Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
was?«, fragte sie und deutete auf einen zierlichen Degen.
»Zweihundertachtzig Forint«, sagte Hilda bedauernd.
»Aber es ist einer der teureren. Dieser da«, sie deutete auf einen Degen von schlichter Form, »kostet nur einhundertneunzig.« Sie seufzte. »Immer noch der Verdienst eines halben Jahres.«
In diesem Moment aber zog etwas anderes Leandras Blicke auf sich. »Was ist das?«, fragte sie und deutete auf ein hell im Licht strahlendes Objekt, das an der Seite hing.
»Ein Kettenhemd«, erklärte Hilda. »Ein wahres Kunstwerk. Es besteht aus über dreitausend einzelnen Gliedern - jedes nur so groß wie ein kleines Kupferstück und nur ein Zehntel so leicht. Bester Tharuler Stahl.«
Leandra streckte fasziniert die Hand danach aus. Das Material war beinahe so leicht wie ein schwerer Wollstoff und hatte auf eine seltsame Weise die Geschmeidigkeit eines seidenen Hemdes. Sie stöhnte leise auf.
Hilda betrachtete sie seit einer Weile. »Gefällt es dir?«, fragte sie.
Leandra nickte eifrig.
Plötzlich fing Hilda an zu strahlen. »Gib acht, Kindchen!«, rief sie aus und drehte sich um. Sie wandte sich einer großen Truhe zu, öffnete sie und begann darin herumzuwühlen. »Ich hab da ein Stück, das wäre ... ja, das wäre wirklich eine Sache ...!«
Sie richtete sich wieder auf und hielt ein weiteres Kettenhemd hoch. Es schien leicht zu sein wie ein gewöhnliches Hemd. »Schau mal. Wie gefällt dir das?«
Leandra betrachtete es, konnte sich aber die Form nicht recht vorstellen.
Hilda verzog das Gesicht. »Nicht, dass ich es dir verkaufen wollte, nein, es wäre viel zu teuer und ... ach was!
Möchtest du mir einen Gefallen tun, Mädchen?«
Leandra hob lächelnd die Schultern.
»Das ist eine Rüstung, die mal einer besonderen Dame gehört hat. Es ist ein wirklich unglaubliches Stück. Ich habe mir immer gewünscht, es mal tragen zu können, aber...« Sie hob lächelnd die Arme und klatschte sich dann auf die prallen Hüften. »Aber du hast eine gute Figur! Willst du es mal anziehen, nur für mich? Ich möchte so gern mal sehen, wie es aussieht!«
Leandra lachte leise. »Ja, warum nicht?«
Sie begann ihren neu erstandenen Lederwams zu öffnen und schob sich mit der Hacke den einen Stiefel davon.
»Schämst du dich, dich vor mir auszuziehen?«, fragte Hilda. »Es ist nämlich so, man trägt es auf der nackten Haut. Du wirst es vielleicht nicht glauben, Kindchen, aber dieses Material ist geradezu magisch!«
Hilda hatte einen schwärmerischen Ausdruck in den Augen und betrachtete glücklich das Kettenhemd. »Ja, ich glaube, du hast genau die richtige Figur dafür!«
Leandra hatte ihre Scheu, sich unbekleidet vor anderen Frauen zu zeigen, vor drei Tagen abgelegt. Sie kletterte aus ihren Kleidern und stand gleich darauf nackt vor Hilda.
Die Frau seufzte schwärmerisch. »So eine Figur...«, sagte sie leise, »... ach, wenn ich die nur mal einen Tag meines Lebens gehabt hätte!« Dann wurde sie wieder geschäftig. »Hier, schau mal. Es ist wie ein Höschen und ein Hemd in einem einzigen Teil. Steig mal hinein ....«
Sie half Leandra, die beide Beine durch die dafür vorgesehenen Öffnungen streckte, dann streifte sie es über den Bauch und die Brust bis hinauf zum Hals. Im ersten Augenblick war es sehr kühl, nahm aber in wenigen Sekunden die Temperatur ihres Körpers an. Hilda machte sich an den Schulterverschlüssen zu schaffen.
»Warte mal, hier kann man es ein wenig einstellen ...« Sie klemmte geschäftig die Zunge in den Mundwinkel und hatte es dann schon geschafft. Sie trat drei Schritte zurück und stöhnte wohlig auf.
»Unglaublich, Kindchen!«, rief sie entzückt und schlug die Hände zusammen.
Sie eilte davon, zog hinter einer Wandverkleidung einen großen Spiegel hervor, nahm dann die Öllampe und stellte sich neben den Spiegel. »Na, komm schon!«, rief sie begeistert. »Und halte die Luft an!«
Leandra war mitgerissen von Hildas Begeisterung und eilte zum Spiegel. Als sie davorstand, schluckte sie.
Sie hatte sich noch nie in einem so großen Spiegel betrachtet - jedenfalls nicht in den letzten Jahren. Plötzlich verstand sie, was Hellami gemeint hatte, als sie behauptete, sie hätte einen sehr aufregenden Körper. Ganz entgegen ihrer Gewohnheiten gefiel sie sich in diesem Augenblick wirklich. Sie hatte schlanke lange Beine, schmale Hüften, eine nicht zu enge Taille, einen kräftigen Brustkorb und hohe Schultern. Das Kettenhemd saß, als wäre es eigens für sie gemacht. Sie strich mit
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