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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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aber er spürte, dass es eigentlich nur um die Befriedigung ihrer Lust gegangen war. Das Erlebnis war aufregend genug gewesen, aber als sie in seinen Armen lag, stieg die Befürchtung in ihm auf, dass sie ihn wieder verstoßen könnte. Dann klammerten sich seine Gedanken daran fest, dass sie eigentlich Jacko hätte wählen müssen, wenn es nur um die pure Lust gegangen wäre. Mochte sie ihn, Victor, vielleicht doch mehr, als sie zugeben wollte ...?
    »Was ist, Victor?«, fragte sie leise.
    »Es war schön«, antwortete er.
    Sie erwiderte eine Weile nichts, dann sagte sie: »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Liebst du mich?«
    Seine Antwort auf diese Frage, das spürte er spontan, würde alles entscheiden. »Kein bisschen«, erwiderte er mit gespielter Gelassenheit und war schon in diesem Augenblick froh über seine Antwort. »Es ist nur ...«
    »Was denn?«
    »Du bist so schön. Das bringt mich so durcheinander, weißt du?«
    Sie ließ ein kleines Lachen hören und schmiegte sich fester an ihn.

36 ♦ Canimbra
    V ictor musste sich strecken, um die Fackel entgegenzunehmen, die ihm Jacko gerade heraufreichte. Er reichte sie weiter zu Munuel, der noch ein Stück höher stand, drehte sich dann wieder um und nahm die nächste entgegen.
    Sie hatten sich dazu entschieden, kein magisches Licht zu machen, obwohl es hier sicher praktischer gewesen wäre. Aber sie verließen nun die relative Sicherheit der Tempelstadt und stiegen über ein System von geborstenen Treppen und Durchgängen in den Haupttrakt des Tempels hinauf. Niemand wusste, was sie dort erwarten mochte, und falls es etwas gab, das sich gegen sie stellte, wollten sie so lange wie möglich unbemerkt bleiben.
    Victor blickte hinauf zu Leandra, die vorausgegangen war. Sie hatte den Yhalmudt bei sich und sollte versuchen, zusammen mit ihm und der Jambala die Canimbra aufzuspüren, die sich nach Munuels Überzeugung in unmittelbarer Nähe befinden musste. Wie von einer geheimnisvollen Kraft getrieben, stieß Leandra immer tiefer in das undurchschaubare Gewirr von eingestürzten Wänden, Mauern, Gängen und Treppenfluchten vor.
    Inzwischen glaubte auch Victor, dass es sie tatsächlich in eine bestimmte Richtung zog.
    Sie stand dort oben, hielt die Rechte auf dem Griff der Jambala und in der anderen Hand den Yhalmudt. Sie wirkte sehr konzentriert, nahm keine Notiz von irgendetwas anderem. Schon gar nicht von ihm.
    Ein schmerzliches Gefühl hielt ihn schon den ganzen Morgen in seinem kalten Griff. Es war genau so gekommen, wie er es befürchtet hatte: Sie waren letzte Nacht noch eng umschlungen zurück zu ihrem Lager gegangen, und er hatte einen letzten Kuss von ihr bekommen. Am Morgen war alles wie weggewischt. Sie war nicht unfreundlich gewesen, hatte ihn aber fast völlig ignoriert. Ihre Laune war bestens, sie hatte den anderen von ihrer Begegnung mit dem Drachen berichtet, hatte jedem versichert, dass es ihr wieder besser ging, mit den anderen Männern gescherzt - aber ihm hatte sie kaum einen Blick geschenkt.
    Es tat weh, sie nicht umarmen zu dürfen, ihr nicht sagen zu können, wie sehr er sie liebte. Die anderen sprachen ihn an, was mit ihm wäre; er grunzte nur, war unfähig, den gut gelaunten, fröhlichen Victor zu spielen, der er sonst immer war. Eine schreckliche Situation. Er war heilfroh, als sie dann aufbrachen und sich einer anderen Sache zuwandten, auf die er sich konzentrieren konnte. Seine Wehmut hatte er in Verbissenheit umgemünzt, und nun war er grimmig entschlossen, jeden Widersacher, der sich ihnen in den Weg stellen wollte, mit seinem Tharuler Schwert in kleine Stücke zu hauen.
    »Aufgepasst!«, erklang Jackos Stimme. Victor folgte rasch seinem deutenden Finger, und gleich darauf sah er es.
    Es war irgendein Tier, so groß wie ein kleiner Hund, das hinter einem Trümmerblock hockte. Es war oben bei Leandra. Sie stand auf ebenem Boden in einer flachen Halle, die in die Ferne führte - wohin, das wusste niemand. Leise klirrend zog sie die Jambala und machte sich für einen Angriff bereit. Er wäre am liebsten zu ihr hinauf gestürzt, aber er wollte sich nicht lächerlich machen. Sie wirkte kühl und kaum beunruhigt; irgendeiner übergroßen Kakerlake mit ihrer Jambala den Garaus zu machen, dazu bedurfte es nicht seiner Hilfe.
    Plötzlich aber waren noch ein paar andere dieser Tiere zu sehen - und insgeheim hieß er sie willkommen. Er befand sich nicht viel tiefer als Leandra, und die Augen der Biester funkelten aus der Dunkelheit

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