Geistes, denn sie hatte sich bei Ötzli als scharfsinnig und klug präsentieren können. Aber um die Kräfte ihres
Geistes einsetzen zu können, musste sie erst einmal wieder bei
jemandem unterkommen. Am liebsten bei einem Mann mit dem
Einfluss Ötzlis, dem Körper Sashs und dem Reichtum Rasnors –
natürlich immer die jeweilige Bestform dieser drei Männer vorausgesetzt. Im Augenblick jedoch war bei keinem der drei etwas
zu holen. Die Schwebeplattform hatte einen langen Tunnel durchquert, und inzwischen war es mit der Ruhe vorbei. Die Gänge und
Hallen der MAF-1 waren nicht länger still und leer. Alarmhupen
hatten eine Weile getrötet, nun waren überall bewaffnete Drakkentrupps unterwegs, und die Atmosphäre auf dem Riesenschiff
hatte sich von angespannter Ruhe zu offenem Aufruhr gewandelt.
Lucia fühlte, wie sich das Rumoren in ihrem Bauch langsam in
Übelkeit verwandelte. Etwas sagte ihr, dass die Welt um sie herum im Begriffstand umzukippen. Dass sich in Kürze alles ins Gegenteil verkehren würde und dass sie jämmerlich und unweigerlich sterben würde, sollte es ihr nicht sehr rasch gelingen, einen
wirklich aussichtsreichen
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