Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
ihr vorbeigekommen seid, dann kann mich nichts daran hindern, dich zu besuchen!
Ich verspreche es!«
Hilda nickte, sie hatte eine Träne im Auge. »Ich werde mein Versprechen auch halten, Kindchen, und ...«
»Was?«
»Zeig dich keinem Mann in diesem Kettenhemd! Der würde verrückt werden ...!«
Leandra lachte. »Keine Sorge, das ist nicht nötig!«
Sie verließ den Wagen und ließ die pummelige Frau mit einem Fragezeichen im Gesicht zurück.
Als sie Munuel am Rand des Marktplatzes wiedertraf, begrüßte er sie mit einem erstaunten Gesichtsausdruck.
Sie hatte gehofft, ihm würde nicht gleich auffallen, was sie da trug, aber das war ein naiver Gedanke. Allein die Perlen im Haar wiesen auf manches hin.
Er nickte anerkennend. »Das ist ein ziemlich teures Stück, mein Kind!«
Sie hielt ihr altes Kleiderbündel und die Jambala vor die Brust erhoben und wollte sich seinen Blicken entziehen.
Aber er ließ sich nicht beirren und nahm ihr das Bündel ab. Dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete sie.
Er fuhr mit der Hand den Saum ihres Lederwamses entlang.
»Was ist das an deinem Hals? Ein Kettenhemd?« Er nahm es sich heraus, den Wams ein Stück zur Seite zu ziehen, und pfiff leise durch die Zähne. »Hast du einen Verehrer gefunden? Einen reichen Prinzen vielleicht?«
»Ich ...? Nein, äh ...«
»Das ist eine Tharuler Rüstung. Nun, sechshundert, schätze ich. Mindestens. Wo hast du das bloß her?«
Leandra sah, dass es keinen Sinn hatte, ihm etwas vormachen zu wollen. »Von Hilda«, sagte sie.
»Hilda?«, fragte Munuel gedehnt. »Noch eine Freundin?«
Leandra lächelte und nickte. »Ja, stimmt. Hilda hatte einen langgehegten Traum und ...« Sie lachte leise auf. »Und eine leider viel zu füllige Hüfte.«
»Und?«
»Nun, ich wurde ihr Püppchen.«
Munuel nickte. »Du siehst wirklich sehr hübsch aus«, stellte er fest und ließ es großzügig bei Leandras Andeutungen bewenden. »Hübscher, als ich mich je erinnern könnte. Und du duftest.«
Leandra seufzte. Munuel war ein Mann von Welt. Sie wollte ihn umarmen, aber sie unterdrückte den Impuls. Sie standen noch immer am Rand des Marktplatzes. Sie fragte sich, welch seltsame Fügung es doch war, die ihr inmitten von so viel Leid, Trauer und Gefahr gleichsam so viel Erhebendes bescherte. Nie zuvor hatte sie eine Zeit von solcher Intensität erlebt, ein unerhörtes Wechselbad von Gefühlen. Im Guten wie im Schlechten.
Sie seufzte und hakte sich bei Munuel unter, wie sie es zuvor bei Bert getan hatte. »Lass uns aufbrechen, großer Magier«, sagte sie. »Sonst fange ich noch zu heulen an.«
Sie wandten sich um und begannen über den Marktplatz zu schlendern. Als Leandra mitbekam, dass einige Männer sie anstarrten, wünschte sie sich, vielleicht doch ein wenig unauffälliger auszusehen.
Munuel hatte Vorräte und Ausrüstungsgegenstände gekauft, und als er sah, dass Leandra kein Geld mehr hatte, machten sie noch einen Rundgang und kauften alles Notwendige. Kochgeschirr, einen kleinen Essensvorrat für ein paar Tage, einen Packsack für das Pferd und ein wenig einfache Wäsche. Sie stellte keinerlei Ansprüche, denn ihr war klar, dass sie für diesen einen Tag hundertfach mehr bekommen hatte, als ihr zustand. Als sie den Markt verlassen wollten, hörten sie hinter sich Leandras Namen rufen.
Sie drehten sich beide um und sahen Hilda heraneilen.
Die ältere Frau war gleich heran und blieb schnaufend stehen. »Guten Tag, Herr Magier!«, sagte sie mit respektvollem Senken des Blicks und schlug sich dann gleich erschrocken die Hand vor den Mund.
Munuel warf Leandra einen missbilligenden Blick zu.
Hilda blickte Leandra betroffen an, und Leandra sah mit gleichem Gesichtsausdruck zu Munuel. Sie zuckte entschuldigend die Achseln. »Es tut mir Leid, Munuel. Wir haben ein wenig geplaudert, und da ist mir herausgerutscht, dass wir Gildenmitglieder sind ...«
Munuel nickte streng. »Schon gut«, sagte er und wandte sich wieder Hilda zu. Sein Gesichtsausdruck blieb bei gehöriger Strenge. »Du bist also Hilda, junge Dame!«, sagte er, und Hilda, sehr geschmeichelt, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ja, Herr Magier. Zusammen mit meinem Bruder Bert biete ich Waffen aus Tharul feil.«
Munuel nickte verstehend. »Weiß dein Bruder etwa auch, dass wir Magier sind?«
Hilda machte entsetzte Augen. »Nein, bei den Kräften! Als Leandra das herausgerutscht war, hat sie mich verpflichtet, kein Wort weiterzusagen ....«
Leandra beobachtete Munuel und
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