Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
verrätst, bin ich tot und mein Meister dazu.«
Hilda lachte und schüttelte den Kopf. »Wir Frauen sind schon ein eigenes Volk!«, sagte sie heiter. »Was tun wir nicht alles für unsere Schönheit, was? Wir verraten Land und Leute!«
Leandra schluckte, als ihr klar wurde, dass Hilda verdammt Recht hatte.
Hilda bemerkte ihren Gesichtsausdruck. »Nein, Kindchen, so war das Wort Verrat nicht gemeint! Ich meinte eher vertratschen! Haha!«
Das tröstete Leandra nur unwesentlich.
Hilda beugte sich verschwörerisch herbei. »Aber wir beide zählen zu den klugen Frauen!«, erklärte sie mit Bestimmtheit. »Wir sagen Geheimnisse nur dann weiter, wenn sie wirklich sicher aufgehoben sind!« Sie richtete sich feierlich auf. »Du kannst dich auf mich verlassen. Ich sage keiner lebenden Seele etwas. Nicht Bert, nicht meiner besten Freundin und nicht mal dem Shabib, wenn er persönlich hier erschiene!«
Leandra atmete ein wenig auf und nickte dankbar für dieses Bekenntnis. »Und nun?«
»Nun?« Hilda lief unruhig hin und her, dann warf sie in hilfloser Geste die Arme in die Luft. »Nun ... nun ...
schenke ich dir das verdammte Ding!«
Leandra schoss in die Höhe. »Waaas?«
Hilda blieb stehen und musterte sie mit in die Hüften gestemmten Fäusten. »Ja, du hast richtig gehört! Und nimm es lieber an, bevor ich es mir anders überlege!«
Leandra war völlig verdattert und ließ sich auf den Stuhl sinken. »Aber Hilda! Das sind achthundert Forint ....«
»Meine achthundert Folint!«, rief sie mit erhobenem Finger. »Mir gehört die Hälfte von allem hier, und diese achthundert habe ich damals von meinem Geld bezahlt, hörst du?« Sie winkte ab. »Eine verdammte Schwäche - Bert hat mich oft genug dafür gescholten. Eitelkeit, du verstehst schon. Ha! Stell dir vor, ich habe tatsächlich geglaubt, ich könnte mit meinen zweiundfünfzig Jähr-chen noch mal so viel abspecken, dass mir das Ding passt!«
Leandra lächelte verkniffen.
Hilda betrachtete sie. »Bei deiner schönen Figur wäre es ein Jammer, wenn es nicht von dir getragen würde. Es würde sonst nur in meiner Truhe verstauben.« Sie winkte ab. »Es könnte sich ohnehin niemand leisten! Und dir könnte es tatsächlich einmal gute Dienste leisten, wenn das stimmt, was du mir erzählt hast!« Ihr Blick war streng geworden.
Leandra wagte nicht, einen Ton zu sagen.
»So, und nun nimm Haltung an, Kind. Du sitzt da wie ein Häufchen Unglück! Zeig deine Figur und erweise dich dieses Schmuckstücks würdig!«
Leandra musste auflachen. Die alte Frau war ihr so sympathisch, dass sie auf sie zuging und sie in die Arme nahm. »Danke, Hilda!«, sagte sie. »Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe, wirklich!«
Sie hob den Kopf. »Tatsächlich?«
Leandra wusste, was sie meinte. Das schönste ... materielle Geschenk natürlich. Sie dachte an ihre Stunden mit Hellami - da würden alle Tharuler Kettenhemden, die es auf der Welt gab, nie heranreichen. »Vor kurzem erst habe ich ein noch schöneres bekommen, aber das erzähle ich dir jetzt nicht.«
Hilda grinste. »Ist auch nicht nötig, ich kann es mir ohnehin denken!«
Dann wandte sie sich um und machte sich an der Truhe zu schaffen. Sie förderte weitere Sachen zutage.
»Du willst mir auch noch die Lederkleidung geben?«, rief Leandra.
»Natürlich, die brauchst du! Das Kettenhemd fühlt sich jetzt warm an, aber bei kaltem Wind wirst du dich wundern! Außerdem ist die Kleidung, wie ich schon sagte, metalldurchwirkt. Sie schützt deine Arme und Beine, den Hals und die Füße. Nur ein Helm gehört nicht dazu.«
Leandra probierte die Sachen an und fand sie von außergewöhnlicher Qualität. Das Leder war weich und haltbar mit metallischen Fäden unter der Oberfläche. An im Kampf empfindlichen Stellen wie den Schultern, Oberarmen, Schenkeln und Knien glänzten stärker metalldurchwirkte Stellen leicht hervor. Als sie zuletzt den ledernen Wams darüberzog, fand sie sich in fast schlichter Kleidung wieder. Nichts Besonderes deutete darauf hin, was die Rüstung tatsächlich barg.
Ein näherer Blick würde natürlich jedem, der auch nur ein wenig von Kleidern verstand, sofort sagen, dass die Sachen von erlesener Qualität waren. Die Nähte und Säume waren mit metallischen Fäden gefasst, das Leder an jeder Stelle von hervorragender Beschaffenheit. Dann fielen ihr Hellamis Worte ein. Wenn es irgendwo in dieser Welt eine Festung gab, die man anziehen konnte, dann war es diese Rüstung.
Hilda betrachtete
Weitere Kostenlose Bücher