Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
aufhielt.
Vielleicht war ein besonderer Gast da, jemand, der auf der Flucht war und vielleicht nichts von einer Verfolgung durch diese Wesen wusste.«
Der Mann musterte sie. »Ihr seid Magier?«
Leandra nickte eifrig. »Ich bin nur eine Adeptin, aber Munuel ist ein großer Meister! Du hättest ihn gestern erleben sollen! Er hat mit zwei Freunden den ganzen Zug dieser Schattenwesen in die Hölle zurückgejagt!«
»Ihr wisst also von den finsteren Monstern!«, flüsterte er.
»Ja«, sagte Leandra. »Sag - ist dir jemand Besonderes aufgefallen, der in dieser Nacht in dem Gasthof war?«
»Wenn Ihr Magier seid, warum fragt Ihr nicht das Trivocum? Oder die Überreste des Gasthofs? Könnt Ihr nicht aus den Leichen etwas herauslesen?«
»Du weißt etwas vom Trivocum?«, fragte Leandra erstaunt.
»Ja, ich weiß so manches. Ich bin Dichter. Ich habe viel gelesen.«
Munuel kniete sich hinzu. »Das Feuer ist eine Elementargewalt«, erklärte er. »Was vom Feuer vernichtet wurde, ist für uns Magier so tot wie ein Stein. Es besitzt keine Aura mehr.«
»Ja, das stimmt. Ihr seid also tatsächlich Magier.«
»Was ist nun, ist dir jemand aufgefallen?«
»Und ob mir jemand aufgefallen ist! Tief in der Nacht kamen drei Reiter. Ich habe ihre Pferde in den Stall gebracht und die Wirtin geweckt. Ich hab sie genau gesehen und mit ihnen gesprochen!«
»Und? Weißt du, wer sie waren?«
Victor schwieg eine Weile, starrte sie dabei mit immer härter werdendem Blick an. »Ihr habt eine einzige Möglichkeit, das zu erfahren«, zischte er. »Eine einzige! Holt mich hier raus - und ich erzähle Euch jede Winzigkeit!«
Munuel fuhr hoch. »Wie sollen wir das tun? Du bist ja verrückt!«
Der Mann fuhr hoch. »Verrückt? Wenn ich um mein Leben kämpfe? Du dämlicher Hund! Das ist die einzige Chance, die ich noch habe - wenn es überhaupt eine ist!«
»Sag es uns, und wir wollen sehen, was wir tun können«, versprach Leandra.
Er schüttelte kalt lächelnd den Kopf. »Nein, Euer Hochwohlgeboren. Ich will verdammt sein, wenn ich das tue!
Ich biete Euch diese einzige Chance. Eine für Euch, eine für mich. Ihr seid Magier - Ihr hättet die Macht! Holt mich hier raus, und ich werde Euch für den Rest Eures Lebens die Stiefel küssen. Tut Ihr es nicht - dann leckt mich am Arsch!«
Das war deutlich. Leandra erhob sich. Sie sah Munuel ratlos an. Der Magier wandte sich um und verließ wortlos die Zelle. Leandra sah noch einmal zu dem Gefangenen, zuckte die Schultern und folgte dann Munuel.
19 ♦ Kodex
V erdammt!«, fluchte Munuel. »Ich bin doch nicht verrückt und hole diesen Drecksack aus seiner Zelle! Du meine Güte! Man würde uns jagen wie die Hasen! Das wäre ein Verbrechen! Von Jacklor würde sofort wissen, wer das war!«
Sie saßen zusammen in Leandras Gemach auf dem breiten Bett. Im Kamin prasselte ein Feuer. Sie sah ihn nur an.
»Du brauchst gar nichts zu sagen!« Abwehrend hob er die Hände. »Ich brauche nur in deine Augen zu sehen und weiß, was du von mit erwartest. Vergiss es!«
Sie sagte immer noch nichts.
»Was, beim Stygium, findest du an diesem verlausten Kerl?«
»Was ich an ihm finde? Gar nichts! Aber es stinkt mir, dass er einfach so umgebracht werden soll. Für nichts!
Das stinkt mir gewaltig! Er ist unschuldig! Das sollte eigentlich auch dir etwas ausmachen!«
Munuel erhob sich und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Ja doch! Es macht mir was aus! Aber was soll ich tun? Ich wäre ein Vogelfreier, wenn ich ihn befreien würde - und du auch! Er ist ein rechtmäßig zum Tode Verurteilter.«
»Rechtmäßig nennst du das? Ich nenne es einen Verrat! Ein Verbrechen!«
Munuel stöhnte. »Ihr Frauen denkt immer mit dem Bauch, nie mit dem Kopf! Hast du dir überlegt, wie schön ein Leben auf der Flucht wäre? Irgendwann würden sie uns kriegen und ihn mit Sicherheit auch. Außerdem verstößt eine solche Tat gegen unseren Ehrenkodex. Nein, nein. Da ist nichts zu machen!«
Leandra wandte sich wütend ab. »Ein schöner Ehrenkodex ist das! Vielen Dank, da verzichte ich lieber auf die Ehre, Mitglied in der Gilde zu sein!« Plötzlich fuhr sie herum und sah ihn scharf an. »Wenn du's nicht machst, dann tue ich es!«
»Waas?«
Leandra war ziemlich in Fahrt. Sie sprang auf. »Du hast richtig gehört, Tattergreis! Geh doch nach Hause zu deinem Ordenshaus! Ich werde den armen Teufel aus seiner Zelle holen!«
»Ha! Du Früchtchen! So viel Macht hast du gar nicht!«
Leandra langte unter die Matratze, wo sie
Weitere Kostenlose Bücher