Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
angesichts dieses Hahnenkampfes, der sich da abzeichnete.
»Also gut, Mädchen«, seufzte er. »Was ist mit dem Ordenshaus? Gibt es hier eins?«
Sie nickte, noch immer stand Wut in ihrem hübschen Gesicht. »Ja. Phygrier, wie du sagtest. Wir waren noch nicht dort. Der Gildenmeister heißt Tharlas.«
Munuel zog die Brauen hoch. »Tharlas?« Er nickte befriedigt. »Ja, Tharlas ist ein Mann von gutem Ruf. Ich habe schon von ihm gehört.«
»Gut. Gehen wir jetzt dorthin?«
»Gleich. Zuvor noch eine Frage.«
Sie nickte ihm aufmunternd zu.
»Du hältst diesen Jacko für vertrauenswürdig?«
Sie überlegte einen Moment. »Er ist etwas geheimnisvoll«, gab sie zu. »Aber nicht in dem Sinne, dass er auf der anderen Seite stehen könnte, verstehst du? Ich weiß nicht, was er tut. Könnte sein, er ist so etwas wie ein ...
Schurke.«
»Ein Schurke?«
Sie wackelte mit dem Kopf. »Ja, so einer von der edlen Sorte. Beschützer der Armen und Schwachen. Schrecken der Mächtigen und Reichen, du weißt schon. So wirkt er jedenfalls auf mich.«
»Tatsächlich?« Er sah wieder zum Durchgang hinüber. »Klingt eher nach einem romantischen Märchen für junge Mädchen.«
Sie maß ihn mit einem giftigen Blick. »Könntest du bitte deinen Spott unterlassen, ja?«
Er hob abwehrend die Hände und lächelte sie väterlich an. »Entschuldige, kleine Prinzessin. Also, wenn du denkst...«
»Ja, denke ich!«, sagte sie, schon wieder etwas milder gestimmt. Die Anrede hatte seine Wirkung getan, bemerkte Munuel.
»Ich bin sicher, er ist ein ziemlich guter Schwertkämpfer«, sagte sie. »Er hat einen Zweihänder dabei, gegen den wirkt die Jambala wie ein Kartoffelmesser!«
Munuel nickte anerkennend.
»Na ja, so schlimm ist es auch wieder nicht. Aber es ist ein ziemlich großes Schwert. So ein Ding schleppt keiner mit sich herum, um Radieschen zu schälen. Jedenfalls nicht so einer wie Jacko. Und ich habe das Gefühl, er hat Erfahrung ... also, ich meine ...«
»Du meinst, er wäre vielleicht ein guter Stratege?«
»Ja, genau. Das wollte ich sagen.«
Munuel nickte. »Ja, das könnte ich mir sogar auch vorstellen. Aus welchen Gründen hat er zugesagt, mit uns kommen zu wollen?«
Leandra blickte ihn an und überlegte, ob sie ihm das irgendwie beschreiben könnte. »Ich habe ihm keine andere Möglichkeit gelassen«, sagte sie und ihre Augen verrieten Munuel, dass er sich weitere Fragen besser sparte.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Also gut«, sagte er. »Ich will das Wagnis eingehen. Zu viert sind unsere Chancen, durch den Mogellwald zu kommen, deutlich besser. Ich werde jetzt das Ordenshaus aufsuchen und mich erkundigen, ob wir von Tharlas noch Unterstützung bekommen. Du wirst inzwischen mit Victor diesen Jacko über unser Ziel aufklären. Wenn er dann immer noch mitkommen will, soll es mir recht sein.«
»Soll ich ihm wirklich alles sagen?«
»Nein, nicht alles. Dafür ist noch Zeit genug, wenn wir unterwegs sind, und mehr Vertrauen zu ihm gefasst haben.«
»Und wir gehen jetzt wirklich in diesen Mogellwald hinein? Hattest du nicht einmal einen Trick erwähnt?«
Munuel kratzte sich an der Nasenspitze. »Das will ich jetzt versuchen herauszufinden. Lass mir noch etwas Zeit. Es ist eine haarige Geschichte, weißt du?«
Leandra nickte. »Also gut, dann treffen wir uns später wieder hier?«
»Ja. In etwa zwei Stunden.«
Die Phygrier waren ein alter Magierorden, die dem Cambrischen Orden schon immer sehr nahe standen.
Während sich die Cambrier hauptsächlich auf die Beherrschung der Wasser- und Erdmagien konzentrierten, war es bei den Phygriern die Eismagie. Sie verfügten über mächtige Kampfzauber, und aus den Reihen der Phygrier gingen schon seit alters die Regulatoren hervor - jene Magier, die sich im Auftrag der Gilde um abtrünnige, ehrlose und geächtete Magier kümmerten, die mit dem Kodex gebrochen hatten und nur noch zum eigenen Vorteil handelten. Ein weiterer Unterschied bestand darin, dass es im Einflussgebiet der Phygrier keine richtigen Dorfmagier gab. Die hier ansässigen Magier lebten als Einsiedler an Waldrändern, Wegscheiden oder Berghängen, und man suchte sie dort auf, wenn man sie um ihre Dienste bitten wollte. Wie Munuel nun allerdings erfahren hatte, gab es offenbar nicht einmal das mehr.
Das Ordenshaus war ein schmucker kleiner Steinbau mit einem ummauerten Innenhof. Ein Bettler, der allerdings ziemlich wohlgenährt und gut gekleidet aussah, berichtete Munuel nach einer milden Gabe, dass es
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