Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
»Da kommen sie schon.«
Zwei Männer hatten die Tür durchschritten, beide mit Waidmannskapuzen über dem Kopf. Der linke war Marko, das war sofort zu erkennen, aber Victors kräftige Figur und seinen typischen
Gang erkannte Ullrik ebenfalls gleich.
Kurz darauf saßen sie am Tisch und streiften die Kapuzen herunter. Victor hatte sich nach innen, zur Wand hin gesetzt, abseits des Fensters, wo es etwas dunkler war. Er trug einen kurzen
Vollbart, der ihn jedoch kaum veränderte.
»Victor!«, flüsterte Ullrik. »Du bist tatsächlich hier!
Wie hast du uns gefunden?«
Victor sah sich kurz in der Schenke um, aber es war niemand in
der Nähe, der hätte lauschen können. »Wir treiben uns schon den
ganzen Vormittag auf dem Marktplatz herum. Da haben wir dich
gesehen.« Seine Blicke waren wandten sich ernst, Laura zu. »Wer
ist denn deine Begleiterin?«
»Eine lange Geschichte, eine sehr lange.« Ullrik zögerte, suchte
nach Worten, um zu beschreiben, was jeder gewöhnliche Zuhörer
als blanken Unsinn abgetan hätte.
»Laura stammt… nun, sie ist nicht von hier. Nicht aus der Höhlenwelt.«
Victor hob verwundert die Augenbrauen, sah kurz zu Marko,
dessen Miene ebenfalls Erstaunen spiegelte. »Nicht aus der Höhlenwelt?«
Ullrik schüttelte den Kopf. »Nein, Victor. Es klingt verrückt,
aber… sie stammt von einer fremden Welt. Einer Welt, auf die es
mich verschlug, als ich Azrani und Marina suchte.« Nun sackte
Victors Kinn ein wenig herab, er tauschte mit Marko betroffene
Blicke. Die Augen der beiden wanderten zwischen Ullrik und Laura
hin und her.
»Von einer fremden Welt?«, fragte Marko. »Die Pyramide bringt
einen zu… fremden Welten?« Ullrik seufzte erleichtert. »Den Kräften sei Dank. Dass ihr von den Pyramiden wisst, bedeutet, dass
Hellami und Cathryn heil zu euch zurückgekehrt sein müssen.«
Victor nickte. »Ja, das sind sie. Und ihr beide ja nun auch –
aber was ist mit Azrani und Marina? Dass du sie gesucht hast,
wissen wir. Hast du sie denn gefunden?«
Ullrik erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln. »Ja. Wir sind alle
wieder hier, heil und gesund. Auch die beiden Drachen, Tirao und
Nerolaan. Und eben… Laura.«
Victors Blicke wanderten zurück zu dem Mädchen. Eine Weile
betrachtete er es, dann nickte er bedächtig. »Wir haben ja damals schon durch die Drakken erfahren, dass es noch andere
Menschenvölker geben muss – jenseits der Höhlenwelt, dort
draußen im All. Spricht sie denn unsere Sprache?«
Laura nickte brav. »Ja. Das tue ich. Noch nicht ganz gut, aber
ich lerne.«
Alle am Tisch lächelten, und wieder empfand Ullrik Stolz auf sie.
Er legte den Arm sanft um ihre Schultern. »Laura ist ein kleines
Genie. Sie hat große Taten vollbracht.«
Laura senkte beschämt den Blick und knuffte ihn in die Seite.
Ullrik seufzte zufrieden. »Glaubt mir, es war eine aufregende
Reise, lang und ausgesprochen ereignisreich.«
»Da bin ich aber gespannt«, nickte Victor und deutete auf Ullriks Bauch. »Es muss auch anstrengend gewesen sein. Du bist
ganz schön dünn geworden.«
Das lenkte Ullriks Blick unwillkürlich auf Marko, der ihm sogleich
abwehrend die Hand anbot. »Tut mir Leid, das mit dem Dickerchen. Ich hab ein loses Mundwerk. Verzeihst du mir?«
Ullrik ignorierte die Geste und schöpfte stattdessen neue Kraft
daraus, dass Laura sich an ihn schmiegte und somit zu verstehen
gab, zu wem sie gehörte. Marko zuckte seufzend mit den Schultern und zog die Hand wieder zurück. Ullrik gestand ihm mit einem Brummen ein knappes, leicht versöhnliches Nicken zu, verzierte es jedoch mit einem warnenden Blick. Marko nickte zurück,
als hätte er verstanden.
»Pyramide!«, wiederholte Victor. »Du sprachst in der Mehrzahl.
Gibt es denn mehr als eine?«
Ullrik nahm den Arm wieder von Lauras Schultern und langte
nach einem Stück Rettich. »Ja. Obwohl – hier in der Höhlenwelt
wissen wir nur von einer. Aber es müssen mehr sein. Azrani war
als Erste von uns unterwegs. Wir hatten dieses meilengroße Bauwerk auf Veldoor entdeckt. Die Mädchen wollten es erforschen…«
Er hob eine Hand. »Ach, ich muss mich kurz fassen – fürs Erste.
Allein mit dem, was wir in Veldoor erlebten, könnte man einen
Abend füllen. Jedenfalls verschwand Azrani vor Marinas Augen.
Diese Pyramide besitzt magische Kräfte – oder etwas in dieser
Art. Kräfte, die einen von hier fortreißen und an völlig andere Orte bringen. Fremde Welten, ohne Stützpfeiler und Felsenhimmel.
Azrani und Marina haben zwei davon
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