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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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die Jambala versteckt hatte. Sie zog das Bündel heraus, entrollte mit einem Schwung das Leintuch, in das die Schwertscheide gewickelt war, hüpfte aufs Bett und zog klirrend die Klinge hervor. Sie hielt sie hoch über den Kopf.
    Die Jambala blitzte heiß im Licht des Feuers auf, und in diesem Moment empfand auch Munuel das überwältigende Gefühl, dass dieses Schwert lebte.
    »Ich bin ganz sicher, dass dies eine ehrenvolle Tat ist und sie mich nicht im Stich lassen würde! Nein, das würde sie nicht! Sie hat eine edle Seele, diese Waffe -und sie wüsste, dass ich gegen ein großes Unrecht kämpfen würde!«
    »Leandra! Bist du von Sinnen? Steck dieses Schwert weg!«
    Sie baute sich drohend vor ihm auf. »Was erwartest du von mir?«, rief sie ihm entgegen. »Dass ich mit dir und diesem Schwert das Land retten soll - dieses Land? Und dabei all die hässlichen Dinge übersehe wie zum Beispiel ein paar arme Hunde, die hier und da mal eben sterben müssen? Ist es das, was du von mir erwartest?«
    Munuel fühlte sich plötzlich, als hätte ihn jemand mit einem Knüppel windelweich geschlagen. Er ließ sich kraftlos aufs Bett sinken. Leandra hatte Recht. Sie war ein Kind und empfand den Lauf der Welt aus dessen einfacher Sicht. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber hatte sie damit nicht Recht? Waren große Taten etwas wert, wenn sie eine Welt mühevoll zusammenhielten, dabei aber überall Menschen über die Kante ins Nichts stürzten?
    »Was ist nun, Magier?«, fragte sie höhnisch.
    »Unterlass' bitte diesen herablassenden Ton!«, zischte er sie an. Dann blickte er zu Boden und dachte nach.
    Leandra stand eine Weile in ihrer lächerlichen Pose da, im Abendkleid auf dem Bett stehend, die mächtige Jambala in der Rechten. Aber sie stand in dem klaren Bewusstsein, richtig gehandelt zu haben. Dann kletterte sie vom Bett herunter und stellte sich vor Munuel. Sie sah ihm an, dass er bereit war, seine Meinung zu ändern.
    Als sie die Jambala in die Scheide stecken wollte, zögerte sie kurz und sah das Schwert einige Sekunden lang unschlüssig an. Dann jedoch steckte sie es zurück und warf es aufs Bett.
    »Was ist mit diesem Lorin von Jacklor?«, fragte sie.
    »Was meinst du?«
    »Du scheinst viel über ihn zu wissen. Ich denke, wir sollten ihm einen kleinen Besuch abstatten und ihm ein bisschen Dampf machen!«
    Das brachte Munuel auf einen ganz neuen Gedanken. Er war davon ausgegangen, Leandra wolle von ihm verlangen, diesen Victor mit einem Großaufgebot an Magie aus seiner Zelle herauszuschlagen. Nein, so hätte das gewiss keinen Sinn gehabt. Aber Lorin unter Druck zu setzen - ja, das war vielleicht ein Ausweg! Munuel wusste genug über diesen niederträchtigen Halunken, um ihm gehörig Angst zu machen. Vielleicht gelang es ihnen auf diese Weise, diesen armen Hund von Victor freizupressen.
    Munuel erhob sich. »Also gut, Leandra. Ich will es versuchen. Aber dafür habe ich etwas gut bei dir, hörst du?«
    »Bei mir? Ich würde vorschlagen, du hältst dich an diesen armen Teufel! Der ist dir zu Dank verpflichtet, wenn du es schaffst - nicht ich!«
    »Doch, du auch!«, beharrte Munuel. »Ich tue es allein dir zuliebe. Ich habe nicht die Zeit, mich um die Belange der ganzen Welt zu kümmern! Du weißt, dass wir nach Norden zum Mogellwald wollen. Also, was ist?«
    Leandra seufzte. »Na gut. Was willst du also?«
    Munuel stemmte die Fäuste in die Hüften. »Erstens: Dieses Schwert bleibt ab sofort in seiner Scheide. Niemand darf wissen, dass du es bei dir hast. Würde das bis zu unseren Gegnern vordringen, dann würden sich unsere Probleme vervielfachen. Dein Eintreten für diesen armen Kerl ist sehr ehrenhaft, aber du musst endlich lernen, dass die Jambala eine Waffe für höhere Aufgaben ist, verstanden?«
    Leandra dachte einen Moment nach, dann zuckte sie seufzend die Schultern. »Gut. Ich verspreche es.«
    »Zweitens: Bis wir zum Mogellwald kommen, will ich dich jeden Tag deine Formeln und Iterationen büffeln sehen. Du musst in der Lage sein, dich wenigstens verteidigen zu können. Die Jambala kann dich nicht vor Angriffen durch Magie schützen, oder jedenfalls nur sehr bedingt. Da du als Trägerin dieses Schwertes zwangsläufig in die Auseinandersetzungen mit einbezogen sein wirst, ist niemandem damit gedient, wenn du dich gleich bei deinem ersten Kampf von dieser Welt verabschiedest.«
    Leandra sah ihn erstaunt an.
    »Was ist?«
    »Ich... äh...«
    Munuel machte einen raschen Sprung, warf sie aufs Bett, zog sein kleines Messer

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