Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
wurde sich immer klarer darüber, dass man ihm nichts vormachen konnte.
Seine Blicke huschten zwischen ihr und Hilda hin und her. »Wir haben ja gesehen, wie gut du das kannst, Hilda!
Also, ab jetzt herrscht wirkliches Schweigen, hast du verstanden? Ich stelle dich hiermit unter den Eid der Gilde!«
Sie erschauerte. »Aber ja, aber ja, Herr Magier! Es tut mir so Leid ...«
Munuel runzelte die Stirn. »Also, was gibt es denn noch?«
Hilda sah sich verstohlen um, zupfte Munuel am Ärmel und zog ihn an einen Platz zwischen einem großen Baum und der Seitenwand einer Verkaufsbude. Leandra folgte ihnen. »Also ...«, sagte sie dann und begann in ihrer Rocktasche zu kramen. Sie förderte eine kleine steife Lederhülle zutage, in der eine Pergamentrolle steckte.
»Nachdem Leandra weg war, ist mir noch etwas eingefallen.« Sie gab Munuel die Rolle. Er öffnete sie neugierig und betrachtete einen kurzen verschnörkelten Text auf einem altersbraunen, ledrigen Pergament.
»Die Dame«, sagte Hilda, »der einmal diese Sachen gehörten, gab mir diese Rolle, als ich die Rüstung von ihr kaufte. Sie sagte, sie gehöre dazu. Was das Pergament für einen Sinn hat, wusste ich nicht. Sie sagte auch nichts dazu. Heute allerdings kam mir ein Gedanke. Es gab früher einige Tharuler Waffen und Rüstungen, deren Stahl über einem Feuer geschmiedet worden war, in denen sich glühende Wolodit-Steine befanden. Kennt Ihr Wolodit, Herr Magier?«
Munuel nickte, während er den Text eingehend studierte.
»Es heißt«, fuhr Hilda fort, »dass dieser Stahl magische Eigenschaften besessen haben soll. Ich habe nie einen solchen Stahl gesehen, und mancher sagt auch, es wäre eine Sage, denn kein Feuer wäre heiß genug, Wolodit zum Glühen zu bringen.«
Munuel nickte abermals, nahm die Augen aber nicht von dem Text, den er las. Sein Gesichtsausdruck verriet neugierige Faszination.
»Ich weiß nicht, ob es nur ein Hirngespinst von mir ist«, sagte Hilda. »Aber es könnte ja sein, dass diese Rolle ...
nun, Ihr versteht sicher, was ich meine, Herr Magier!«
Munuel nickte und faltete die Rolle wieder zusammen. Er zog seinen Geldbeutel hervor. »Was bekommst du dafür?«
Hilda trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. »Aber nein - nichts, natürlich! Was soll ich denn mit dieser Rolle?« Sie begann wieder zu grinsen und drückte sich kurz an Leandra. »Passt mir nur gut auf unsere kleine Prinzessin auf. Der schönste Lohn wäre, wenn der Inhalt dieses Pergaments ihr eines Tages einen wirklichen Nutzen bringen würde! Also, ich meine natürlich ...«
»Du bist eine gute Frau, Hilda!«, sagte Munuel. Er verstrahlte wieder einmal eine ungeheure Autorität, fand Leandra. Hilda verbeugte sich fast bis zum Boden. »Wir müssen nun aufbrechen«, fuhr Munuel fort und sah gen Himmel. »Es ist Nachmittag, wir werden noch einige Stunden reiten können. Also, leb wohl, junge Frau. Und denk an deinen Eid!«
Munuel nahm Leandra beim Arm, winkte Hilda zum Abschied und führte Leandra vom Marktplatz fort. Leandra spürte schon, dass sich etwas zusammenbraute. Aber noch war es nicht soweit.
Sie marschierten zum Stallmeister und lösten die Pferde aus. Dann verschnürten sie ihre Bündel, saßen auf und verließen Waidenbruch in Richtung Westen.
Nach einer halben Stunde in flotter Gangart verlangsamten sie ihren Ritt und trabten in gemäßigtem Tempo weiter.
»Ich muss mit dir reden, Leandra!«, sagte er.
Sie presste ihren Atem zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Donnerwetter kam. »Ja?«
»Ich will dir zugute halten, dass du unsere Geheimnisse wenigstens nicht einer Person erzählt hast, die des Vertrauens nicht würdig ist, aber trotzdem: So etwas kannst du nicht tun! Auch nicht, wenn es sich um so ein kostbares Stück handelt, wie du es nun trägst.«
Leandra wollte ihm widersprechen, denn kaum ein Preis erschien ihr für diese außergewöhnliche Kleidung zu hoch. Zumal es da offenbar noch ein Geheimnis gab, das in dieser Pergamentrolle enthalten war ...
»Was hast du ihr erzählt?«, fragte Munuel und sah sie direkt an.
Seine Laune würde keinen Schwindel dulden, das wusste sie. »Ich ... ich habe ihr Andeutungen gemacht«, gab sie kleinlaut zu. »Dass wir zwei in einer geheimen und gefährlichen Sache unterwegs sind. Und dass mein Schwert kein gewöhnliches ist.«
»Sonst nichts?«
Sie dachte nach, kam aber auf nichts Wesentliches. »Nein, ich glaube nicht.«
»Nichts
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